Hamburg. Hamburgs Sportler des Jahres 2023: Karateka Reem Khamis, Windsurfer Sebastian Kördel sowie das Segel-Duo Anastasiya und Malte Winkel.
Es ist stets der gesellschaftliche Höhepunkt des Hamburger Sportjahres, wenn der Hamburger Sportbund (HSB), die Handelskammer und die Stadt zur Sportgala in den Börsensaal der Handelskammer am Adolphsplatz einladen. 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport applaudierten am Dienstagabend den besten Hamburger Athletinnen und Athleten. Zum Auftakt der knapp zweistündigen Veranstaltung, durch die Moderatorin Christina Rann (41) gewohnt souverän und launig führte, ehrte Sportsenator Andy Grote (55/SPD) 180 Sportlerinnen und Sportler der Stadt für ihre nationalen und internationalen Erfolge im vergangenen Jahr.
Hamburger Sportgala: Siebenköpfige Jury entscheidet die Sportlerwahl
Die Sportlerin, der Sportler und die Mannschaft des Jahres waren von einer siebenköpfigen Jury gewählt worden, dazu kamen die Stimmen eines Onlinevotings, das als eine Jurystimme zählte. Das Ergebnis: Bei den Männern verteidigte Windsurfer Sebastian Kördel (33) seinen Vorjahrestitel, bei den Frauen siegte erstmals Karatekämpferin Reem Khamis (21), als Mannschaft des Jahres wurde mit dem Segel-Duo Anastasiya und Malte Winkel (beide 30) ein Ehepaar ausgezeichnet. Auch das ist eine Premiere.
Kördel, der sich im spanischen Cádiz auf die anstehende Olympia-Qualifikation vorbereitet, und die Winkels, die vor Mallorca die erste von drei Ausscheidungsregatten für Olympia segeln (siehe Text unten) , konnten die Ehrung nicht persönlich entgegennehmen. Alle drei wurden per Video in die Handelskammer zugeschaltet. Für Kördel nahm sein Vater den Preis entgegen.
„Ich freue mich auf ein überragendes Sportjahr 2024, mit den Olympischen Sommerspielen in Paris, der Fußball-Europameisterschaft mit fünf Spielen im Volksparkstadion, mit 15 fantastischen Projekten in unserer Stadt rund um die EM – und natürlich auf den Doppel-Aufstieg des HSV und des FC St. Pauli in die Bundesliga“, sagte Senator Grote zu Beginn der Gala. Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, nahm dagegen kleine Abstriche vor: „Olympia hätte dieses Jahr auch in Hamburg stattfinden können. Wir werden jetzt versuchen, die nächste sich bietende Chance wahrzunehmen, eventuell mit Kopenhagen als Partner.“ Grote lächelte dazu süßsauer.
Sportlerin des Jahres: Harburger Karatekämpferin Reem Khamis
Die Karatekämpferin des Harburger Turnerbundes kann auf ihr bisher erfolgreichstes Jahr zurückblicken. Bei der EM in Guadalajara (Spanien) gewann sie in der Kategorie Kumite (Kampf) in der Klasse bis 61 Kilogramm nicht nur die Goldmedaille in der Einzelwertung, sondern trug auch zum deutschen Erfolg in der Mannschaftswertung bei. Dabei siegte die in Kairo geborene Maschinenbaustudentin in allen ihren zehn Kämpfen, in denen sie antrat.
Mit dem Einzeltriumph hatte sich Khamis auch für die European Games in Krakau (Polen) qualifiziert. Bei diesen Spielen der nicht olympischen Sportarten gewann sie ebenfalls den Titel. Erst 2021 hatte sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, nachdem sie acht Jahre zuvor mit ihren Eltern und den beiden Brüdern aus Ägypten nach Hamburg gekommen war. Die Auszeichnung überraschte sie: „Sonst hätte ich mich heute anders angezogen.“ Die Laudatio hielt ihre Vorgängerin, Hockeyspielerin Lisa Altenburg.
Sportler des Jahres: Windsurfer Sebastian Kördel vom Norddeutschen Regatta Verein
Der Windsurfer des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV), 2022 Weltmeister, gewann 2023 Silber in der Klasse iQFOIL bei der WM vor Den Haag (Niederlande), holte damit einen von sechs deutschen Quotenplätzen für die Sommerspiele in Paris. Wer schließlich in der Marina Marseille um Medaillen kämpfen darf, muss in besagten Ausscheidungsregatten in den nächsten Monaten noch ermittelt werden. Kördel befindet sich momentan in der Poleposition. Mit mehreren Podiumsplätzen im Jahr 2023 gilt er unter seinen deutschen Mitbewerbern als Favorit für das Olympiaticket. Die Lobrede hielt Nina Bott (46), Moderatorin, Schauspielerin – und ehemalige Hamburger Jugendmeisterin im Windsurfen.
Mannschaft des Jahres: Das Segel-Ehepaar Anastasiya und Malte Winkel
Das Ehepaar feierte im Sommer 2023 bei den Pre-Olympics vor Marseille die erste Medaille für das German Sailing Team. Mit Rang zwei im Finale eroberten der Steuermann des Schweriner Yacht-Clubs und die Vorschoterin des NRV im neuen olympischen 470er-Mixed bei der Olympia-Generalprobe damit auch in der Gesamtwertung noch den Silberrang. „Nastya“ Winkel ist nach 15 Jahren Leistungssport die erfahrenste 470er-Akteurin im deutschen Team.
In Altschewsk in der Ostukraine aufgewachsen, war sie in jungen Jahren Leistungsschwimmerin, bevor sie als Zwölfjährige im Segelsport durchstartete. Der Finaltag der Junioren-WM 2014 war es, der ihr Leben verändern sollte. Bei der Siegerfeier verliebte sich die Sportwissenschaftsstudentin, die unter ihrem Mädchennamen Krasko mit Steuerfrau Anna Kyselova damals Neunte wurde, in Malte Winkel, den Bronzemedaillengewinner des Männer-Wettbewerbs. Inzwischen sind beide verheiratet und Anastasiya Winkel seit dem 18. März 2021 deutsche Staatsbürgerin.
Die Laudatio hielten Hamburgs Sporttalente des Jahres 2023, Luisa Becker und Esther Rodenhausen.
Active City Award für das Team Special Olympics Hamburg
Bei der Hamburger Sportgala wird traditionell auch der Active City Award verliehen, den diesmal das Team der Special Olympics Hamburg erhielt. Die Organisation bringt Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammen, schafft mit diesen Begegnungen gegenseitiges Verständnis.
- Khamis: Europas beste Karateka kommt aus Harburg
- Windsurf-Weltmeister Sebastian Kördel holt EM-Silber
„Eine inklusive Gesellschaft entsteht durch die verbindende Kraft des Sports“, sagte Grote in seiner Laudatio. „Mit diesem Preis würdigen wir Menschen, Institutionen und Initiativen, die sich im Sinne unserer Active-City-Strategie in herausragender Weise dafür engagiert haben, dass wir mit der positiven Kraft des Sports möglichst viele Menschen in unserer Stadt erreichen.“
Bei den Special Olympics World Games im Sommer 2023 in Berlin hatten elf Hamburger Sportler (sechs) und Sportlerinnen (fünf) mit ihren zwei Unified-Partnern im Freiwasserschwimmen und Tennis fünf Gold-, sechs Silber- und vier Bronzemedaillen – und unvergessliche Eindrücke – gewonnen.