Hamburg. Die Crocodiles wollten ein Eishockeyspiel am Millerntor austragen und blitzten ab. Wie der Kiezclub die Absage begründet.

Für Sven Gösch war es ein Projekt, in das er viel Herzblut und Leidenschaft gesteckt hat. Der Geschäftsführer und Sportdirektor der Crocodiles Hamburg wollte mit dem Oberliga-Team im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli ein Freiluft-Eishockeyspiel für 30.000 Fans organisieren.

Nachdem es wegen der Corona-Pandemie in der Saison 2020/21 nicht zu realisieren war, sollte das Spektakel in diesem Winter endlich steigen. Am 30. Dezember wollten die Crocodiles gegen den Nordrivalen Hannover Indians aufs Eis gehen.

Dazu sollte es ein buntes Rahmenprogramm geben. Eishockey-Fans aus ganz Deutschland sollten das „Winter Game“ zu einer großen Eisparty machen. Es wäre das erste Open-Air-Spiel in der Geschichte der Oberliga gewesen. „Es hätte sehr gut gepasst wegen der langen WM-Pause im Fußball. Der Vorvertrag war bereits ausgehandelt, aber dann hat es der FC St. Pauli platzen lassen“, sagte Gösch dem Abendblatt.

Crocodiles-Chef Gösch sauer auf FC St. Pauli

Über die Gründe wollte der Crocodiles-Chef nichts sagen. „Ich möchte kein Öl ins Feuer gießen“, so Gösch, der bereits mit einer Veranstaltungsagentur im Gespräch war und Geld in die Planung des Events investiert hatte.

Die Planung und Umsetzung hätte insgesamt knapp 900.000 Euro gekostet. „Wir hätten das Stadion ganz sicher vollbekommen und wären mit einem niedrigen sechsstelligen Gewinn aus der Veranstaltung gegangen“, sagte Gösch.

Crocodiles-Geschäftsführer Sven Gösch hätte gerne mit dem Oberligaclub ein Freiluft-Eishockeyspiel im Millerntor-Stadion veranstaltet.
Crocodiles-Geschäftsführer Sven Gösch hätte gerne mit dem Oberligaclub ein Freiluft-Eishockeyspiel im Millerntor-Stadion veranstaltet. © Funke Foto Services | Marcelo Hernandez

Der FC St. Pauli dementierte, dass es einen Vorvertrag mit dem Hamburger Eishockeyclub gab. Es wurde lediglich ein „Letter of Intent“ aufgesetzt, der aber nie von beiden Seiten unterschrieben wurde. „Der FC St. Pauli hat keinen Vertrag platzen lassen, sondern bei Gesprächen über das Projekt von Anfang an Bedenken geäußert hinsichtlich der Nachhaltigkeit eines solchen Spiels am Millerntor“, sagte der Fußball-Zweitligist dem Abendblatt.

Darüber hinaus erklärte der Fußballverein: „Anfang Juni haben wir die Anfrage dann endgültig abgelehnt, weil ein solches Event nicht mit unseren Zielen im Bereich Nachhaltigkeit vereinbar ist. Angesichts der Energiekrise halten wir diese Entscheidung weiterhin für richtig. Der FC St. Pauli möchte dazu beitragen, den Verbrauch von Energie zu reduzieren, ein solches Spiel am Millerntor passt nicht zu diesem Vorhaben – auch wenn wir damit Geld verdienen könnten. Nachhaltiges Handeln ist für den Verein wertvoller und wichtiger als kurzfristiger Profit“, hieß es in einer Stellungnahme.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat ihre 36 Mitglieder aufgerufen, mindestens 20 Prozent Energie einzusparen. Die Aufbereitung und Kühlung der Eisfläche – gerade unter freiem Himmel – ist extrem energieintensiv.

Nach der Absage des Kiezclubs hatten die Crocodiles beim HSV angefragt, ob das Volksparkstadion womöglich als Alternative für das Event zur Verfügung stehen würde. „Das kam aber nicht infrage, weil in diesem Winter dort bekanntermaßen Baumaßnahmen vollzogen werden“, sagte Gösch, der den Traum vom Freiluftspiel aber noch nicht endgültig begraben will.

Oberliga-Freiluftspiel steigt nun im Dezember in Hannover

Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) war in die Hamburger Planungen des Open-Air-Spiels involviert, sah das spektakuläre Event als großartige Werbung für die Oberliga. Nachdem klar war, dass es in Hamburg in diesem Jahr kein Eishockeyspiel unter freiem Himmel geben wird, hat die Stadt Hannover sofort reagiert.

Am 17. Dezember wird im 50.000 Zuschauer fassenden Stadion von Hannover 96 das Stadtderby Scorpions gegen Indians steigen. „Die Kollegen aus Hannover waren sehr fair. Sie haben mit ihrer Planung gewartet, bis klar war, dass es in Hamburg nicht klappt“, so Gösch, der als Zuschauer auf der Tribüne dabei sein will. Um den Abend zu genießen und Ideen mitzunehmen für den Fall, dass es in der Hansestadt doch noch ein Freiluft-Eishockeyspiel geben sollte.