Hamburg. Die Hamburgerin beschreibt in ihrer Biografie „Gold ist eine Glaubensfrage“ sehr offen ihren Karriereweg
Wäre Laura Ludwig eine Schauspielerin, dann könnte man ihr unterstellen, die Emotionen nur vorgetäuscht zu haben, um ihr aktuelles Projekt berührender wirken zu lassen, als es in Wahrheit ist. Aber die 36-Jährige ist Deutschlands bekannteste Beachvolleyballerin, und die Tränen, die am Dienstagmittag bei der Präsentation im Hamburger Verlagshaus Edel in Övelgönne fließen, sind so echt wie die Gefühle, die sie auf 272 Seiten zu ihrem ersten Buch verarbeitet hat.
„Gold ist eine Glaubensfrage“, das die Sportjournalistin Alexandra Huber, für Ludwigs Vermarktungsagentur tätig und mit der Protagonistin gut befreundet, für Edels Sportsparte verfasst hat, kommt am Sonnabend in den stationären Handel und ist online für 19,95 Euro bereits zu bestellen.
Laura Ludwig gibt private Einblicke
Vorwegzunehmen ist, dass das Werk nicht nur Sportfans interessant ist. Zwar erzählt die gebürtige Berlinerin ihren Karriereweg von den Anfängen in der Halle über den Olympiatriumph 2016 in Rio de Janeiro an der Seite von Kira Walkenhorst (31/Essen) bis zu ihrer zweiten Babypause in diesem Jahr sehr eng und detailliert am sportlichen Geschehen.
Aber insbesondere die vielen Passagen, in denen sie die Liebesbeziehung zu ihrem Ehemann Imornefe Bowes aufblättert, oder die umfangreichen Beschreibungen der Probleme, das Dasein als Mutter der Söhne Teo (3) und Lenny (zwei Monate) mit dem Beruf als Leistungssportlerin zu vereinbaren, treffen den Zeitgeist und passen zu den Diskussionen um mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Es sind genau diese Themen, die Laura Ludwig am Dienstag Tränen vergießen lassen. „Ich möchte meinen Kindern genau die Liebe geben, die ich auch meinem Sport gebe. Viele Frauen kennen das: Man möchte in allen Bereichen 100 Prozent geben, schafft das aber natürlich nicht immer. Viele kämpfen damit und scheuen sich, um Hilfe zu fragen“, sagt die Weltmeisterin von 2017, die im September wieder ins Strandtraining einsteigen und 2024 in Paris mit ihrer neuen Partnerin Louisa Lippmann (27) noch einmal um Olympiagold kämpfen will.
Ludwig will Menschen mit Zweifeln Mut machen
Mit der Offenheit, in der sie ihre eigenen Zweifel ebenso schildert wie die möglichen Lösungsansätze, wolle sie anderen Mut machen. Eine Vorreiterrolle zu spielen sei nicht ihr primärer Gedanke gewesen. „Mittlerweile freue ich mich, darüber zu reden. Es ist so wichtig, dass all diese Bereiche keine Tabuthemen mehr sind“, sagt sie.
Im September, als die ersten Gespräche geführt wurden, habe sie nicht geglaubt, dass ihr Leben ein Buch wert sei. „Ich habe mich gefragt, wen das interessiert. Aber jetzt ist es ein Erinnerungsstück für mein Leben“, sagt sie. Zu verstehen, wie wichtig eine professionelle Einstellung zum Beruf ist und welchen Stellenwert der mentale Bereich hat – „mindestens 80 Prozent spielen sich im Kopf ab“ –, habe ihren Werdegang in einer Intensität beeinflusst, die sie unbedingt habe mitteilen wollen. Und das ist ihr gelungen.
- Aus der Halle in den Sand: Lippmann will Weltklasse werden
- Neuer Job für Hamburger Sportstars: Active-City-Botschafter
- Laura Ludwig ist zum zweiten Mal Mutter: „Wie ein Wunder“
Besonders stark ist „Gold ist eine Glaubensfrage“ in den Passagen, in denen Laura Ludwig ihre Herangehensweisen an Herausforderungen erläutert. In denen sie schildert, was ihren Erfolg möglich gemacht hat, wer ihr auf ihrem Weg besonders geholfen hat und warum, und was im Umkehrschluss Störfaktoren waren, die sie in der Rückschau lieber früher ausgeschaltet hätte.
Laura Ludwig: Was ihrem Buch nicht zur Sprache kommt
Was dem Buch fehlt, sind Einordnungen, die über das Treiben im und um den Sand herum hinausgehen. Über sportpolitische Themen wie das Zustandekommen von Nominierungen oder Teamzusammenstellungen erfährt man ebenso wenig wie über die finanzielle Seite des Lebens einer Topathletin im Randsport.
Interne Konflikte, die es gegeben hat, werden ebenso ausgespart wie ein Blick voraus auf das, was nach dem Sport kommen könnte. Andererseits ist schmutzige Wäsche zu waschen nun auch wirklich nicht der Stil der Frau, die ihr Image als Sonnenschein nicht nur aus Vermarktungsgründen pflegt. Schauspielen gehört zwar auch im Leistungssport manchmal dazu. Aber Laura Ludwig, das wird nach der Lektüre klar, ist stark genug, um ihre Schwächen einzugestehen und daraus zu lernen.