Hamburg. Hamburger Tennis-Talent schlägt beim Ladies & Gents Cup in der Verbandshalle in Horn auf. Welches Ziel sie sich gesetzt hat.
Das Leben als Tennisprofi ist nicht immer angenehm. Wenn man wie Ella Seidel derzeit jede Woche in einer anderen Stadt schläft, weiß man das heimische Bett dabei umso mehr zu schätzen. Die 18 Jahre alte Hamburgerin schlägt in dieser Woche noch im portugiesischen Quinta do Lago auf, zuvor war sie in Rumäniens Hauptstadt Bukarest sowie im schweizerischen Collonge-Bellerive aktiv.
Wenn sie von Sonntag an beim Hamburg Ladies & Gents Cup im Leistungszentrum des Hamburger Verbands in Horn dabei ist, schläft Seidel wieder bei ihren Eltern im heimischen Wellingsbüttel. Direkt nebenan beim Klipper THC, wo ihr Vater Lars lange als Jugendwart aktiv war, ist sie einst als Sechsjährige zum Tennis gekommen.
Tennis: Ella Seidel freut sich auf das Heimturnier
„Es ist sehr schön, zu Hause schlafen und nach den Spielen abschalten zu können. Dort habe ich meine Ruhe und Zeit für mich selbst“, sagt die 18-Jährige, die ihre Trainingsbasis von Hamburg zum Bundesstützpunkt nach Stuttgart verlegt hat. „Ich freue mich sehr, endlich in meiner Heimatstadt spielen zu dürfen. Das ist immer ein ganz besonderes Gefühl, ich hoffe, dass viele meiner Freunde zum Zuschauen kommen.“
Bereits vor einem Jahr war Seidel beim mit 60.000 US-Dollar (rund 56.000 Euro) dotierten ITF-Turnier in Horn dabei, schaffte es bis ins Viertelfinale. „Damals habe ich noch viele Juniorinnenturniere gespielt. Da war es eine meiner ersten Erfahrungen bei einem Damenturnier, weshalb ich ohne Erwartungen dahingekommen bin. Es war cool, dass es schon so gut lief“, sagt sie.
Seidel will den Heimvorteil in Horn nutzen
In diesem Jahr will Ella Seidel noch weiterkommen, den Heimvorteil nutzen. „Ich hoffe, dass es in diesem Jahr noch ein bisschen besser läuft als im vergangenen Jahr“, sagt sie. „Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich jeden Tag morgens und nachmittags in dieser Halle trainiert. Ich kenne die Halle in- und auswendig und weiß genau, wie der Belag ist.“
Bis zum Jahresende will die Weltranglisten-257. weiter Punkte sammeln, um es im Januar in die Qualifikation der Australian Open zu schaffen. Das Ziel ist durchaus ambitioniert, für Überfliegerin Seidel, die vor ihrem Abitur 2022 zwei Klassen übersprang, aber womöglich auch gerade deshalb genau richtig. „Ich bin sehr ehrgeizig, aber auch sehr diszipliniert beim Tennis. Ich will die Zeit gut nutzen und möglichst viel und hart trainieren“, sagt sie.
Turnierchef Kroll setzt auf junge Talente
Turnierdirektor Björn Kroll, der parallel zum Damenturnier auch erneut ein Herrenturnier (36.000 Euro Preisgeld) der ATP-Challengerserie veranstaltet, freut sich auf die jungen Talente. „Wir wollen den jungen Nachwuchsspielern die Möglichkeit geben, internationales Tennis spielen zu können“, sagt er. Auch die diesjährige Hamburger Überraschungsfinalistin des Rothenbaum-Turniers, Noma Noha Akugue (19/Weltranglistenplatz 163), hat sich angekündigt.
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„Weil es gerade im Herbst und Winter wenige internationale Turniere in Deutschland gibt, sind wir sehr glücklich, dass wir das veranstalten können“, sagt Kroll. Finanziell stehe das kombinierte Turnier auf soliden Beinen, wenngleich es stets Herausforderungen gebe. „Das Turnier ist immer ein wirtschaftlicher Kraftakt. Im Gegensatz zu anderen Turnieren sammeln wir nicht so viele Sponsoren, sondern haben vor allem die Stadt mit dem Active-City-Programm als Partner. Auch die Nordverbände unterstützen das Turnier neben ein paar kleinen Sponsoren finanziell“, sagt Kroll.
Für Ella Seidel bleibt derweil nur ein Problem. Weil sich die Teenagerin seit dem Abitur voll auf die Tenniskarriere konzentriert hat, war noch keine Zeit für einen Führerschein. „Ich muss wohl entweder U-Bahn fahren – oder darauf hoffen, dass mich meine Eltern fahren können“, sagt sie und lacht.