Baden-Baden. Der Hamburger Tennisstar hat ein Jahr voller Erfolge hinter sich, für das er kurz vor Weihnachten mit einem letzten Titel belohnt wird.
Die Freudentränen nach dem unfassbaren Halbfinalsieg gegen Dominator Novak Djokovic, die verliebten Blicke auf seine Goldmedaille während der Nationalhymne - diese olympischen Glücksgefühle lassen Alexander Zverev auch ein halbes Jahr nach seiner Sternstunde von Tokio nicht los. „Ich sehe meine Goldmedaille zu Hause jeden Tag“, erzählte der Tennisstar jüngst: „Da kommen die Emotionen automatisch hoch.“
Erfolge hatte dieses Jahr für den Hamburger viele parat. Sechs Turniersiege sammelte Zverev, darunter zwei Masters-Titel sowie den Triumph bei den ATP Finals in Turin, als er sich zum Saisonabschluss zum Besten der Besten krönte. Und doch überstrahlt ein Sieg alles andere. „Die olympische Goldmedaille“, betonte der 24-Jährige stolz, „wird immer über allem stehen.“
Olympiasieger Alexander Zverev ist Deutschlands Sportler des Jahres
Als sich Alexander Zverev vor seiner Krönung noch mit Freundin Sophia Thomalla durch das Blitzlichtgewitter kämpfte, da fieberte Weitsprung-Königin Malaika Mihambo im mondänen Benazetsaal bereits ihrem spektakulären Hattrick entgegen. Auch die Golden Girls des Bahnrad-Vierers schossen fleißig Erinnerungsfotos von der prestigeträchtigen Gala im Kurhaus Baden-Baden, bei der die besten Sportlerinnen und Sportler für ihre Leistungen im Olympia-Jahr 2021 geehrt wurden.
Olympiasieger Zverev wurde nach einer herausragenden Saison als erster Tennisspieler seit 30 Jahren zum Sportler des Jahres gekürt, Mihambo erhielt nach ihrem Gold-Coup von Tokio zum dritten Mal nacheinander die Auszeichnung als beste Sportlerin. Als Mannschaft des Jahres wurde bei der 75. Wahl das Bahnrad-Quartett um Lisa Brennauer geehrt.
An Alexander Zverev führte in diesem Jahr kein Weg vorbei
Seiner Goldmedaille hat Zverev auch zu verdanken, dass er am Sonntag als Nachfolger von Eishockey-Star Leon Draisaitl zu Deutschlands „Sportler des Jahres“ gewählt wurde. Lange 30 Jahre hatte es gedauert, bis ein Tennisspieler bei der renommierten Wahl wieder ganz oben stand. 1991 siegte Wimbledonchampion Michael Stich, Ikone Boris Becker gewann gleich viermal (1985, 1986, 1989, 1990).
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Allerdings schaffte Zverev in diesem Sommer, was weder Becker noch Stich oder einem anderen Deutschen je gelungen war: der Triumph im olympischen Herren-Einzel. Wie groß die Bedeutung dieses Coups ist, zeigt der Weltranglistendritte selbst bei seiner Kleidungswahl noch immer. Sei es auf dem Trainingscourt, im Kraftraum oder sogar zuletzt am Strand auf den Malediven mit seiner neuen Freundin Sophia Thomalla - am liebsten trägt Zverev seine Olympia-Bekleidung von „Team D“.
Alexander Zverev: "Goldmedaille ist das Größte, was man im Sport erreichen kann"
„Die Goldmedaille bei Olympischen Spielen ist das Größte, was man im Sport erreichen kann. Da kann ein Grand Slam nicht mithalten, auch ein anderes ATP-Turnier nicht - es ist einfach so“, sagte Zverev, dem in diesem Jahr auch Vaterfreuden zuteil wurden. Seine Ex-Freundin Brenda Patea brachte im März die gemeinsame Tochter Mayla zur Welt.
Und doch wird Zverevs Privatleben auch weiterhin von unschönen Turbulenzen begleitet. Immer noch stehen die Vorwürfe einer anderen Ex-Partnerin über häusliche Gewalt im Raum, die Profiorganisation ATP gab im Oktober Ermittlungen bekannt. Ein Ergebnis präsentierte sie bislang noch nicht.
Alexander Zverev will kommendes Jahr seinen ersten Grand-Slam-Sieg feiern
Aber ohnehin will Zverev 2022 wieder mit sportlichen Schlagzeilen überzeugen, die großen Ziele sind schon gesteckt. „Ich habe auf jedem Level Erfolg gehabt“, sagte er, „aber da fehlt noch eine Sache.“ Zverev will in der kommenden Saison, die schon im Januar mit den Australian Open das erste Highlight bereithält, seinen ersten Grand-Slam-Sieg feiern, dem er schon so lange hinterherrennt.
„Ich kann nur eins sagen: Ich werde dafür alles tun“, erklärte Zverev: „Ich werde so viel Arbeit wie möglich reinstecken und meinen Arsch dafür aufreißen, dass es passiert.“ Und nebenbei möchte er auch direkt als zweiter Deutscher nach Boris Becker die Nummer eins der Welt werden.
Es sind die einzigen beiden Lücken, die der deutsche Spitzenspieler in seiner jetzt schon beeindruckenden Titelsammlung noch hat - auch wenn die Goldmedaille von Tokio für ihn sowieso über allem steht.
Weitspringerin Malaika Mihambo schaffte das Triple
Mit ihrem Sieg in einem Nervenkrimi ließ auch Mihambo den stimmberechtigten deutschen Sportjournalisten kaum eine andere Wahl. In Tokio krönte sich die Ausnahmeathletin und das große Aushängeschild der deutschen Leichtathletik nach Gold bei der EM und WM zur Olympiasiegerin im Weitsprung. Und wie. Nach einem echten Thriller, nervenstark, mit ihrem letzten Versuch auf 7,00 Meter.
„Ich glaube, es war bei den Frauen der spannendste Weitsprung-Wettkampf der Geschichte“, sagte Mihambo, die bereits zum dritten Mal nacheinander als strahlende Gewinnerin auf der großen Bühne stand - dies war zuletzt Steffi Graf Ende der 80er-Jahre gelungen. Mihambo gewann mit deutlichem Vorsprung vor den Goldgewinnerinnen Aline Rotter-Focken (Ringen) und Ricarda Funk (Kanuslalom).
Team des Jahres ist der Bahnradvierer der Damen
Der Bahnrad-Vierer begeisterte mit einer irren Triumphfahrt in Tokio. Das Quartett lieferte eine verrückte Weltrekordshow in der Mannschaftsverfolgung, gewann als erstes deutsches Frauen-Team Gold in der Königsdisziplin und trat nun die Nachfolge von Fußball-Rekordmeister Bayern München als beste Mannschaft an. Die Dressur-Equipe und die Tischtennis-Männer landeten auf den Plätzen zwei und drei.
Brennauer, Franziska Brauße, Mieke Kröger und Lisa Klein waren im Izu Velodrome in diesem Sommer einfach nicht zu bremsen. Und als wäre das nicht alles schon genug gewesen, raste der Bahn-Vierer im Anschluss auch noch zum WM- und EM-Titel. „Dass wir das Triple geschafft haben“, sagte Brennauer, „war unbeschreiblich.“