Hamburg. Sportsenator Andy Grote (SPD) stellt neues Leitbild der Stadt vor. Senat verpflichtet sich damit zu 232 Zielen in der Sportförderung.
„Die Frage, wie wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln, wird zu einem erheblichen Teil in den großen Städten entschieden. Verantwortliche Politik muss deshalb alle Faktoren und Kräfte nutzen, um hier eine gute Entwicklung zu unterstützen. Sport und Bewegung können wichtige Beiträge dazu leisten, dass wir gut leben und gut zusammenleben können.“ Das sind die ersten Sätze der 88-seitigen Senatsdrucksache „Active City Hamburg – Die Großstadtstrategie auf der Basis von Sport und Bewegung“, die Sportsenator Andy Grote (SPD) auf der elektrobetriebenen Barkasse „Alsterschwan“ auf einer 45-minütigen Rundfahrt auf der Alster, Hamburgs größtem Sportplatz, detailliert vorstellte.
Während der Olympiakampagne für die Sommerspiele 2012 entstand vor 20 Jahren der Plan, die gesellschaftliche Bedeutung des Sports in die Verfassung der Stadt aufzunehmen. Das scheiterte damals genauso wie später die Bewerbung. Das jetzt mit Zustimmung aller Behörden nach drei Jahren Vorarbeit erstellte Papier hat zwar nicht den Rang eines Verfassungsartikels, es könnte dennoch als Leitbild Hamburg in den nächsten Jahrzehnten prägen.
Active City Hamburg: Neue Großstadtstrategie der Sportförderung
In der neuen „Active-City-Strategie“, die die im Jahr 2011 aufgesetzte Dekadenstrategie fortschreibt und konkretisiert, werden 232 Ziele genannt, die kurz-, mittel- oder langfristig umgesetzt werden sollen. Dazu verpflichtet sich der Senat mit dieser Drucksache. Die Vorhaben sind zum Teil bereits mit Haushaltstiteln unterlegt.
Der Plan umfasst in zehn Punkten alle wichtigen Themenfelder: Spitzen- und Breitensportförderung, Schulsport, Sport für alle, Bewegung im öffentlichen Raum, Ausbau, Modernisierung der Infrastruktur, Stärkung der Vereine, Sportveranstaltungen, Stadtmarketing, Zusammenarbeit mit Universitäten, Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz, Präsenz im Stadtbild, Integration, Inklusion sowie Sport als Wirtschafts- und Tourismusfaktor.
„Mit der Active-City-Strategie verbindet sich für Hamburg der Anspruch, die aktivste Stadt in Deutschland zu sein“, sagte Grote. „Im Leistungssport wollen wir zudem die Stadt werden, die im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl die meisten Olympiateilnehmer stellt.“ Dazu gehöre, dass der Olympiastützpunkt in Dulsberg, wie seit Jahren geplant, ausgebaut werde, und eine sechste Sportart in Hamburg – nach Badminton, Beachvolleyball, Hockey, Rudern und Schwimmen – ihren Bundesstützpunkt erhält. Welche das sein könnte, sei noch offen.
Die Gesamtstrategie binde alle Behörden und Institutionen ein und unterstreiche damit ihren bereichs- und ressortübergreifenden Ansatz, betonte der Senator. Hamburg werde sich weiter um die Ausrichtung bedeutender Sportveranstaltungen bewerben. Pro Jahr soll eine Welt- oder Europameisterschaft in einer populären Sportart ausgerichtet werden. 2023 findet in Hamburg die Triathlon-WM statt. Bis 2032 sollen alle Events, die eine Förderung von mindestens 100.000 Euro erhalten, klimaneutral sein.
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Die Senatsdrucksache legt gleich im ersten Kapitel fest, dass der Sport keine der auch von Gewerbe und Wohnungsbau begehrten Flächen in der Stadt verliert. Die Modernisierungsoffensive für die städtische Sportinfrastruktur bei bezirklichen Anlagen und Schulsporthallen werde fortgesetzt, die Netto-Sportfläche bestehend aus Schul-, Bezirks-, Vereinssportanlagen und Sondersportstätten soll angepasst an die Bevölkerungsentwicklung erhöht werden. Mit Ausbau und Modernisierung der öffentlichen Anlagen würden auch die Nutzungszeiten kontinuierlich ausgeweitet.
„Vorhandene Sportflächen müssen gesichert, der Verlust grundsätzlich verhindert werden“, heißt es. Sei der Erhalt nicht möglich, müsse eine Verlagerung oder eine vollwertige Kompensation im lokalen Umfeld erfolgen. Um dem steigenden Flächendruck zu begegnen, sei auch kreatives Denken bei der Planung neuer Sportinfrastruktur gewinnbringend: „So sind gestapelte Nutzungen eine Möglichkeit, bei geringer Grundfläche ein Maximum für den Sport zu erreichen.“ Alle Planungen zur Gestaltung von Grün- und Freiflächen sollen die Themen Sport, Fitness und Bewegung berücksichtigen.
Sport als präventives Mittel
Die Active-City-Strategie stärkt auch den Stellenwert des Sports für die Gesundheit. Milliarden Euro ließen sich im Gesundheitswesen sparen. Die bezirklichen Gesundheitsämter, die Haus-, Kinderärztinnen und -ärzte, andere beratend tätige Stellen sollen künftig vermehrt Bewegung und Sport als präventives und gesundheitsförderndes Mittel empfehlen.
Die ersten Reaktionen auf die umfangreiche Vorlage aus dem Rathaus fielen am Donnerstag positiv aus. „Der Hamburger Sportbund (HSB) bewertet die neue Strategie als grundsätzlich gelungen. Auch wenn nicht alle Anmerkungen und Änderungswünsche des HSB aufgenommen wurden, verpflichtet sie alle Behörden Hamburgs auf allen Ebenen übergreifend für den Sport zu wirken. Die Active-City-Strategie versteht Sport dabei als politisches Querschnittsthema, wofür sich der HSB seit längerem eingesetzt hat. Dieser hohe Anspruch muss sich nun in der Realität beweisen“, sagte der HSB-Vorstandsvorsitzende Daniel Knoblich.
Fortführung der Dekadenstrategie
Ähnlich äußerte sich Christian Okun, der Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV): „Die Active-City-Strategie ist die zwingend notwendige Fortführung der Dekadenstrategie. Aus meiner Sicht gibt sie dem organisierten Sport die herausragende Rolle, die ihm zusteht. Ich hoffe zugleich sehr, dass die angekündigte Evaluation der genannten Ziele unter Einbindung der Stakeholder auch etabliert wird.“ Senator Grote hat das versprochen.