Berlin. Im DFB-Pokal-Finale ist Meister Bayer Leverkusen gegen Kaiserslautern haushoher Favorit. Xabi Alonso will den fast perfekten Abschluss.

Selbst als am Freitagabend der Regen lautstark auf das Dach des Olympiastadions plätscherte, war Xabi Alonso noch deutlich zu hören. Er machte seinen Spielern Dampf, abwechselnd in deutscher, englischer und spanischer Sprache. Der Trainer des deutschen Meisters Bayer Leverkusen wollte ein intensives Abschlusstraining seiner Mannschaft vor dem DFB-Pokal-Finale heute Abend (20 Uhr, ARD, Sky) gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern sehen und lebte das auch vor. Schon bevor seine Spieler den Rasen betreten hatten, tat der Spanier das, was ihn zu seiner aktiven Zeit ausgezeichnet hat und was er jetzt noch im Alter von 42 Jahren so elegant und präzise wie kaum ein anderer kann: Er spielte diagonale Bälle über den ganzen Platz.

Alonso war anzumerken, dass er Wiedergutmachung nach der Schmach am Mittwochabend in Dublin haben möchte. Erstmals in dieser Saison hat Bayer Leverkusen Schwächen gezeigt und die erste Niederlage im 52. Pflichtspiel kassiert.

Beim überraschend deutlichen 0:3 im Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo

Der Triple-Traum der Leverkusener ist geplatzt.
Der Triple-Traum der Leverkusener ist geplatzt. © Federico Gambarini/dpa
Mit drei Toren Atalantas Matchwinner: Ademola Lookman.
Mit drei Toren Atalantas Matchwinner: Ademola Lookman. © Liam Mcburney/PA Wire/dpa
Leverkusen-Coach Xabi Alonso sah eine schwache Leistung seiner Mannschaft.
Leverkusen-Coach Xabi Alonso sah eine schwache Leistung seiner Mannschaft. © Frank Augstein/AP
Die Werkself um Florian Wirtz (l) und Amine Adli leistete sich ungewohnt viele einfache Fehler im Spielaufbau.
Die Werkself um Florian Wirtz (l) und Amine Adli leistete sich ungewohnt viele einfache Fehler im Spielaufbau. © Jan Woitas/dpa
Leverkusens Victor Boniface (r) kam zur zweiten Hälfte in die Partie, entscheidende Akzente konnte der Stürmer aber nicht mehr setzen.
Leverkusens Victor Boniface (r) kam zur zweiten Hälfte in die Partie, entscheidende Akzente konnte der Stürmer aber nicht mehr setzen. © Kirsty Wigglesworth/AP
Bayer-Verteidiger Piero Hincapié (r) im Laufduell mit Bergamos Charles De Ketelaere.
Bayer-Verteidiger Piero Hincapié (r) im Laufduell mit Bergamos Charles De Ketelaere. © Federico Gambarini/dpa
Matej Kovar stand wie in allen Pokalspielen dieser Saison auch gegen Atalanta im Leverkusener Tor.
Matej Kovar stand wie in allen Pokalspielen dieser Saison auch gegen Atalanta im Leverkusener Tor. © Jan Woitas/dpa
1/7

ließ der ungeschlagene deutsche Meister alles vermissen, was ihn in dieser herausragenden Spielzeit ausgezeichnet hat.

Bayer Leverkusen: Alonsos Plan ging nicht auf

Ein Novum war das Spiel in Dublin auch für den Trainer. Xabi Alonso hatte sein erstes Finale vercoacht. Sein Plan, gegen die zweikampfstarken Italiener zunächst ohne echten Mittelstürmer und Abräumer Robert Andrich zu spielen, ging nicht auf. „Wir haben alle nicht unsere beste Leistung gebracht. Alle, inklusive mir“, gab Alonso nach der Niederlage vor den Augen von ganz Fußball-Europa selbstkritisch zu.

Der Spanier hatte den lange als „Vizekusen“ verspotteten Klub in seiner ersten vollen Saison als Bayer-Trainer zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte geführt. Den Respekt seiner Spieler konnte sich der ehemalige Weltklasse-Fußballer nicht nur mit seinen atemberaubenden Diagonalpässen im Training erarbeiten. In Sachen Taktik und Personalauswahl bewies Alonso stets das richtige Gespür. Der ehemalige Welt- und Europameister hat neuen Glanz ins einst so spröde Leverkusen und in die Bundesliga gebracht. Topklubs wie der FC Bayern oder Real Madrid haben längst ein Auge auf ihn geworfen.

Bayer Leverkusen: Weitere Niederlage würde faden Beigeschmack hinterlassen

Mit einem Sieg im Pokalfinale gegen Kaiserslautern und dem Gewinn des Doubles würde die leise Kritik nach der Pleite gegen Bergamo schnell verstummen. „Wir müssen kämpfen und diesen Hunger haben. Ich hoffe, dass unser Wille nun noch ein bisschen größer ist, weil der Schmerz noch frisch ist“, fordert Alonso vor dem zweiten Finale innerhalb von drei Tagen.

Xabi Alonso musste sich im Europa-League-Finale mit der Silbermedaille zufrieden geben. Der Trainer von Bayer Leverkusen kann aber im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern das Double perfekt machen.
Xabi Alonso musste sich im Europa-League-Finale mit der Silbermedaille zufrieden geben. Der Trainer von Bayer Leverkusen kann aber im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern das Double perfekt machen. © SVEN SIMON | Anke Waelischmiller/Sven Simon

Die in diesem Jahr herausragende Siegermentalität seiner Mannschaft wird im Berliner Olympiastadion auf die Probe gestellt. Erstmals in dieser Saison steht Alonso unter Druck. Eine Niederlage gegen einen Zweitligisten würde einen faden Beigeschmack hinterlassen.

Leverkusen trifft in Berlin auf einen Gegner, der nicht im Ansatz die Qualität von Atalanta Bergamo besitzt, mit seinen zahlreichen Fans im Rücken aber darauf hofft, dass Bayer Leverkusen wieder sein altes „Vizekusen“-Gesicht zeigt. Alonso will genau das verhindern: „Es ist ein Finale, 2. Bundesliga bedeutet nichts, Favoritenrolle bedeutet nichts. Wir müssen Respekt vor ihnen haben.“