Hamburg. Der HRC startete erfolgreich in die Rückserie der Bundesliga. Wie der Verein in dieser Spielzeit Geschichte schreiben will.
Das Ende der Winterpause ist für Gareth Jackson schon in Sicht – und doch fallen draußen dicke Schneeflocken, als sich der Trainer vom Hamburger Rugby Club (HRC) zusammen mit seinen Spielern Josh Harvey (31) und Toni Höllmann Yebra zum Videogespräch mit dem Abendblatt einschaltet.
„Wir haben keinen Kontaktsport gemacht, konnten nur an Details arbeiten“, sagt der Engländer, der seit August 2020 das Traineramt bei Hamburgs erfolgreichsten Rugbyverein innehat. Mehr als fünf Monate dauerte die Winterpause in der Bundesliga Nord/Ost.
Rugby Hamburg: Kantersieg zum Rückrundenauftakt in Linden
Am Sonnabend startete das Team mit einem 40:10-Erfolg beim TSV Victoria Linden in die Rückserie. „Es ist kein Geheimnis, dass wir unter die Top vier wollen“, sagt Kapitän Josh Harvey. „In diesem Jahr haben wir wahrscheinlich die größte Chance dazu, seitdem ich hier bin. Das ist eine große Motivation.“
Für den HRC, der auf Platz fünf in die Winterpause ging, ist es bislang eine Saison mit Höhen und Tiefen. Auf den Überraschungssieg gegen Topclub Hannover 78 zum Beispiel folgten Niederlagen gegen den SC Germania List und den Tabellenvorletzten RK 03 Berlin. „In der ersten Hälfte der Saison waren wir zu inkonstant. Wir haben Spiele liegen gelassen, die wir eigentlich hätten gewinnen müssen“, konstatiert Harvey, der beim HRC zugleich als Assistenztrainer arbeitet.
Hamburger Rugby Club: Alle Teams haben den gleichen Spielstil
In der Winterpause sind einige Spieler zurückgekehrt, die zuletzt pausiert hatten. „Das zeigt uns, dass wir offenbar etwas richtig machen“, erzählt Jackson. Taktische Änderungen habe der Coach aber nicht vorgenommen. „Das war meiner Meinung nach nicht nötig. Wir wollen einen eigenen Spielstil haben, der für den ganzen Verein gilt. Das fängt schon bei den Nachwuchsmannschaften an.“
Die erfolgreiche Arbeit im Jugendbereich hat sich für den Verein bereits ausgezahlt. Zehn Spieler des aktuellen Kaders stammen aus dem eigenen Nachwuchs. Harvey: „Es sind Jungs aus Hamburg, die diese Stadt repräsentieren. Das ist ein echter Trumpf für den Club.“
HRC setzt auf Jugend, Topclubs haben gestandene Spieler
Eines der Eigengewächse ist Toni Höllmann Yebra. „Dank der Jugendarbeit kann der Verein optimistisch auf die nächsten Jahre blicken“, sagt der 20-Jährige und fügt an: „Wir haben eine gute Tiefe im Kader, sind aber noch immer in einem Entwicklungsprozess.“
Die drei Topclubs Berliner RC, RC Leipzig und Hannover 78 verfügen vor allem über gestandene Spieler: „Sie sind in der Entwicklung ein paar Jahre vor uns“, sagt Harvey. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb die Spanne zu den Spitzenvereinen der Liga groß ist. „Sie haben einfach mehr Ressourcen, zum Beispiel eigene Trainingsplätze“, beschreibt Jackson.
Gareth Jackson wünscht sich eine Liga für zweite Mannschaften
Um die Sportart weiter zu fördern, wünschen sich die HRC-Verantwortlichen vor allem eine Reserveliga für zweite Mannschaften. Jackson: „Meiner Meinung nach sollte jeder Bundesligist ein zweites Team haben, um seine Spieler und den Sport im Allgemeinen besser entwickeln zu können.“
Einer der Höhepunkte der anstehenden Halbserie ist das Derby gegen St. Pauli am15. April (14 Uhr) im Stadtpark. Das Hinspiel hatte der HRC im Oktober mit 39:24 gewonnen. „Ich will nicht zu einem Team gehören, das gegen St. Pauli verliert“, macht Harvey deutlich. Jackson gibt sich pragmatisch: „Wenn wir Platz vier erreichen wollen, müssen wir dieses Spiel gewinnen – ganz einfach.“
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Mit einer Platzierung unter den besten vier würde sich der HRC auch für das Viertelfinale der Bundesliga qualifizieren. Harvey: „Keiner unserer Spieler hat das bislang erlebt. Wir könnten Geschichte für den Verein schreiben.“ Zuversichtlich ist Coach Jackson sowieso: „Die Zukunft ist immer vielversprechend. Das ist der Grund, warum unsere Jungs zum Training zu kommen – ob es regnet oder schneit.“