Hamburg. Die strengen Vermarktungsvorgaben des Weltverbands stellen mögliche Veranstalter des Beachvolleyballevents vor große Probleme.
Der Termin steht im Kalender des Weltverbands FIVB, und er ist hoch attraktiv. Vom 11. bis 14. August, am letzten Wochenende der Sommerferien und unmittelbar vor der Europameisterschaft in München (15. bis 21. August), sollen die besten Beachvolleyballerinnen und -volleyballer wieder am Hamburger Rothenbaum aufschlagen. So will es die FIVB, so will es die Stadt Hamburg, auch der Club an der Alster als Pächter der Anlage an der Hallerstraße ist einverstanden. Und doch steht zu befürchten, dass die Weltelite im kommenden Jahr einen Bogen um den „Rothenbeach“ machen muss.
Hintergrund der Probleme, die sich in der aktuellen Planung ergeben, sind die Bedingungen, die die Vermarktungsagentur des Weltverbands den Veranstaltern der Events der neuen Superliga auferlegt. Nach einer zur Saison 2022 greifenden Reform soll es auf der Weltserie nur noch drei statt bislang fünf Turnierkategorien geben.
Beachvolleyball: Gastgeber müssen strenge Auflagen erfüllen
Auf Toplevel – und nur das kommt für die Stadt nach der zehn Millionen Euro schweren Sanierung der Anlage infrage – spielen bei Frauen und Männern die besten 15 Teams der Weltrangliste plus ein per Wildcard startberechtigtes nationales Duo ohne Qualifikationsturnier vier Tage lang um 300.000 Euro Preisgeld.
Die Auflagen, die die Turniergastgeber erfüllen müssen, sind happig. So trägt der Weltverband einzig die Kosten für die TV-Produktion, hat sich dafür aber sämtliche TV-Vermarktungsrechte gesichert. Auch die lukrativsten Werbeflächen kann nicht der lokale Veranstalter vermarkten. Rund 80 Prozent der besten Banden oder auch die Netzpfosten hat sich die FIVB-Agentur Volley World gesichert, die für einen langfristigen, Hallen- und Beachvolleyball umfassenden Vermarktungsvertrag mit dem Weltverband rund 300 Millionen Dollar gezahlt haben soll. Dieses Geld muss nun refinanziert werden.
Mindestens eine halbe Million Euro Sponsorengeld nötig
Unterm Strich steht für den lokalen Veranstalter, dass er zwar 95 Prozent des Budgets tragen muss, aber nur maximal 70 Prozent der relevanten Werbeflächen monetarisieren kann. Bei einem Gesamtetat zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Euro – darin enthalten ist auch eine Lizenzgebühr von 350.000 Euro an den Weltverband – bedeutet das, dass abzüglich der auf rund 700.000 Euro taxierten Fördersumme der Stadt mindestens eine halbe Million Euro an Sponsorengeld eingeworben werden muss.
Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und in der unsicheren Pandemielage, die sich auf die Marketingbudgets der Unternehmen auswirkt, ein fast aussichtsloses Unterfangen. Eine zusätzliche Einnahmequelle könnten Eintrittsgelder werden, die es bislang in Hamburg bei Beachvolleyball-Topevents nur in geringer Zahl gab. Da jedoch die Partner, die mit Verkaufsständen auf der Anlage präsent sind, eine hohe Auslastung erwarten, wäre die Ausgabe verkaufter Tickets zumindest ein schwer kalkulierbares Risiko.
Entscheidung wird nicht mehr von der Stadt getroffen
Für Irritationen sorgte zudem, dass die Entscheidung, welcher Veranstalter zum Zug kommen soll, nicht wie bislang üblich von der Stadt und dem Deutschen Volleyball-Verband getroffen werden kann, sondern ebenfalls der neuen FIVB-Agentur obliegt. Kein Wunder also, dass die Interessenten nicht gerade Schlange stehen. Mit Frank Mackerodt, der mit seiner mittlerweile liquidierten Agentur Beach Services von 2016 bis 2018 Weltserienturniere am Rothenbaum ausrichtete, und Werner Richnow, mit seiner Agentur Sportplatz Ausrichter des Active-City-Summers, hatten sich zwei lokale Bewerber mit dem Thema beschäftigt.
Dazu kommt die österreichische Agentur Chaka2, hinter der der Red-Bull-Konzern, aber nicht Hannes Jagerhofer, Ausrichter der WM 2019 am Rothenbaum, steht. Richnow verfolgt das Projekt nicht mehr, seit der von der Stadt sehr geschätzte Mackerodt ins Spiel kam.
Beachvolleyball am Rothenbaum: Mackerodt sieht schwarz
Der 111-malige HSV-Volleyball-Nationalspieler Mackerodt (58), dessen Pläne zur Übernahme eines Rewe-Marktes im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Lebensmittelkonzern kürzlich ad acta gelegt wurden, sagt: „Ich würde das Turnier wirklich liebend gern veranstalten, aber unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen ist es extrem schwierig, es zu refinanzieren.“
- Dem Beachvolleyball-Stützpunkt Hamburg drohen Einschnitte
- Große Ankündigungen von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst
- Aufschlag zur Strand-Castingshow unter Palmen
Ein weiteres Problem könnte werden, dass die Stadt auch im kommenden Jahr die Ausrichtung eines Turniers der Showserie „King of the Court“ plant, das in diesem Jahr seine Rothenbaum-Premiere feierte. Die niederländische Agentur Sportworx ist mit dem Sportamt in Gesprächen über eine dreigeteilte Funsportserie, die in einem mobilen Stadion auf einer Fläche wie dem Heiligengeistfeld ausgetragen werden und Wettkämpfe im „King of the Court“, 3x3-Basketball und Padel-Tennis umfassen könnte.
Andy Grote will Turnier an den Rothenbaum holen
Ein zusätzliches Beachvolleyballturnier im Sommer, zu dem angesichts der limitierten Spielchancen in der Superliga eine Vielzahl nationaler Duos antreten würde, die als Publikumsmagneten am Rothenbaum zudem fehlen, könnte dem Eliteturnier weiteres Wasser abgraben.
Vonseiten des Sportsenators gab es zu der Thematik am Montag nur eine allgemeine Einlassung. „Hamburg hat den Anspruch, auch 2022 wieder ein internationales, hochwertiges Beachvolleyball-Turnier an den Rothenbaum zu holen. Daran arbeiten wir“, sagte Andy Grote. Es scheint, als dürfte dazu noch eine Menge harter Arbeit vonnöten sein.