Hamburg. Rennwoche startet am Sonntag mit dem Stuten-Cup. Noch 22 weitere Nennungen für das Derby auf dem Gelände des Hamburger Renn-Clubs.
Nach den zahlreichen heißen Tagen in dieser Woche hatten sie sich beim Hamburger Renn-Club (HRC) vor dem Start der Galopp-Derbywoche noch ein paar Regenschauer gewünscht – und danach wieder viel Sonnenschein. Die Grasbahn wäre dann in einem perfekten Zustand.
Nun, der Regen fiel am Freitagnachmittag, auf die Sonne musste anschließend etwas länger gewartet werden. Für den ersten der fünf Renntage, der am Sonntagvormittag um 10.45 Uhr mit dem „Rock the Horse-Rennen“ um 7000 Euro beginnt, sagten die Meteorologen zuletzt eine Mischung aus Sonne und Regen voraus.
Die wechselhaften Aussichten trüben die Vorfreude dennoch nicht. „Es ist alles angerichtet. Wir sind bestens vorbereitet. Das wird eine ganz besondere Derbywoche“, sagt Johann Riekers, der neue Schatzmeister des Renn-Clubs. Wie in den vergangenen Jahren ist Idee Kaffee der Hauptsponsor des Derbys.
Galopp-Derby: Höhepunkt am Sonntag ist das Rennen „170 Jahre Hamburger Renn-Club“
Bankkaufmann Riekers (52), CDU-Abgeordneter der Bezirksversammlung Altona, und der HRC wollen diesmal auch mit dem Rahmenprogramm Akzente setzen. Nach zwei freudlosen Corona-Jahren voller Einschränkungen und Ausschlüssen möchten sie Besucherinnen und Besucher mit zahlreichen spielerischen, sportlichen und kulinarischen Angeboten wieder auf die Horner Rennbahn locken.
Gerichte und Getränke aus Europa, Amerika und Asien warten an verschiedenen Stationen („Foodtrucks“) auf ihre Konsumenten. Am Familienrenntag am Sonntag wird HSV-Teammanager Bernd Wehmeyer von 13 Uhr an gewohnt eloquent Rede und Antwort stehen, Autogramme schreiben und Trikots des Fußball-Zweitligaclubs verlosen. Die Jüngsten können zudem im kostenlosen Kinderparadies toben, hüpfen, sich schminken lassen oder Ponys streicheln.
Der Galopprennsport kommt zum Auftakt auch nicht zu kurz. Höhepunkt der zehn Rennen am Sonntag ist um 14 Uhr der mit 22.500 Euro dotierte Preis „170 Jahre Hamburger Renn-Club“, ein 2200 Meter langes Listenrennen, einmal rund um die Bahn, für vier Jahre alte oder ältere Stuten. Von einst 14 Nennungen sind acht Starterinnen übrig geblieben. Die Besitzer der Siegerin erhalten 13.500 Euro. Listenrennen sind hinter den höherpreisigen und qualitativ besseren Gruppenrennen, fünf davon werden in der Derbywoche gelaufen, in Europa die zweithöchste Kategorie, vergleichbar mit der Europa League im Fußball.
Amazing Grace ist Favoritin im Stutenrennen
Die Stute, die am Sonntag in Horn gewinnt, steigert damit auch ihren Wert für die Zucht, die zweite, meist längere Karriere nach dem Ende der Rennlaufbahn. Favoritin ist die vierjährige, von Waldemar Hickst für Besitzer Christoph Berglar trainierte Amazing Grace, die vom Italiener Marco Casamento geritten wird. Sie trägt die Startnummer sechs. Mit Elegie (Jockey: Alexander Pietsch/Startnummer 5) und Theodora (Rene Piechulek/3) sattelt Hickst zwei weitere Pferde im Stuten-Cup, beide gelten jedoch als Außenseiterinnen, tragen ein Kilogramm weniger Gewicht als Amazing Grace.
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Deren Jockey Casamento verbringt seit einigen Jahren die Winter und den Frühlingsanfang in Katar, startet dort drei- bis viermal die Woche, verdient im superreichen Wüstenemirat gutes Geld. Die Entwicklung des Rennsports in Deutschland beängstige ihn dagegen sowohl „aus finanzieller Sicht und was die Popularität anbetrifft“, sagte er im vergangenen Dezember im Interview mit dem Blog „RaceBets“. In Katar seien die meisten Rennpreise deutlich höher als in Deutschland. Von diesen erhalten die Jockeys hier wie dort einen gewissen Prozentsatz, gewöhnlich im einstelligen Bereich.
In Horn gibt es mehr Preisgeld als anderswo in Deutschland
Sehr viel zu verdienen, mehr als anderswo in Deutschland, gibt es an der Horner Rennbahnstraße im 153. Deutschen Derby am übernächsten Sonntag, dem 3. Juli. 650.000 Euro Preisgeld warten nach 2400 Metern auf den Sieger oder die Siegerin. 22 Pferde, darunter zwei Stuten, haben noch eine Nennung für das Rennen des Jahres in Deutschland. Bis zu diesem Montag um 10.59 Uhr sind Nachnominierungen erlaubt, kosten dann aber 65.000 Euro, ein Zehntel der Gesamtgewinnsumme. Wiederholt machten ausländische Pferdebesitzer, meist aus den Golfstaaten, von dieser ultimativen Möglichkeit Gebrauch. Allerdings sollte sie warnen, dass noch keines dieser nachgemeldeten Pferde das Derby am Ende auch gewann.
Das Derbyfeld ist auf 20 Starter begrenzt; technisch machbar, sagt HRC-Schatzmeister Riekers, seien auch 22 Pferde. Wer aus welcher Box galoppiert, wird am Dienstagabend in der Hamburger Spielbank am Stephansplatz ausgelost. Als Glücksfee waltet Cassandra Orschel, die am 29. Mai mit der Fuchsstute Dacara als erst fünfte Amazone das Deutsche Spring-Derby in Klein Flottbek gewann.
In diesem Jahr werden 25 der aktuell geplanten 52 Rennen vom französischen Wettanbieter Pari Mutuel Urbain (PMU) live übertragen, an diesem Sonntag fünf. Die Außenwetten helfen, den Gesamtetat der Derbywoche von rund 2,9 Millionen Euro zu finanzieren.