Hamburg. Der Hamburger hatte zum ersten Mal öffentlich über seine Erkrankung gesprochen. Olympiasieger nach Verletzung zurück im Training.

Intern war seine Erkrankung, um die sich seit seinem Einstieg in die Profitour 2014 viele Gerüchte rankten, kein Geheimnis. Am Sonnabend machte Alexander Zverev nun auch in der Öffentlichkeit reinen Tisch. Deutschlands bester Tennisprofi gab in einer Pressemitteilung bekannt, seit seinem vierten Lebensjahr an Diabetes mellitus – im Volksmund als Zuckerkrankheit bezeichnet – zu leiden.

Verbunden war das „Outing“ des 25 Jahre alten Weltranglistenzweiten mit der Nachricht, den Kampf gegen die Krankheit, den der gebürtige Hamburger erfolgreich führt, künftig auch auf einer anderen Ebene angehen zu wollen.

Alexander Zverev gründet Stiftung für Kinder

Mit der Gründung der „Alexander Zverev Foundation“, die ihren Hauptsitz in Hamburg haben soll und von Zverevs Bruder Mischa (34) sowie den Eltern Irina und Alexander senior unterstützt wird, möchte der Olympiasieger von Tokio 2021 an Diabetes erkrankten Kindern insbesondere in Dritte-Welt-Ländern mit der Bereitstellung des lebensrettenden Hormons Insulin und weiteren lebensnotwendigen Medikamenten helfen.

„Ich bin in der privilegierten Situation, ein Leben zu führen, das ich immer führen wollte. Mir ist sehr bewusst, dass nicht alle Kinder solch ein Glück haben. Daher ist es mir ein großes Anliegen, etwas zurückzugeben und anderen auf ihrem Weg zu helfen“, sagte Alexander Zverev.

Alexander Zverev leidet an Diabetes Typ 1

Im Gegensatz zu Typ-2-Diabetes, der vorrangig bei stark übergewichtigen Menschen oder altersbedingt entsteht, leidet der zweifache ATP-Weltmeister an Typ 1 der Stoffwechselkrankheit. Das bedeutet, dass seine Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin nicht ausreichend oder gar nicht produziert und er es sich täglich spritzen muss. Deshalb war Alexander Zverev in der Schulzeit gehänselt worden und hatte aus Sorge, die Konkurrenz könne aus dem Wissen um seine Erkrankung Nutzen ziehen, bislang entsprechende Nachfragen stets abgewehrt.

2016 waren ihm von internationalen Journalisten deshalb sogar Dopingvorwürfe gemacht worden. Es hieß, er nutze das in russischen Kreisen – seine Eltern waren aus Moskau nach Hamburg gekommen – beliebte Herzmedikament Meldonium auch zur Bekämpfung seiner Diabeteserkrankung. Zverev hatte diese Vorwürfe stets als haltlos zurückgewiesen, in diesem Zuge aber auch Fragen nach seinem Gesundheitszustand nicht wahrheitsgemäß beantwortet.

Olympiasieger will Fördergelder sammeln

„Bisher wussten nicht viele Menschen, dass ich Diabetes habe“, sagte er nun: „Ich hatte immer Angst, dass meine Gegner sich gegen mich stärker fühlen, wenn sie von meiner Krankheit wüssten.“ Nun aber, mit den Erfolgen im Rücken, fühle er sich „wohl dabei und sicher genug, um an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich will zeigen, dass man es mit dieser Erkrankung ganz weit schaffen kann. Ich möchte ein Vorbild sein für bereits erkrankte Menschen und eine Stütze für Kinder, die mit der richtigen Vorbeugung und einem aktiven Leben noch vermeiden können, Diabetes zu bekommen“, sagte er.

Mit seiner Stiftung, die an das Engagement des Hamburger Wimbledonsiegers Michael Stich (53) erinnert, der 1994 seine Stiftung zugunsten HIV-Infizierter gegründet hatte, will Alexander Zverev vor allem Fördergelder einsammeln. Der Start dazu ist am 21. August, wenn sein Bruder Mischa gemeinsam mit Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen (38/Berlin) und dem ukrainischen Radprofi Andrej Hrywko (39) eine Promistaffel beim Allgäu-Triathlon in Immenstadt bildet.

Tennis: Zverev arbeitet nach Knöchelverletzung an Comeback

Alexander Zverev selbst arbeitet nach seinem Anfang Juni bei den French Open in Paris erlittenen Bänderriss im Knöchel derweil am sportlichen Comeback. In Monte Carlo konnte er am Wochenende seine erste Trainingseinheit auf dem Court schmerzfrei absolvieren. Sein Einsatz bei den US Open in New York (Start 29. August) ist noch nicht gesichert. Bei der Daviscup-Zwischenrunde am Hamburger Rothenbaum (13. bis 18. September) will er aber wieder bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit sein.