Hamburg. Letzter Treffer könnte unangenehme Auswirkungen bis zur EM-Endrunde haben. Mehr als 10 Millionen TV-Zuschauer.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat durch das 2:4 gegen die Niederlande nicht nur ihre bisher makellose Bilanz in der EM-Qualifikation verspielt. Das letzte Gegentor in der Nachspielzeit könnte unangenehme Auswirkungen bis zur Endrunde im kommenden Sommer mit frühen Duellen gegen Top-Teams wie Frankreich oder Portugal haben. Aus eigener Kraft kann die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw wegen des verlorenen direkten Vergleichs mit Holland (3:2/2:4) nämlich nicht mehr Gruppensieger werden.
Vor allem nach der Pause zeigte das Oranje-Team seine Klasse, als es nach dem 0:1 noch zum 4:2 kam. „Wir haben weiter an uns geglaubt, haben weiter Fußball gespielt“, sagte Kapitän Virgil van Dijk. Und: „Wir waren überrascht, dass die Deutschen so zusammengefallen sind.“
10,07 Millionen Zuschauer sahen Niederlage des DFB-Teams
RTL bescherte die Übertragung der EM-Qualifikations-Partie am Freitagabend mit Abstand den Quotensieg, auch wenn Deutschland verlor. Im Durchschnitt sahen 9,64 Millionen die Live-Übertragung aus dem Volksparkstadion in Hamburg. Der Marktanteil lag bei 34,6 Prozent. Die erste Halbzeit des Spiels kam ab 20.45 Uhr auf im Schnitt 9,16 Millionen Zuschauer (31,8 Prozent), die zweite Halbzeit ab 21.45 Uhr sogar auf 10,07 Millionen (37,4 Prozent).
Nur als Erster der Qualifikationsgruppe C hätte man die Chance, bei der EM-Auslosung im Topf der besten sechs Teams gesetzt zu werden. Den entsprechenden Modus will die UEFA bald öffentlich machen. Sollte sich Deutschland als Gruppenzweiter für die EM qualifizieren, dürfte es bei der Los-Zeremonie am 30. November in Bukarest nur in Topf 2 oder sogar Topf 3 landen. Topf 4 ist wegen der bereits gesammelten Punkte derzeit unwahrscheinlich.
Frankreich, Belgien oder Portugal drohen in der Vorrunde
Damit würden für die Gruppenspiele im kommenden Sommer in München nach derzeitigem Stand Konstellationen mit beiden WM-Finalisten Frankreich und Kroatien oder den starken Belgiern und Portugal möglich sein. Als Quali-Gruppensieger zeichnen sich hingegen Gruppengegner der Kategorie Finnland, Österreich oder Tschechien ab.
Gruppenspiele gegen andere Gastgeber der Pan-Europa-EM wie Spanien, Italien, England, Holland oder Russland sind für die DFB-Elf nicht möglich. Sie spielen in der Gruppenphase bei einer EM-Teilnahme im eigenen Land. Ungarn als Co-Gastgeber der Gruppe F würde bei erfolgreicher Qualifikation hingegen sicher in der DFB-Gruppe sein.
Niederländer spotten: "Hamburg gehört wieder Oranje"
Nach dem Sieg ihrer Nationalmannschaft freuen sich auch die niederländischen Medien. Die Tageszeitung De Telegraaf spricht von einer "Wiederauferstehung" und schreibt: "Hamburg gehört wieder Oranje. Koeman und seine Männer bekamen, was sie verdienten. Oranje hatte mehr Inhalt, mehr Kreativität und traute sich, dominant zu spielen, während die Deutschen sich präsentierten wie ein paar Angsthasen. Am Ende bekamen sie den Lohn der Angst und die Niederlande drei Punkte.“
Das Algemeen Dagblad berichtet vom "sensationellen Auswärtssieg gegen Deutschland" und "einer starken zweiten Halbzeit".
"Es war, als ob ein Feuer aufflammte, ein Feuer von Fußball und Leidenschaft, ein Feuer, das das Stadion füllte", beschreibt die Zeitung De Volkskrant das Spiel gegen Deutschland. "Es war bisweilen bizarr zu sehen, wie das Stadion still wurde, weil Deutschland einfach stehen blieb, ohne Initiative, und zuschaute, wie die Niederlande den Ball spielten auf einem eigentlich zu schlechten Platz."
Volley statt Vollgas – Fanclub der DFB-Elf änderte Choreografie
Am Rande der Partie wurde bekannt, dass der Fanclub der Nationalmannschaft seine Choreographie vor dem EM-Qualifikationsspiel am Freitagabend kurzfristig änderte. Statt des Wortes Vollgas bildeten die Fußballfans im Hamburger Volksparkstadion mit Papptafeln den riesigen Schriftzug Volley. Darunter stand auf einem Banner: „Von Hamburg über München bis nach London“.
Wie der Deutsche Fußball-Bund am Sonnabend bestätigte, habe man mögliche Irritationen durch den Begriff Vollgas mit Blick auf die deutsche Geschichte vermeiden wollen. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.