Hamburg. Rollstuhltennisprofi gibt an Inklusionstagen im Rahmen der Hamburg European Open an einer Mitmachstation Einblicke in sein Training.
Eine Stunde Verspätung hatte sein Flug, aber das Gepäck war an Bord, insofern nahm Nico Langmann die Verzögerung leicht. „In der vergangenen Woche war ich in Kanada auf einem Turnier, da kam mein Tennis-Rollstuhl zwei Tage später. Das ist dann nicht so einfach“, sagte der 25 Jahre alte Wiener, der an diesem Freitag und Sonnabend Hauptdarsteller einer spannenden Aktion ist.
Im Rahmen der Hamburg European Open am Rothenbaum finden die von der Alexander-Otto-Stiftung unterstützten Inklusionstage statt. Am Freitag gibt Österreichs bester Rollstuhltennisprofi an einer Mitmachstation allen Interessierten einen Einblick in sein Training. Am Sonnabend bestreitet der Weltranglisten-17. an der Seite der weltbesten Damenspielerin Diede de Groot (25/Niederlande) ein Showmatch.
Rollstuhltennis: Langmann will Mut machen und aufklären
Seinen Sport vorzuführen sorgt bei Nico Langmann für mehr Aufregung als ein Start bei normalen Turnieren. „In Kanada waren die einzigen Zuschauer sechs Familienmitglieder meines Gegners. Der Rothenbaum ist ein historisches Turnier, auf so einer Bühne meinen Sport zu präsentieren ist eine Gelegenheit, die ich nicht häufig bekomme“, sagt der zweimalige Paralympics-Teilnehmer.
Behindertensport sei für ihn mehr als „nur“ anderen Menschen mit Einschränkungen Mut zu machen. „Ich möchte auch denen, die keine Behinderung haben und denken, dass es schlimm ist, wenn man so herumrollt, zeigen, was körperlich möglich ist, auch wenn man im Rollstuhl sitzt. Ich habe ein unheimlich cooles, aufregendes Leben.“
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Ein Leben ist das, das zwei krasse Wendepunkte aufweist. Der erste war der Autounfall im Alter von zwei Jahren, seit dem Nico Langmann querschnittsgelähmt ist. Der zweite war 2015 ein Schädelbasisbruch, erlitten beim Skifahren. Das gesamte Gesicht war lädiert und musste mit Titanplatten fixiert werden, zwei Jahre lang war der Geschmackssinn gestört. „Die Ärzte sagten mir, dass ich sechs Monate kein Tennis spielen sollte, um die Heilung nicht zu gefährden.“
Das jedoch kam für Nico Langmann nicht infrage, schließlich stand die Qualifikation für seine ersten Paralympics in Rio de Janeiro an. Also rollte er einen Monat nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, geschützt von einem Eishockeyhelm mit Vollvisier, wieder auf den Court, buchte die Rio-Reise und war um eine weitere Erfahrung reicher. „Letztlich geht es darum, Lösungen für Probleme zu finden, das ist Teil meines Antriebs“, sagt er. Kein Wunder, dass eine Stunde Verspätung diesen Mann nicht aus der Ruhe bringt…