Hamburg. Siegschütze von Rom 1990 stirbt völlig unerwartet. Seine Karriere startete Brehme in Barmbek-Uhlenhorst – und seine Wurzeln vergaß er nie.
Fußball-Weltmeister Andreas „Andy“ Brehme ist tot. Der in Hamburg geborene ehemalige Profi starb im Alter von 63 Jahren in München, wie seine Lebensgefährtin Susanne Schaefer im Namen seiner Familie der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag bestätigte. Brehme hatte 1990 im WM-Endspiel gegen Argentinien mit einem Elfmeter das Siegtor zum 1:0 erzielt.
„In tiefer Trauer teile ich im Namen der Familie mit, dass mein Lebensgefährte Andreas Brehme heute Nacht infolge eines Herzstillstandes plötzlich und unerwartet verstorben ist. Wir bitten, in dieser schweren Zeit unsere Privatsphäre zu wahren und von Fragen abzusehen“, hieß es in Schaefers Mitteilung.
Andy Brehme ist tot – Bewegende Worte von Weggefährten
In der Fußballszene löste die Todesnachricht große Betroffenheit aus. „Andreas Brehme bleibt für immer in unseren Herzen, als WM-Sieger und noch wichtiger, als ganz besonderer Mensch“, schrieb Ex-Club Bayern München bei Instagram. „Er wird für immer Teil der FC Bayern Familie sein.“ Auch der 1. FC Kaiserslautern, mit dem Brehme Deutscher Meister sowie Pokalsieger wurde, und sein italienischer Verein Inter Mailand gedachten der Legende. Die „Nerazzurri“ kündigten an, das Champions-League-Spiel am Baned gegen Altético Madrid in Trauerflor bestreiten zu wollen.
Besonders bewegende Worte fand Brehmes früherer Inter-Teamkollege Walter Zenga. „Ciao, mein Freund oder ‚Shazzy‘, wie ich dich genannt habe. Du hättest mir, uns das nicht antun sollen“, schrieb der langjährige italienische Nationaltorhüter bei Instagram: „Du bist zu früh gegangen, mein Freund, aber ich weiß, dass du uns von dort oben beschützen wirst und wie immer da stehen wirst und die Elfmeter schießen wirst, einen mit rechts und einen mit links. Gute Reise, mein Freund, ruhe in Frieden, ich sage dir nicht, dass ich gerade weine, weil ich weiß, dass du mich umarmen und mir sagen würdest: ‚Komm schon, Walter, ich bin hier.‘“
HSV und FC St. Pauli trauern um „Hamburger Jung“
Auch in seiner Geburtsstadt gedachten die großen Vereine des berühmten Sohnes der Hansestadt. „Ein Hamburger Jung und WM-Held ist von uns gegangen“, schrieb der HSV in einer Beileidsbekundung auf X. Dort drückte auch der FC St. Pauli seine Trauer um Brehme aus. „Unser Beileid gilt seiner Familie und Freund*innen“, schrieb der Kiezclub.
HSV-Legende Horst Hrubesch zeigte sich ebenfalls tief betroffen. „Ich bin zehn Jahre älter – und bin immer noch da. Mit 63 ist es verdammt früh“, sagte der aktuelle Frauen-Interimsbundestrainer auf dem DFB-Campus. „Es hat mich natürlich schon getroffen. Ich werde ihn absolut in super Erinnerung behalten“, so Hrubesch.
Und auch Sport- und Innensenator Andy Grote kondolierte. „Heute trauert Hamburg um einen großen Sportsmann“, teilte der SPD-Politiker mit. Brehme habe Fußball-Deutschland geprägt wie nur wenige andere. „Ein Barmbeker Jung, der sich als vielseitiger und unberechenbarer Spieler zu einem Sieg-Garant der Nationalmannschaft entwickelte und mit seinem WM-Treffer gegen Argentinien 1990 das Tor seines Lebens schoss.“
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Das Fußballspielen erlernte Brehme beim HSV Barmbek-Uhlenhorst, für einen Hamburger Profi-Club spielte er allerdings nie. Nach Station in Saarbrücken und Kaiserslautern schaffte er beim FC Bayern München seinen Durchbruch. Große Erfolge feierte er auch bei Inter Mailand, ehe er seine Karriere bei Saragossa in Spanien und erneut beim 1. FC Kaiserslautern ausklingen ließ.
Andreas Brehme: Siegtorschütze im WM-Finale 1990
Damit verliert der deutsche Fußball nur wenige Wochen nach dem Tod des damaligen Teamchefs Franz Beckenbauer eine weitere Schlüsselfigur aus der Nationalmannschaft, die 1990 den dritten deutschen WM-Titel geholt hatte.
Brehme gehörte bei der Endrunde in Italien zu den herausragenden Spielern. Im Finale in Rom erzielte er kurz vor Schluss den Siegtreffer zum 1:0, als er beim Strafstoß für den etatmäßigen Elfmeterschützen Lothar Matthäus einsprang. An der Trauerfeier für Beckenbauer am 19. Januar hatte Brehme noch selbst teilgenommen.
Insgesamt bestritt der Hamburger drei WM-Endrunden, in denen er vier Tore erzielte – alleine drei davon in Italien. Auch 1986 stand er mit Deutschland im verlorenen Finale gegen Argentinien. Seine beste Zeit als Vereinsspieler erlebte er bei Inter Mailand, wo er Meister (1989) und Uefa-Cupsieger (1991) wurde. Mit dem FCK und den Bayern gewann er auch die deutsche Meisterschaft.
Auch, wenn Andreas Brehme Hamburg schon vor Jahrzehnten den Rücken kehrte, hatte er seine Wurzeln nie vergessen – vor allem nicht seine sportlichen. „Wenn ich an BU denke, empfinde ich große Dankbarkeit“, hatte Brehme dem Abendblatt noch im vergangenen Jahr anlässlich des 100. Jubiläums seines Stammvereins Barmbek-Uhlenhorst gesagt. „Ich habe meine ganze Jugend dort verbracht. Diese tolle Zeit hat mich geprägt und mir entscheidend dabei geholfen, später meine großen Ziele zu erreichen.“