Hamburg. Ottensens Kapitän soll von Gegenspieler beleidigt worden sein. Das Team verlässt den Platz, verliert am grünen Tisch – und reagiert.
Der Hamburger Regionalligist FC Teutonia 05 Ottensen hat den Norddeutschen Fußball-Verband (NFV) scharf kritisiert. Der NFV hatte Teutonias Partie beim Bremer SV mit 5:0 für die Bremer gewertet, da die Teutonen – bei eigener 2:1-Führung – den Platz in der 40. Minute verließen, weil sich Kapitän Marcus Coffie von Bremens Nikky Goguadze rassistisch beleidigt fühlte.
Die Teutonen werfen dem Verband vor, Zeugenaussagen nicht berücksichtigt zu haben und Rassismus zu verharmlosen. Der Club zitierte dafür aus der Urteilsbegründung: „Vorliegend stellt sich jedoch die Frage, ob ein solcher Vorwurf es rechtfertigt, ein Spiel abzubrechen oder dieses nicht fortzusetzen.“
Diese Infragestellung, so die Ottensener, stelle „alle bisher getätigten Schritte gegen Rassismus in ein Licht, in dem diese aussehen wie Maßnahmen, die nur dann gern gesehen werden, wenn sie in die vorherrschenden Umstände von Vereinen oder Verband passen“.
Vorwurf Rassismus: Teutonia-Kapitän Coffie äußert sich
Auch Coffie selbst äußerte sich. „Wir haben als Mannschaft ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt“, schrieb der 28 Jahre alte Deutsch-Ghanaer in einem emotionalen Instagram-Beitrag. „Es ist ein Armutszeugnis, wenn mich Menschen als Lügner beschuldigen oder behaupten, ich hätte mich verhört oder sonstiges“, führte Coffie aus.
„Rassismus ist ein Thema was mich, sowie meine Brüder und Schwestern im tiefsten Inneren trifft und verletzt“, schrieb er weiter. „Ich trage und repräsentiere meine Hautfarbe und Herkunft mit vollstem Stolz. Mir ist wichtig zu sagen, dass ich kein Opfer bin.“
Für seine Worte erhielt der beim FC St. Pauli ausgebildete Innenverteidiger viel Zuspruch, unter anderem vom aktuellen Drittliga-Torschützenkönig Ahmet Arslan und weiteren ehemaligen HSV-Spielern wie Moritz-Broni Kwarteng sowie dem gebürtigen Hamburger Kwasi Wriedt (Holstein Kiel).
Rassismus-Abbruch: Legt Teutonia Einspruch ein?
Ob Teutonia Einspruch gegen das Urteil einlegt, ist offen. Werder Bremen II steigt nach der Entscheidung aus der Regionalliga Nord ab. Der Bremer SV, der Werder dank des 5:0 in der Tabelle überholte, spielt jetzt in der Relegation gegen Niedersachsens Oberligazweiten Lupo Martini Wolfsburg um den Klassenerhalt.
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Der Bremer SV wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht weiter zu den Geschehnissen äußern. Bremens sportlicher Leiter Ralf Voigt hatte zuvor Partei für seinen Spieler Goguadze ergriffen, der sich selbst bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert hat: „Wenn man den Bremer SV kennt, weiß man, das würde hier im Verein niemand machen. Der Spieler hat mir auch ganz klar gesagt, da war nichts.“