Hamburg. Im Kreis Pinneberg aufgewachsener Athlet gibt sein Karriereende bekannt. In Erinnerung bleibt unter anderem eine Olympia-Szene.
Ruhig war es um ihn geworden nach den Olympischen Sommerspielen in Tokio im August 2021, zumindest was den Schwimmsport angeht. Am Sonntagnachmittag folgte nun die Gewissheit, dass das auch künftig so bleiben wird.
Jacob Heidtmann gab rund einen Monat vor seinem 28. Geburtstag seinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt, nachdem er sich im Anschluss an seinen zweiten Olympiastart bewusst eine Auszeit genommen hatte, um den Spaß am Schwimmen wiederzufinden.
„Meine Leidenschaft ist zwar nicht erloschen, aber ich verfolge den Leitsatz, dann aufzuhören, wenn der Spaß nicht mehr meine größte Motivation ist“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief.
Heidtmanns Rücktritt: Lob vom Bundestrainer
Die Reaktionen auf die emotionalen Zeilen des in Borstel (Kreis Pinneberg) aufgewachsenen und bei der SG Elbe in Pinneberg erstmals ins Becken gesprungenen Studenten der Sozialökonomie waren durchweg positiv. Viele Weggefährtinnen und -gefährten wünschten alles Gute für das Leben nach dem Leistungssport.
Bundestrainer Bernd Berkhahn würdigte den 1,95 Meter langen Athleten für dessen Vielseitigkeit und menschliche Stärken. „Jacob war nicht nur in den Einzelrennen stark, sondern auch immer eine sichere Bank in den Staffeln. Außerdem war er immer ein Teamplayer und sehr wichtig für die Nationalmannschaft, deren Spirit er als Athletensprecher stark prägte“, sagte er.
Ob er der Bitte Berkhahns entspricht, dem Verband auch weiterhin unterstützend zur Verfügung zu stehen, hat Heidtmann, der die letzten beiden Karrierejahre in San Diego (Kalifornien) trainierte, noch nicht entschieden. Zunächst will er sich beim Weltcup in Berlin (21. bis 23. Oktober) offiziell verabschieden.
Heidtmann: Ein Rekord und ein Wein-Anfall
In Erinnerung bleiben nicht nur sein bei der WM 2015 in Kasan (Russland) aufgestellter deutscher Rekord über 400 Meter Lagen (4:12,08 Minuten), der EM-Titel 2018 mit der 4x200-Meter-Freistil-Mixedstaffel und seine drei WM-Finalteilnahmen.
Unvergessen ist auch das Bild des hemmungslos weinenden Jacob Heidtmann, nachdem er bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro über seine Paradestrecke nach 4:11,85 Minuten als Vorlauffünfter angeschlagen hatte, aber wegen eines verbotenen zweiten Delfinkicks bei der Wende disqualifiziert wurde. „Das wird mich mein Leben lang begleiten. Aber wenn ich zurückschaue, dann bin ich zufrieden“, sagte er.