Berlin. Sie kommen aus Berlin, sind deutsche NBA-Stars. In ihrer Heimatstadt erleben Moritz und Franz Wagner jetzt eine besondere Premiere.
Wenn die Gelegenheit da ist, muss man sie auch nutzen. Deshalb warf Moritz Wagner am Montag ein paar Bälle auf einem kleinen Basketballplatz in Prenzlauer Berg. Mit im Spiel waren ein paar Bilder aus der Vergangenheit, die Wagner im Kopf trug. „Da haben wir früher immer gezockt“, sagt der Profi. Als Jugendlicher war der Kiez-Court sein zweites Zuhause. Mittlerweile spielt er in der besten Liga der Welt, der nordamerikanischen NBA, und der Platz trägt sogar seinen Namen.
Basketball-Nationalteam mit Wagners gegen Kanada
Ein Länderspiel ermöglichte Wagner diese seltene Rückkehr zu den Wurzeln. Am Mittwoch empfängt die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) in Berlin zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Asien (25. August bis 10. September) das kanadische Team (19.30 Uhr, Mercedes-Benz Arena/Magenta Sport). Eine Partie, die für Wagner emotional einen hohen Stellenwert besitzt, denn erstmals spielt er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Franz in seiner Heimatstadt.
Eine gewisse Aufregung verhehlt Moritz Wagner nicht. „Ich freue mich sehr drauf und versuche, mich emotional unter Kontrolle zu halten und nicht so viel dran zu denken. Aber natürlich bedeutet es sehr viel“, sagt der 26-Jährige. Gemeinsam mit seinem Bruder auf dem Parkett zu stehen, ist für die Wagners nichts Neues, sie spielen in der NBA beide bei Orlando Magic. Doch der Altersunterschied, Franz ist 21, hat beide früher vieles zeitversetzt erleben lassen: die Spiele mit Alba im Nachwuchs und als Profis, die Zeit am College in Michigan.
EM-Bronze soll Basketballern Auftrieb geben
Jetzt ist es endlich so weit. „Wir genießen das voll, hier zusammenspielen zu dürfen“, erzählt Franz Wagner. Eigentlich hätte es schon im Vorjahr passieren sollen, doch Moritz verletzte sich und konnte die EM und den großartigen Bronze-Erfolg nur am Rande miterleben. „Das war sehr schwierig, aber es gehört dazu. Solche Herausforderungen sind Teil des Weges“, so der Berliner, der anfangs noch als Begleiter beim Team war.
Der erneute Auftritt der Nationalmannschaft in der Hauptstadt ist nun keineswegs Zufall. „Die Wagners kommen von hier und sie haben selten hier gespielt. Das war einer der Gründe, warum wir das Spiel in Berlin machen wollten“, sagt Trainer Gordon Herbert. Auch Niels Giffey, Maodo Lo und Johannes Thiemann sind Berliner, der Coach wollte möglichst vielen Profis Nähe zu den Familien ermöglichen. Und gerade die Wagners haben Familie und Freunde zahlreich mobilisiert für diesen speziellen Auftritt.
Sportlich steht Moritz Wagner etwas im Schatten seines jüngeren Bruders. Franz glänzt in der Offensive, ist sehr vielseitig, bringt viel Schwung ins Spiel, trifft aus der Distanz, hat enormen Zug zum Korb und ein großartiges Spielverständnis. Im Vergleich zum EM-Team könnte aber der ältere der Wagners genau eines jener Puzzleteile sein, die das Nationalteam bei der WM zu einer noch stärkeren Einheit werden lassen.
Bundestrainer Herbert schätzt Einfluss von Moritz Wagner aufs Team
Darauf setzt auch der Trainer. „Mo hat viel Einfluss auf das Team“, sagt Herbert. Mit seinen Emotionen und seiner Energie eint Wagner die Mannschaft und treibt sie voran. Er kann das Team auf den großen Positionen verstärken und vor allem für mehr Ausgeglichenheit in der Defensive sorgen. Aufwind gibt ihm ebenso der neue Vertrag in Orlando, der mit 16 Millionen Dollar für zwei Jahre sein bisher größter Kontrakt in der Karriere ist.
Über seine Rolle im Team mache er sich aber keine Gedanken, so Moritz Wagner. Zumindest jetzt nicht. Die Tage in Berlin will er einfach nur genießen. Wer weiß schon, wann sich diese Gelegenheit wieder ergibt.