Hamburg. Gelebte Inklusion beim Turnier des FC St. Pauli. Warum Tischtennis besonders für Parkinson-Erkrankte eine große Hilfe ist.
Es war gegen 21.30 Uhr, als es am Mittwoch in der Sporthalle des Struensee Gymnasiums auf St. Pauli zum ersten Matchball kam. Die rund 50 Zuschauer, die sich quer um die Tischtennisplatte gestellt hatten, fieberten gebannt mit und applaudierten laut, als kurz darauf das Siegerduo feststand. Doch Emil Leske (22) und Momme Solga (16) waren in diesem Moment seelenruhig, sie gingen zu ihren Gegenspielern und bedankten sich für das Spiel. „Das hat wahnsinnig Spaß gemacht“, sagte Leske. „Es war eine super schöne Atmosphäre“, fügte sein Teamkollege an.
Tischtennis: Gelebte Inklusion beim FC St. Pauli
Das Sportliche war an diesem Abend eben nur zweitrangig. Mehr als zwei Stunden hatten sich zwölf Doppel-Teams beim inklusiven Tischtennisturnier des FC St. Pauli gegenübergestanden. Mitinitiator der Veranstaltung war der Verein Ping Pong Parkinson. „Tischtennis ist super für die Lebensqualität und kann den Krankheitsverlauf verzögern“, sagte Turnierleiterin May Evers.
Die 59-Jährige leidet selbst unter der Krankheit, die die Motorik stark beeinträchtigt. „Tischtennis zu spielen, gibt Betroffenen ein wohliges Gefühl, das allerdings nicht lange anhält. Deswegen sind wir ganz scharf darauf, so häufig zu spielen“, erzählte sie lachend. Zweimal pro Woche trifft sich das Inklusionsteam des FC St. Pauli zum Training.
Großes Finale bei „Hamburg tischt auf – 2.0“
Das Turnier am Mittwoch war das dritte von vieren, bevor am 27. Dezember bei „Hamburg tischt auf – 2.0“ das große Finale steigt. Das Event in der Sporthalle Hamburg steht in diesem Jahr erstmals im Zeichen der Inklusion. „Das ist echt klasse und eine super Motivation für uns alle“, sagt Evers.
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Mit dabei sein werden dann auch Emil Leske und Momme Solga, die durch ihren Turniersieg zu den vier Halbfinalisten zählen. „Das haben wir noch gar nicht richtig realisiert, aber wir freuen uns total drauf“, sagte Solga, der bei den Junioren des FC St. Pauli spielt. Leske ist dort in der 3. Herren aktiv – obwohl er gehörlos ist. Durch seine Beeinträchtigung kann er die Bälle nicht hören, außerdem ist sein Gleichgewichtssinn besonders herausgefordert. Wie funktioniert da die Abstimmung? „Wir brauchen keine, das funktioniert schon“, beteuerte sein Teamkollege.
Superstar Timo Boll in Hamburg zu Gast
Beide dürfen sich außerdem auf ein Treffen mit der Tischtennis-Ikone Timo Boll freuen. Der 42-Jährige trifft im Anschluss an das Inklusionsturnier mit seinem Team Borussia Düsseldorf auf Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken. Für die Veranstaltung sind bisher rund 2000 Karten verkauft.