Hamburg. Köln schlägt Eintracht spät. Bielefeld gelingt ein Befreiungsschlag, Stuttgart erlebt einen späten Schock, Wolfsburg einen Dämpfer.
Der FC Bayern hatte am 23. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth deutlich mehr Mühe als erwartet. Köln zwang im Topspiel Eintracht Frankfurt in die Knie. Arminia Bielefeld hat im Tabellenkeller einen wichtigen Sieg gefeiert, der VfB Stuttgart zwei Punkte spät aus der Hand gegeben.
Der VfL Wolfsburg verpasste die Chance, sich im Abstiegskampf vom FC Augsburg abzusetzen, der ohne Trainer Markus Weinzierl ebenfalls verlor. Bereits am Freitag hatte der FSV Mainz die Leverkusener Siegesserie beendet.
1:6 gegen Leipzig: Hertha-Demütigung in Unterzahl
Trainer Tayfun Korkut verfolgte die letzten Minuten der Demütigung mit leerem Blick an der Seitenlinie, seine Spieler hatten sich da schon lange aufgegeben. Hertha BSC schlittert nach dem Wirbel um Investor Lars Windhorst durch die bittere 1:6 (0:1)-Pleite gegen RB Leipzig in Unterzahl auch sportlich immer tiefer in die Krise. Nach nun sechs Spielen ohne Sieg in der Fußball-Bundesliga wird der Druck im Abstiegskampf für die durch sechs weitere Coronafälle stark dezimierten Berliner auf Rang 15 immer größer.
Benjamin Henrichs (20.), Christopher Nkunku (64., Foulelfmeter/67.), Dani Olmo (74.), Amadou Haidara (82.) und Yussuf Poulsen (88.) trafen für Leipzig. Stevan Jovetic erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich (48.) für die Berliner, bei denen Marc Oliver Kempf (62., Notbremse) Rot sah.
RB mischt mit 37 Zählern weiter im engen Rennen um die Champions League mit und liegt punktgleich vor der TSG Hoffenheim und dem SC Freiburg auf dem begehrten Platz vier. Die Berliner trennt hingegen weiterhin nur ein Zähler von Relegationsrang 16.
Kurz vor der Partie musste Hertha erst einmal einen Corona-Schock verdauen: Jurgen Ekkelenkamp, Maximilian Mittelstädt, Kevin-Prince Boateng, Marvin Plattenhardt, Lukas Klünter und Dong-Jun Lee fehlten neben Niklas Stark und Suat Serdar aufgrund positiver Tests.
BVB feiert 6:0 über mutige Gladbacher
Mit dem Schlusspfiff löste sich die ganze Anspannung. Der 6:0 (2:0)-Kantersieg über Borussia Mönchengladbach und der tosende Applaus der Fans von der Südtribüne entschädigte die Dortmunder Profis für die Schelte der vergangenen Tage. Nur drei Tage nach dem desaströsen 2:4 gegen die Glasgow Rangers in der Europa League gab es wieder Grund zum Freude: Mit dem Kantersieg pflegte das Team von Trainer Marco Rose am Sonntagabend seinen Ruf als launische Diva und sammelte Mut für das Rückspiel am Donnerstag in Schottland. Der BVB festigte den zweiten Tabellenplatz und bleibt bei sechs Punkten Abstand einziger Verfolger von Spitzenreiter FC Bayern.
Vor 10.000 Zuschauern im Signal Iduna Park sorgten die Torschützen Marco Reus (26./81. Minute), Donyell Malen (32.), Marius Wolf (70.), Youssoufa Moukoko (74.) und Emre Can per Foulelfmeter (90.+1) für den am Ende verdienten Sieg im 100. Bundesliga-Duell der beiden Traditionsteams. Für die Gäste aus Mönchengladbach bleibt die Lage dagegen kritisch. Nach der bereits elften Saisonniederlage liegt der Relegationsrang 16 weiterhin nur vier Zähler entfernt.
FC Bayern München – SpVgg Greuther Fürth 4:1
Zittersieg statt Wiedergutmachung: Ein lange Zeit indisponierter FC Bayern hat einen weiteren peinlichen Ausrutscher mit Ach und Krach und dank Lebensversicherung Robert Lewandowski abgewendet. Nach zwei herben Rückschlägen mühte sich die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann zu einem glanzlosen und erst am Ende deutlichen 4:1 (0:1) gegen das abgeschlagene Bundesliga-Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth.
Branimir Hrgota brachte die tapferen Fürther vor 25.000 Zuschauern in der 42. Minute in Führung. Lewandowski glich nur Sekunden nach dem Seitenwechsel für den deutschen Rekordmeister aus. Bezeichnenderweise brachte ein Eigentor von Sebastian Griesbeck (62.) die Bayern auf Siegkurs, Lewandowski legte sein 28. Saisontor nach (82.). Eric Maxim Choupo-Moting (90.+1) sorgte für den Endstand.
Bitter für die Bayern: Corentin Tolisso erlitt einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel und wird mehrere Wochen ausfallen. Auch sein französischer Landsmann Lucas Hernandez musste angeschlagen vom Platz. Der Innenverteidiger hat eine Verhärtung in der Wade.
