Frankfurt/Main. Fußball-Idol Horst Hrubesch wird vorübergehend das Frauen-Nationalteam trainieren. Der 72-Jährige übernimmt “bis auf Weiteres“.

Horst Hrubesch ist vorerst wieder Trainer des Frauen-Fußballnationalteams. Der 72-Jährige, der das Team schon mal interimsweise gecoacht hat, übernimmt den Posten "mit Blick auf die hoffentlich weiter voranschreitende Genesung von Martina Voss-Tecklenburg sowie unter Berücksichtigung der sportlichen Entwicklung" bis auf Weiteres. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund am Samstag mit.

Hrubesch wird außerhalb der DFB-Lehrgänge und -Länderspiele sein Amt als Direktor des HSV-Nachwuchsleistungszentrums weiter ausüben, hieß es vom Hamburger SV. "Für mich ist es eine Herzensangelegenheit. Ich musste bei der Anfrage nicht lange überlegen", sagte Hrubesch in der HSV-Mitteilung.

Horst Hrubesch: "Ich freue mich auf die Arbeit mit dem Team"

"Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit mit dem Team. Wir werden zusammen versuchen, uns in den verbliebenen Spielen der Nations League eine gute Ausgangsposition für die Olympia-Qualifikation zu erarbeiten", betonte der Ex-Europameister, der bereits im März 2018 das Team für acht Monate übernommen hatte. Die zuletzt für die Frauen-Auswahl verantwortliche Britta Carlson wird neben Hrubeschs Co-Trainer Thomas Nörenberg als Assistentin weiterarbeiten.

Voss-Tecklenburgs Erkrankung hatte der DFB am 8. September bekannt gegeben. Die frühere Nationalspielerin hatte erst im April ihren Vertrag bis zur EM 2025 in der Schweiz verlängert. Bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Australien und Neuseeland waren die deutschen Frauen überraschend nach der Vorrunde ausgeschieden.

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Einen Rücktritt schloss Voss-Tecklenburg damals mit den Worten aus: «Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig geworden ist.» Ob und wann sie zurückkehrt, ist weiterhin offen. Eine Reaktion von Voss-Tecklenburg veröffentlichte der DFB zunächst nicht.

Verbandspräsident Bernd Neuendorf sprach der Trainerin damals auch das Vertrauen aus. Bei den Nations-League-Spielen in Dänemark (0:2) und gegen Island (4:0), wo es um die Olympia-Qualifikation geht, wurde Voss-Tecklenburg von Carlson vertreten. Diese machte aber klar, dass die als neue Chefin nicht infrage komme.

Zuletzt war die ungeklärte Situation zunehmend zur Belastung für die DFB-Frauen geworden - zumal wegen des Fehlens von Voss-Tecklenburg noch nicht einmal die WM-Analyse beendet werden konnte. Dabei soll es intern Kritik an der Bundestrainerin gegeben haben.

Spielerinnen hatten Ende des Schwebezustands gefordert

Nationalspielerinnen wie Kapitänin Alexandra Popp, Lena Lattwein und Torhüterin Merle Frohms hatten rund um das Island-Spiel in Bochum ein Ende des Schwebezustands gefordert. Aus "Fürsorge" für Voss-Tecklenburg sah sich der DFB lange in seinem Vorgehen eingeschränkt.

DFB-Kapitänin Alexandra Popp.
DFB-Kapitänin Alexandra Popp. © Getty

Zuletzt wurde aber klar, dass sich eine Entscheidung nicht länger auf die lange Bank schieben lässt. Zumal es in den nächsten Länderspielen am 27. Oktober in Sinsheim gegen Wales und am 31. Oktober in Island weiter um die Olympia-Qualifikation für Paris 2024 geht.

Voss-Tecklenburg hatte 2019 mit dem Viertelfinal-Aus gegen Schweden bei der WM in Frankreich schon die Olympia-Teilnahme für Tokio verpasst. Mit der Final-Teilnahme bei der EM 2022 in England sorgte sie aber für einen großen Erfolg und löste einen Boom im deutschen Frauenfußball aus.

Bei der WM in Australien enttäuschte ihr Team allerdings bis auf den Auftaktsieg gegen Marokko. Danach gab es Berichte, wonach sich Spielerinnen intern über mangelhafte Kommunikation und taktische Schwächen beklagt hätten. (dpa)