Okinawa. Deutschlands Basketballer stehen bei der WM mit einem Bein in der Zwischenrunde. Auch ein prominenter Fan war angetan.
Die deutschen Basketballer haben dem Ausfall von Franz Wagner getrotzt und bei der WM in Japan ein großes sportliches Ausrufezeichen gesetzt. Das Team des überragenden Kapitäns Dennis Schröder besiegte den Olympia-Dritten Australien am Sonntag in Okinawa mit 85:82 (49:44) und nimmt damit Kurs auf die Endrunde in Manila. Schröder legte in Abwesenheit des verletzt fehlenden Wagners 30 Punkte und acht Assists auf und wurde damit zum Matchwinner.
Vor 6205 Zuschauern - darunter auch die deutsche Basketball-Legende Dirk Nowitzki - lieferten sich die beiden Mitfavoriten ein packendes Duell. Fiba-Botschafter Nowitzki klatschte und jubelte immer wieder voller Anerkennung für sein Heimatland, das die erste WM-Medaille seit 21 Jahren anstrebt. Zum zweiten Mal überhaupt ist Deutschland mit zwei Siegen in eine WM gestartet. Am Dienstag (9.30 Uhr/Magentasport) soll gegen Finnland die Vorrunde perfekt abgeschlossen und ein weiterer großer Schritt Richtung Philippinen, wo alle Spiele ab dem Viertelfinale stattfinden, gemacht werden.
Franz Wagner musste an seinem 22. Geburtstag passen
Einen Rückschlag hatte das deutsche Team in den Mittagsstunden hinnehmen müssen, als sich der Ausfall des am Knöchel verletzten NBA-Jungstars Wagner bestätigte. An seinem 22. Geburtstag war der Schlüsselspieler mit einem Geh-Stiefel an der Promenade von Okinawa unterwegs und dann in der Halle zwar dabei - aber nur im schwarzen Trainingszug als Zuschauer. Das Team von Bundestrainer Herbert muss hoffen, Wagner - der in den vergangenen Tagen als „neuer Nowitzki“ tituliert wurde - schnell zurückzubekommen.
An seiner Stelle begann der athletische Isaac Bonga, der damit in den Mittelpunkt rückte - doch nicht nur er. „Wir werden wahrscheinlich mehr Minuten von Dennis brauchen. Er hat gegen Japan die letzten zwölf Minuten nicht gespielt. Das heißt, er ist ausgeruht und motiviert“, sagte Herbert vor Spielbeginn bei Magentasport. Und der bestens erholte Kapitän ging voran. Schröder saß über die kompletten 40 Minuten kaum auf der Bank und übernahm die volle Kontrolle über die Offensive.
18 Punkte und fünf Vorlagen verbuchte der 29 Jahre alte Aufbauspieler der Toronto Raptors bereits zur Halbzeit, doch nicht nur das: Schröder verteidigte auch stark und zog mit großem Einsatz Offensivfouls. Aus der zweiten Reihe brachten Bonga und der seit Wochen schwächelnde Maodo Lo jeweils schnelle sieben Punkte und damit den Schwung, der nach dem Ausfall von Wagner benötigt wurde. Bonga wurde wegen Schulterproblemen ausgewechselt und behandelt, kam aber nach der Pause zurück.
Deutschland schlug im letzten Viertel zurück
Als Schlüssel zum Erfolg machte Deutschland vorab die Defensive gegen NBA-Routinier Patty Mills aus. „Einfach hoffen, dass er nicht trifft“, scherzte Herbert. Dieser Plan ging in der Anfangsphase überhaupt nicht auf: Mills erzielte die ersten 13 Punkte der Australier und steuerte auch danach die Offensive des Teams, das über neun Akteure der NBA verfügt und als Medaillenfavorit gilt.
Dass Australien in der Breite besser aufgestellt ist, machte sich nach der Pause bemerkbar. Weil bei Deutschland auch Daniel Theis und Moritz Wagner nicht ihren besten Tag erwischten, lief immer mehr über Alleinunterhalter Schröder, der dem australischen Kollektiv alles entgegenwarf. Im dritten Viertel ging Australien in Führung, doch Deutschland schlug zurück. Am Ende reichte es dank eines starken Endspurts für den erhofften Traumstart. (dpa)