1. FC Köln – Eintracht Frankfurt 1:0
Torjäger Anthony Modeste hat dem 1. FC Köln im Abendspiel der gegen Eintracht Frankfurt drei Punkte gesichert. Der eingewechselte Franzose erzielte beim 1:0 (0:0) seinen 15. Saisontreffer (84.) und verlängerte damit den Sonnabendabend-Fluch der Hessen. Die haben nun 15-mal in Folge am Sonnabend in einem um 18.30 Uhr angepfiffenen Spiel nicht gewonnen – bei elf Niederlagen.
Modeste saß drei Tage nach seiner Rückkehr auf den Trainingsplatz zunächst auf der Bank. Er hatte in der Vorwoche beim 1:3 bei RB Leipzig erkrankt gefehlt und war schmerzlich vermisst worden.
VfB Stuttgart – VfL Bochum 1:1
Der VfB Stuttgart hat einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf erneut verpasst. Die Schwaben mussten sich gegen Bayern-Bezwinger VfL Bochum vor 20.059 Fans mit einem 1:1 (0:0) begnügen und warten seit acht Spielen auf einen Sieg. Die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo bleibt Vorletzter.
Nach der Stuttgarter Führung durch ein Eigentor von Armel Bella Kotchap (56.) verschärfte Bochums Eduard Löwen (90.+4) durch den späten Ausgleich der Gäste per Foulelfmeter die Lage beim VfB.
Zu allem Übel droht VfB-Profi Silas Katompa Mvumpa länger auszufallen. Der Offensivspieler habe sich die Schulter ausgekugelt und sei ins Krankenhaus gebracht worden, teilte Matarazzo mit.
VfL Wolfsburg – TSG 1899 Hoffenheim 1:2
Die Aufholjagd des VfL Wolfsburg ist erst einmal gestoppt. Im dritten Spiel mit Max Kruse verloren die Wölfe gegen Europacup-Anwärter TSG Hoffenheim mit 1:2 (1:0) und kassierten nach zwei Siegen erstmals mit ihrem neuen Angreifer eine Pleite.
Wolfsburg ging vor 7145 Zuschauern durch einen sehenswerten Schlenzer von Neuzugang Jonas Wind (36.) zwar in Führung. Doch der eingewechselte Jacob Bruun Larsen per Seitfallzieher (74.) und der von Corona genesene Andrej Kramaric (78.) drehten die Partie in der Schlussphase zugunsten der Hoffenheimer.
Die Kraichgauer landeten ihren zweiten Erfolg hintereinander, im Kampf um die Champions League zog das Team von Trainer Sebastian Hoeneß zumindest vorübergehend an RB Leipzig vorbei.
FC Augsburg – SC Feiburg 1:2
Ohne Cheftrainer Markus Weinzierl hat sich für den FC Augsburg die Lage im Abstiegskampf durch die erste Heimniederlage gegen den SC Freiburg weiter zugespitzt. Die Gäste aus dem Breisgau nehmen nach ihrem 2:1 (2:1) weiter Kurs auf einen Europapokalplatz. Angreifer Nils Petersen (4. Minute) und der bärenstarke Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (26.) trafen vor 14.050 Zuschauern für Freiburg. Die Augsburger, für die der frühere HSV-Stürmer Michael Gregoritsch das 1:1 erzielte (16.), bleiben auf Platz 16.
Während der 90 Minuten agierte Assistenzcoach Jonas Scheuermann in der Augsburger Coaching Zone als Anweisungsgeber und Einpeitscher. Co-Trainer-Kollege Reiner Maurer verfolgte das Spiel hauptsächlich auf der Bank sitzend. Im Dauerfunkkontakt mit Weinzierl standen die Aushilfschefs nicht. „Einer, der ein bisschen höher sitzt, hat den Stöpsel im Ohr“, hatte Maurer vor Spielbeginn zur Kommunikation mit dem in häuslicher Corona-Quarantäne befindlichen Weinzierl aufgeklärt.
Arminia Bielefeld – 1. FC Union Berlin 1:0
Der 1. FC Union Berlin hat auch im dritten Spiel nach Max Kruse nicht zurück in die Erfolgsspur gefunden. Die Eisernen unterlagen auch bei Abstiegskandidat Arminia Bielefeld mit 0:1 (0:0) und warten nun seit drei Spielen zumindest auf einen Punkt. Zudem sind die Berliner nun schon seit 276 Minuten ohne eigenen Treffer – letzter Bundesliga-Torschütze ist weiterhin Kruse.
Vor 10.000 Zuschauern brachte Masaya Okugawa die Bielefelder in Führung (53.). Bielefeld gelang mit seinem zweiten Heimsieg ein kleiner Befreiungsschlag im Abstiegskampf.
1. FSV Mainz 05 – Bayer 04 Leverkusen 3:2
Der heimstarke FSV Mainz 05 hat auch den Offensivkünstlern von Bayer Leverkusen getrotzt. Die Rheinhessen gewannen am Freitagabend mit 3:2 (0:1) und kletterten vorerst auf Platz sieben. Bayer verpasste die Chance, den Rückstand auf den Zweiten Borussia Dortmund zu verkürzen, und verlor nach zuletzt vier Siegen in Serie wieder.
Patrik Schick (35. Minute) mit seinem 20. Saisontor und Lucas Alario (74.) trafen vor 10.000 Zuschauern für die Gäste, doch Aarón Martín (57.) sowie die eingewechselten Jean-Paul Boëtius (84.) und Marcus Ingvartsen (88.) sorgten für den Mainzer Sieg.