Hamburg. Der Verein spielt in dieser Saison in acht Bundesligen. Das Aushängeschild sind die Basketballer mit Trainerin Sükran Gencay.
„Meister 2020“ steht in goldenfarbenen Buchstaben auf dem neuen schwarzen T-Shirt Sükran Gencays. Die Trainerin der Basketballer des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV) ist derzeit die Vorzeigefrau des Stadtteilvereins, hat sie es doch geschafft, sich mit einer über die Jahre gewachsenen Mannschaft aus den Hamburger Stadtklassen bis in die Zweite Bundesliga Nord ProB zu werfen, der ersten Profiklasse im deutschen Basketball. Und weil das Wort „Profi“ beim ETV auf dem Index steht, rückt der Vorsitzende Frank Fechner gleich die Verhältnisse zurecht: „Wir sind und bleiben ein Amateurverein. Wir treiben Sport aus Leidenschaft und nicht, um mit ihm Geld zu verdienen.“
Fechner hat ins Sportzentrum an der Bundesstraße eingeladen, um den neuen sportlichen Stolz des Clubs zu präsentieren: Gleich acht Mannschaften treten in dieser Saison in überregionalen Spielklassen als ETV Hamburg an, im Baseball (Männer/2. Bundesliga Nord), Basketball, Floorball (Frauen- und Männer-Bundesliga), Fußball (A-Junioren-Bundesliga Nord), Softball (Frauen/Bundesliga Nord), Volleyball (2. Frauen-Bundesliga Nord) und Wasserball (Frauen-Bundesliga). Volleyballerinnen (3. Liga Nord) und Basketballer (Regional-
liga Nord) sind dieses Jahr als Tabellenerste bei Saisonabbruch aufgestiegen.
Profisport ist auch künftig nicht geplant
Kein anderer Hamburger Verein kommt auf diese Leistungsbreite. Der erste Schritt in den Professionalismus sei das jedoch nicht, betont Fechner, maximal Aufwandsentschädigungen zahle der Club. Viele Spielerinnen und Spieler müssten selbst ins Portemonnaie greifen. „Wir wollen auch künftig keinen Profisport.“ Das sei unter den 15.000 Mitgliedern seit Jahren Konsens.
Leistungssport hat der ETV aber immer in den 131 Jahren seiner Geschichte betrieben, Olympiateilnehmer, deutsche Welt- und Europameister gestellt – bezahlt hat er dabei niemanden. Auch Julius Thole und Clemens Wickler, 2019 Vizeweltmeister im Beachvolleyball, auf beide ist der ETV ebenfalls besonders stolz, kassieren nur Zuschüsse für Reisen und Trainingslager.
Kosten lässt sich der Verein seine Besten dennoch. Mit rund 100.000 Euro haben die Drittliga-Basketballer den größten Etat, Jugendfußballer (55.000) und Volleyballerinnen (50.000) folgen. Die Wasserballerinnen kommen mit 20.000 Euro aus, Floorballer, Frauen und Männer, mit zusammen 17.000 Euro, die Softballerinnen mit 10.000, die Baseballer mit 5000 Euro.
Die Fußballer finanzieren sich selbst
Die Gelder stammen aus unterschiedlichen Quellen. Während sich die Fußballer selbst finanzieren – zu 70 Prozent über Sponsoren, zu 30 Prozent aus einem Nachwuchstopf des Deutschen Fußball-Bundes –, die Volleyballerinnen zu fast 90 Prozent über Sponsoren, die Basketballer etwa zur Hälfte, die Floorballer zu 20 Prozent, sind Wasserballerinnen, Soft- und Baseballer auf die Hilfen des Vereins angewiesen. Allen drei Abteilungen fehlen externe Geldgeber, sie erhalten daher Zuschüsse aus dem Leistungssportfonds des ETV, in dem 60.000 Euro liegen. Die Wasserballerinnen unterstützt zudem der Förderverein Achtbarer Rückhalt e. V. Die Floorballer decken ein Teil ihres Etats über Zuschauereinnahmen, die drohen wegen der geltenden Zulassungsbeschränkungen für Hamburger Hallen ganz oder zu einem großen Teil wegzufallen.
Corona in Hamburg: Verbote und Lockerungen ab 1. September
Neben Verein, Sponsoren und Zuschauer haben Basketballer und Volleyballerinnen eine dritte Einnahmequelle aufgetan. Sie starteten auf verschiedenen Online-Plattformen ein Crowdfunding. Die Basketballer generierten rund 15.000 Euro, die Volleyballerinnen die Hälfte. Schon in den vergangenen Jahren hatte der ETV mit Erfolg Schwarmfinanzierungen für seine Jugendfußballer initiiert. „Das mögen zwar keine ganz großen Summen sein, sie helfen uns aber, die Kosten für den Leistungssport gegenüber unseren Mitgliedern verantworten zu können“, sagt Fechner. Auch die Sponsorenakquise lief trotz Corona erstaunlich gut. Basketballer und Volleyballerinnen waren überrascht, über die am Ende erstaunlich große Nachfrage.
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Der Erfolg des ETV beruht auf einer kontinuierlichen Jugendarbeit, modernen Sportstätten, Trainerinnen und Trainern, die seit Jahren für den Verein arbeiten – wie Gencay oder Volleyball-Coach Ulrich Kahl, der seit 18 Jahren dabei ist. Im Floorball, Softball und Wasserball gehört der ETV sogar zur deutschen Spitze.
Die Softballerinnen wurden 2019 deutscher Pokalsieger, die Floorballer, 2019 vom DOSB mit dem Grünen Band für exzellente Nachwuchsförderung ausgezeichnet, sind bei Frauen und Männern stets Kandidaten fürs Play-off-Halbfinale, die Wasserballerinnen stellen regelmäßig Nationalspielerinnen, aktuell Pauline Pannasch und Maren Hinz. Und die nächste Bundesliga-Mannschaft ist beim ETV schon in Vorbereitung. Die Basketballer wollen 2021 in die Jugend-Bundesliga.