Hamburg. 4:4 gegen Hannover 96 II und damit ein Abschied vom Aufstieg, Farhadis Schimpfkanonade wirkt, Sasel will die Überzahl trainieren.
Aufstieg wohl weg. Der FC Teutonia 05 brillierte im Regionalligaspiel der Meisterrunde gegen Hannovers Zweite in der Offensive – und leistete sich hinten Böcke wie ein wilder Haufen. Hingucker waren Miguel Fernandes’ 2:0 per Volleyschuss aus 16 Metern (30.) und Mats Facklams Fallrückzieher zum vermeintlichen 4:3-Siegtreffer (89.). Für ungläubige Blicke der Fans sorgten vor allem das erste und das letzte Tor der Gäste.
Bei Hannovers Anschlusstor zum 1:2 schoss Teutonias Marcel Andrijanic seinem Mitspieler Gianluca Przondziono den Ball 40 Meter vor dem eigenen Kasten an den Po. Von dort prallte die Kugel in den Lauf von 96-Torjäger Moussa Doumbouya, der sich die Chance nicht nehmen ließ (42.). Nachdem Sturm-Wirbelwind Doumbouya das 2:3 irregulär per Hand erzielt (63.) und das 3:3 durch Daniel Eidtner vorbereitet hatte (67.), fasste die Szene zum 4:4 Teutonias Abwehrchaos zusammen.
19 Spieler befanden sich bei Hannovers Eckball im Sechzehner, doch Doumbouya durfte frei durchlaufen und aus vier Metern locker zum Punktgewinn einköpfen (90.+3). „Das war bezeichnend. Wenn man so ein geiles 4:3 macht, muss man in der Verteidigung alles reinwerfen, was man hat“, sagte Teutonias Trainer Dietmar Hirsch. Und: „Ein richtiges Spitzenteam hätte mit dem 4:1 vorher schon den Deckel draufgemacht.“ Bei neun Punkten Rückstand auf Rang eins ist der Aufstiegszug für Teutonia in der Meisterrunde nun so gut wie abgefahren.
Drei gute Leistungen, sechs Punkte
Eine sehr unglückliche Niederlage kassierte der durch Corona und Länderspielabstellungen gebeutelte HSV II im Heimspiel der Meisterrunde der Regionalliga Nord gegen Tabellenführer VfB Oldenburg. Mit der letzten Aktion des Spiels gelang Oldenburgs Ayodele Adetula der Siegtreffer zum 2:1 für die Gäste (90.+2). „Wir haben dem Aufstiegskandidaten Nummer eins ein Duell auf Augenhöhe geliefert. Ein 2:2 oder 3:3 wären gerecht gewesen“, sagte HSV-II-Trainer Pit Reimers und lobte sein Team für den bärenstarken Auftritt.
Nicht nur gut gespielt, sondern auch jeweils 4:0 gewonnen haben in der Abstiegsrunde der FC St. Pauli II und Eintracht Norderstedt. Bei den Kiezkickern hielt Profikeeper-Leihgabe Dennis Smarsch seinen Kasten sauber. Bei der Eintracht erzielte der am Saisonende seine Karriere beendende Kult-Torjäger Jan Lüneburg ebenso einen Doppelpack wie sein als Nachfolger im Sturmzentrum vorgesehene Jan-Pelle Hoppe, der somit seine ersten Saisontore bejubeln durfte.
Nikroo per Viererpack
Den Titel „Bester Torjäger in der Abstiegsrunde der Oberliga Hamburg“ darf sich nach diesem Wochenende HSV-III-Außenbahnspieler Sepehr Nikroo ans Revers heften. Der schlanke Techniker wurde im Sechs-Punkte-Spiel gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst zum Mann des Spiels und markierte beim 4:1-Erfolg alle vier Tore. Von besonderen Feierlichkeiten war bei Nikroo jedoch nichts zu spüren. „Ich freue mich, aber in der Kabine war der Viererpack kein Thema. Die Vorlagen, die ich bekommen habe, waren einfach überragend. Hauptsache, gewonnen“, sagte Nikroo.
Sein Trainer Marcus Rabenhorst nutzte die Situation für ein Lob an die gesamte Mannschaft („Sepehr kann sich die Bälle ja nicht über 90 Meter selbst vorlegen und reinschießen, da gehören ein paar Mann mehr dazu“) und eine Forderung: „In unserer Staffel war mir unsere gesamte Offensive zu harmlos. Ich hoffe, der Knoten ist geplatzt und wir treffen wieder regelmäßig.“
Niendorf bezwingt Dassendorf
Nach dem 1:3 beim USC Paloma in der Vorwoche hatte Niendorfs Trainer Ali Farhadi seinem Team deutlich die Leviten gelesen. Mit Aussagen wie „Ich habe wohl 28 Tennisspieler in meinem Kader, die ihr Ego ausleben wollen“, reizte Farhadi seine Mannschaft und kündigte eine Aufarbeitung in der Trainingswoche an. Das Resultat? Am gestrigen Sonntag fügte Farhadis Team in der Oberliga-Meisterrunde Spitzenreiter und Abo-Meister TuS Dassendorf in einer chancenarmen Partie mit 1:0 die zweite Saisonniederlage zu.
Oldie Daniel Brückner verwandelte einen berechtigten Foulelfmeter nach Foul von Dassendorfs Keeper Christan Gruhne an Lennart Merkle (84.). Farhadi äußerte sich danach gut gelaunt und wie gewohnt deutlich: „So ist es halt. Du kriegst einmal in die Fresse als Spieler, und dann funktionierst du. Wobei es für einen Spieler ja schwer ist, gegen Dassendorf nicht zu funktionieren. Es macht ja großen Spaß, gegen diesen Gegner zu spielen. Wir hatten hier in der Woche einen vernünftigen Ausspracheabend auf Augenhöhe. Ich hoffe, meine jungen Spieler nehmen die Oberliga Hamburg nun wieder so ernst, wie es sein muss.“
Sasel sieht sich nicht als Verfolger
Danny Zankl musste lachen. „Eigentlich nicht“, antwortete der Trainer des TSV Sasel nach dem 6:2 gegen den TSV Buchholz auf die Frage, ob die Saseler Dassendorf im Meisterkampf doch noch gefährlich werden könnten. Schließlich hatte der TSV die Pleite der TuS in Niendorf genutzt und den Abstand an der Spitze auf sechs Punkte (bei einer ausgetragenen Begegnung mehr) verkürzt.
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„Wir maßen uns nicht an, über weitere Niederlagen von Dassendorf zu spekulieren. Dass sie eintreten, ist unwahrscheinlich“, sagte Zankl. Stattdessen ärgerte den Taktikfuchs eine Spielphase gegen Buchholz. „Nach dem Platzverweis gegen den Gegner haben wir drei Chancen zugelassen. Das zeigt unsere Schwächen im Überzahlspiel. Wieder etwas, woran wir arbeiten können“, so Zankl.