Hamburg. Hamburger triumphiert beim eigenen Event. Auch Sebastian Formella überzeugt und könnte für einen Kampf im Ausland interessant werden.
Beim Haspa Marathon am Sonntag war Yeison Juarez (22) nicht unter den Teilnehmern auszumachen. Nachvollziehbar, seinen Dauerlauf hatte der Venezolaner bereits am Sonnabendabend in der CU Arena absolviert, als er Nenad Stancic im Hauptkampf um die internationale deutsche Meisterschaft des Bunds Deutscher Berufsboxer über zehn Runden im Ring zu entkommen versuchte.
Allein: Die Fluchtstrategie ging nicht auf. Leichtgewichtler Stancic ließ sich nicht provozieren, blieb in der Initiative und krönte sich vor knapp 1000 Zuschauern in einem einstimmen Punkturteil zum Titelträger.
Boxen: Hamburger Nenad Stancic deutscher Meister im Leichtgewicht
„Ich war stärker, schneller und schöner“, sagte der 27-Jährige im Anschluss trotz sichtbar lädierten rechten Auges. Alles andere als ein Triumph des nun in 15 Duellen weiterhin unbesiegten Deutsch-Serben wäre auch ein äußerst unpassendes Ende der Veranstaltung mit neun Profikämpfen gewesen, schließlich ist Stancic zugleich Ausrichter gewesen.
Seine Ausrichtung im Ring musste er einem dem Niveau angemessenen Gegner dagegen justieren. „Ich konnte meinen ausgearbeiteten Plan nicht umsetzen. Es war schwierig, die Distanz zu finden, weil er ständig im Rückwärtsgang war“, sagte Stancic, der Juarez als „klugen und sehr beweglichen Boxer“ lobte.
Sebastian Formella gewinnt hochwertigsten Kampf des Abends in der CU Arena
Während der Südamerikaner an diesem Montag zurück in die Heimat fliegt, stehen für den Lokalmatador Regeneration sowie die Rückkehr in sein Büro als Geschäftsführer der Gebäudereinigungsfirma „Fresh & Clean“ an. Zum Jahresende will er erneut in den Ring steigen – abermals bei einem selbst organisierten Event in der CU Arena.
Sportlich setzte der Weltergewichtskampf von Sebastian Formella den Maßstab, der den mäßig starken Brasilianer Sergio dos Santos Carvalho (33) durch technischen K.o. nach der vierten Runde überzeugend besiegte und Großteile des Publikums, das vor allem „Hafen-Basti“ selbst in die Neugrabener Arena gezogen hatte, mit einem Flic-Flac vor der Urteilsverkündung zum Ausflippen brachte. Der 36-Jährige sorgt noch immer für Spaß, und den hat er auch selbst nicht verloren.
„Hafen-Basti“ möchte noch mal im Ausland boxen, London eine Option
„Ich genieße es immer noch, mich in der Vorbereitung zu quälen, auch wenn es schwieriger wird. Es bleibt aber ein geiles Gefühl, hier vor voller Hütte zu boxen“, sagte Formella, der sich am 6. Juli 2019 in der CU Arena zum Weltmeister des Verbands IBO gekrönt hatte. Einen Auswärtskampf würde er gern noch mal bestreiten. Angebote für einen Fight in London sollen Promoter Erol Ceylan (52) vorgelegen haben, zum Herbst hin könnte sich Option wieder ergeben.
Bis dahin ist es für Ammar Riad noch ein sehr weiter Weg. Schon der Weg in den Ring zurück war für den Olympiateilnehmer von 2021 schwierig genug. Nach den Spielen in Tokio war der gebürtige Iraker ins Profilager gewechselt, hatte aber bereits seinen zweiten Kampf verloren und danach die Karriere für zwei Jahre unterbrochen.
Boxen: Ammar Riad ist zurück im Ring und „will die Nummer eins werden“
„Nun bin ich wieder hungrig, so wie vor Olympia. Ich will wieder die Nummer eins werden“, sagte Riad nach seinem Erfolg durch technischen K.o. in der zweiten Runde im dritten Hauptkampf des Abends gegen den Georgier Mikhail Khitsischwili (35), einen klassischen Journeyman, der beinahe monatlich europaweit für kleine Börse als Aufbaugegner dient.
Allerdings hatte der Außenseiter dem mit offenem Visier boxenden Riad zeitweise zugesetzt. „Ich habe ihn unterschätzt“, sagte der Hamburger über den Rivalen, der erst fünf Tage zuvor zugesagt hatte, nachdem fünf andere potenzielle Gegner zurückgezogen hatten.
Zweite Auflage von „Hamburg schlägt zu“ mit Schwergewichtler Peter Kadiru?
Einen Rückzug aus Neugraben planen Stancic und sein Geschäftspartner Samuel Louca (30) dagegen nicht. „Wir sind super zufrieden, wie es bei der Premiere gelaufen ist“, sagte Louca. Abgesehen von einigen Kinderkrankheiten ging das Event weitgehend störungsfrei über die Bühne.
Für eine potenzielle zweite Auflage von „Hamburg schlägt zu“ soll dem Vernehmen nach auch der Hamburger Schwergewichtsprofi Peter Kadiru Interesse an einer Teilnahme gezeigt haben, war zu hören. Bis es so weit kommt, ist allerdings noch ein Marathon an Training und Verhandlungen nötig.