Hamburg. Nach 23 Jahren macht Jens George im Sommer als Trainer von Alsters Hockeydamen Schluss. Huijsmans wird Nachfolger.
Zwei extrem wichtige Termine hatte Jens George am Mittwoch. Zunächst holte er seine Ehefrau Sandra Milena Lopez Jimenez, die aus ihrer Heimat Kolumbien anreiste, vom Flughafen ab. Am Abend dann ging es zum Dinner in den Club an der Alster, wo der Cheftrainer und seine Hockeydamen vom Vorstand des Traditionsvereins für ihre Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft geehrt wurden. Dort waren sie am vergangenen Wochenende in Düsseldorf im Halbfinale ausgeschieden.
George hört auf – wer sein Nachfolger wird
Was neben der Mannschaft nur wenige Eingeweihte wussten: Es war für Jens George die letzte Chance auf einen Hallentitel in der Bundesliga. Nach 23 Jahren wird der Mann, den alle „Maus“ nennen, als letzter verbliebener Bundesligatrainer aus dem vergangenen Jahrtausend im Sommer nach dem Ende der Feldsaison seinen Posten abgeben.
Über die Nachfolgeregelung wurde die Mannschaft auch erst am Mittwochabend informiert. Der Niederländer Stan Huijsmans (37), seit drei Jahren Chefcoach bei Alsters Ligakonkurrenten Berliner HC, wechselt nach Hamburg und versucht, den Spielerinnen die neuen Impulse zu geben, die sich die Clubführung und auch George von der Neubesetzung des Amtes versprechen.
„Im zurückliegenden Jahr habe ich immer deutlicher gespürt, dass die Mädels eine andere Ansprache wünschen und einiges verändern wollen, ich aber keine Lust habe, mich mit manchen Dingen zu beschäftigen oder mich zu verbiegen“, sagt der 53-Jährige. Deshalb hatte er der Clubführung bereits im Herbst signalisiert, dass er sich eine Veränderung vorstellen könne. „So hatten wir ausreichend Zeit, um die Nachfolge zu regeln und unseren Wunschkandidaten zu kontaktieren, den wir in Stan Huijsmans verpflichten konnten“, sagt Geschäftsführer Eiko Rott.
Jens George – enorme Hockey-Erfolge
Der Niederländer, der auch als Co-Trainer der deutschen Juniorinnen arbeitet, gilt als extrem ehrgeiziger und zielorientierter Teamplayer, der junge Spielerinnen zu entwickeln und individuell zu verbessern versteht. Zudem hat er sich als Strafeckenspezialist einen Namen gemacht. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Alsters Damen spielen seit Jahren auf absolutem Topniveau. Daran möchte ich anknüpfen und die Mannschaft für die nächsten Jahre weiterentwickeln“, sagte der Masterabsolvent des Johan Cruyff Instituts, in dessen Verpflichtung sein Vorgänger eingebunden war. „Ich kenne Stan als sehr sympathischen und kompetenten Kollegen und glaube, dass er viel Positives bewirken und der Mannschaft viele Impulse geben kann“, sagt George.
Zunächst jedoch soll seine Ära beim Club an der Alster ein meisterhaftes Ende finden. „Natürlich ist das letzte Ziel, Anfang Juni bei der Endrunde im Feld um den Titel mitzuspielen“, sagt der Trainer, unter dessen Führung 2018 und 2019 die deutschen Meistertitel im Feld sowie 2006, 2008, 2009, 2018 und 2020 die nationalen Titel in der Halle eingefahren wurden. „,Maus‘ ist ein Trainer mit einem sehr hohen Empathiefaktor, der unglaubliche Teams aufgebaut hat.
Seine Leistungen für den Verein sind nicht hoch genug einzuschätzen. Mit seinem Abschied findet eine glanzvolle Trainerära ihr Ende. Umso dankbarer sind wir, dass er uns frühzeitig signalisiert hat, einem Umbruch nicht im Weg stehen zu wollen“, sagte Frank Gemmrig, Vorstand für den Hockey-Erwachsenenbereich. Die Aufgabe für Georges Nachfolger sei nicht zu unterschätzen: „Stan soll vermehrt junge Eigengewächse einbinden, ohne dass das Leistungsniveau abfällt. Aber wir trauen ihm das zu“, sagt Geschäftsführer Rott.
George übernimmt Aufgaben im Nachwuchs
Sollte dies wider Erwarten nicht gelingen, stünde Jens George als Soforthilfe bereit, denn einen Komplettrückzug aus dem Hockey wird es nicht geben. Vom Sommer an übernimmt der Mann mit der markant heiseren Stimme Aufgaben im weiblichen Jugendbereich. „Ich habe Lust darauf, Talente zu entwickeln und auch dort ambitionierte Teams aufzubauen“, sagt er. Dennoch freue er sich darauf, sich seinem Hobby, der Tischlerei, mehr widmen und deutlich häufiger an Wochenenden und abends freie Zeit mit seiner Frau verbringen zu können.
Das Paar, das 2021 heiratete, hat entschieden, die kommenden drei bis fünf Jahre in Hamburg zu leben und dann „mal zu schauen, wie es weitergeht“. Seinen Traum von einem eigenen Hostel in Südamerika oder Asien hat Jens George, der seit mehr als 30 Jahren in der spielfreien Zeit die Welt als Rucksacktourist erkundet, ebenso nicht aufgegeben wie den von einer ausgedehnten Weltreise. Noch aber will er nicht ganz auf Hockey verzichten und hofft, dass er die letzten Monate mit seinen Damen genießen und mit einem Titel beschließen kann.