Hamburg. Der für Hamburg startende Eritreer will beim Hella-Halbmarathon glänzen. Sein eigentliches Hamburg-Debüt war im April geplatzt.

Die Premiere kommt mit Verspätung, seine Vorfreude hat sich dadurch aber eher noch verstärkt. „Es motiviert mich extrem, das erste Mal als Hamburger in meiner neuen Heimat für meinen neuen Club an den Start zu gehen. Mit einer guten Leistung möchte ich allen etwas zurückgeben, die mich unterstützen und an mich glauben“, sagt Haftom Welday. An diesem Sonntag (Start 9 Uhr auf der Reeperbahn, Ziel an den Messehallen) startet der 31-Jährige beim Hella-Halbmarathon, und weil seine Geschichte eine so besondere ist, dürfte das Interesse an seinem Abschneiden hoch sein.

2014 war der gebürtige Eritreer aus Ostafrika nach Deutschland geflüchtet. Erst hier hatte er mit dem Laufen angefangen. Seit Dezember 2021 lebt er mit Ehefrau Brtokan, Sohn Mateus (10) und den ein Jahr alten Zwillingsmädchen Hana und Hyab in Groß Borstel. Im Hamburger Laufladen e.V. hat er nicht nur einen professionellen Verein, sondern auch einen Arbeitgeber gefunden, für den er als Trainer und Verkäufer im Sportfachhandel tätig ist. Der Verein unterstützt ihn aber nicht nur materiell, sondern auch in seinem Bestreben, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen.

Eigentliches Heimdebüt durch Verletzung geplatzt

Sein Hamburg-Debüt war für den Haspa-Marathon Ende April geplant, doch eine von schwerem Vitamin-D-Mangel ausgelöste Muskelblessur im Oberschenkel verhinderte dies. Am Donnerstag nun kehrte der Ausdauerathlet aus dem Höhentrainingslager in Äthiopien zurück – und fühlt sich bestens gewappnet für die Herausforderung. „Ich habe sieben Wochen sehr intensiv trainiert, bin endlich gesund und topfit. Mein Ziel ist es, meine persönliche Bestzeit auf der Halbmarathondistanz zu verbessern“, sagt er.

Diese liegt aktuell bei 62:47 Minuten. Läuft Haftom Welday 17 Sekunden schneller, hätte er nicht nur die Norm für den Bundeskader geknackt, sondern auch den Hamburger Rekord. Das jedoch ist nur ein Zwischenschritt auf seinem Weg. Sein Ziel ist es, 2024 in Paris für Deutschland im olympischen Marathonlauf zu starten. Darum ist der Berlin-Marathon am 25. September der nächste Fixpunkt in seinem Rennkalender, dort möchte er seine Bestzeit über die 42,195 km, die bei 2:13:47 Stunden liegt, klar unterbieten.

Zu überbieten hoffen die Veranstalter des Hella-Halbmarathons am Sonntag die Rekordteilnehmerzahl von 12.320. Aktuell sind etwas mehr als 12.000 Aktive avisiert, mit Nachmeldungen könnte der Rekord fallen. Und auch die Streckenrekorde – 60:52 des Eritreers Merhawi Kesete 2015 sowie 70:13 der Kenianerin Gladys Jeptepkeny 2018 – seien angesichts der starken Felder in Gefahr. Auch Haftom Welday wird dafür alles geben.