Paris. Der Hamburger tat sich gegen den Argentinier Sebastian Baez überraschend schwer. Wie er die Partie für sich entscheiden konnte.
Nach seinem Zittersieg brüllte Alexander Zverev seine Erleichterung heraus und ließ sich von den Zuschauern feiern. Der Tennis-Olympiasieger hat bei den French Open dank eines großen Kraftaktes und nach Abwehr eines Matchballs doch noch die dritte Runde erreicht. Der Hamburger gewann am Mittwoch in Paris gegen den Argentinier Sebastian Baez mit 2:6, 4:6, 6:1, 6:2, 7:5 und wendete eine erneut frühe Grand-Slam-Enttäuschung damit im letzten Moment ab. Nach 3:36 Stunden verwandelte er seinen ersten Matchball.
Zuvor war bereits Angelique Kerber durch ein 6:1, 7:6 (7:2) gegen die französische Wildcard-Spielerin Elsa Jacquemot in die dritte Runde eingezogen. Andreas Petkovic schied dagegen gegen Viktoria Asarenka mit 1:6, 6:7 (3:7) aus. „Schlechter als in den ersten anderthalb Sätzen kann man nicht spielen“, sagte Zverev nach seinem Sieg. „Ich bin glücklich, dass ich das Dinge am Ende noch drehen konnte.“
Tennis: Zverev lange mit katastrophalem Auftritt
Zverev zeigte eineinhalb Sätze lang in der Tat eine desolate Leistung. Der 25-Jährige wirkte nicht frisch, unkonzentriert und leistete sich zahlreiche einfache Fehler. Schon früh begann Zverev zu mosern und mit seinem Vater auf der Tribüne zu diskutieren. Die windigen Bedingungen auf dem Court Philippe Chatrier schienen der deutschen Nummer eins ebenfalls nicht zu behagen. Zverev gab den ersten Satz nach nur 34 Minuten ab.
Auch im zweiten Durchgang lief bei ihm zunächst nichts zusammen. Baez zog schnell auf 4:0 davon, es drohte ein Debakel für die Nummer drei der Welt. Doch dann kämpfte sich Zverev endlich in die Partie und leistete dem Argentinier, gegen den er vor zwei Wochen noch in Rom in zwei Sätzen gewonnen hatte, Widerstand.
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Zwar schaffte er es nicht mehr, den zweiten Satz zu drehen, den dritten Durchgang holte sich der gebürtige Hamburger aber im Schnelldurchgang. Auch im vierten Satz schaffte Zverev ein schnelles Break und wenig später den Satzausgleich. Im fünften Satz lieferten sich Zverev und Baez dann einen packenden Fight, der die Zuschauer begeisterte. Zwischendurch schwappte sogar die La Ola durch das Stadion. Beim Stand von 4:5 war Zverev nur noch einen Punkt vom Aus entfernt. Doch er behielt die Nerven und holte sich wenig später den Sieg.
Kerber hatte deutlich weniger Mühe mit ihrer Gegnerin
Kerber musste für ihr Weiterkommen zuvor deutlich weniger hart kämpfen und hat weiter gute Aussichten auf das beste Paris-Resultat ihrer Karriere. Die Kielerin wurde gegen die 19 Jahre alte Jacquemot lediglich im zweiten Satz etwas gefordert. In der dritten Runde trifft Kerber am Freitag auf Alexandra Sasnowitsch aus Belarus, die die britische US-Open-Siegerin Emma Raducanu etwas überraschend mit 3:6, 6:1, 6:1 besiegte.
„Wenn du alles gewonnen hast, spielst du nur noch wegen der Liebe für den Sport. Und ich liebe Tennis“, sagte Kerber im Siegerinterview auf die Frage der ehemaligen Wimbledonsiegerin Marion Bartoli, warum sie auch im Alter von 34 Jahren noch auf der Tour unterwegs ist.
Die Kielerin musste gegen die Lokalmatadorin nicht annähernd ihr bestes Tennis spielen. Stattdessen reichte zwei Tage nach ihrem Marathon-Match gegen die Polin Magdalena Frech eine Durchschnittsleistung zum ersten Drittrunden-Einzug in Paris seit vier Jahren. Ihr bestes Resultat in der französischen Hauptstadt ist bislang der Einzug ins Viertelfinale 2012 und 2018. Die French Open sind das einzige Grand-Slam-Turnier, das sie noch nicht gewonnen hat.
Reifen nun erste Gedanken an den Karriere-Grand-Slam, also den Triumph bei allen vier großen Turnieren? „Ich glaube, das ist noch zu weit weg, um überhaupt darüber nachzudenken“, sagte Kerber. „Natürlich wäre es ein Traum, aber es ist gefühlt noch so weit weg. Schon hier in Runde drei zu sein, ist für mich ein Erfolg.“