München. Bayerns Ehrenpräsident gibt sich nach einer turbulenten JHV mit deutlichen Sprechchören zum Reizthema Katar „schockiert“ und beschämt.
Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß war nach einer extrem turbulenten Jahreshauptversammlung (JHV) des deutschen Fußball-Rekordmeisters „schockiert. Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe“, sagte Hoeneß. Er schäme sich.
Die Lage im Audi Dome war nach Diskussionen über das umstrittene Ärmel-Sponsoring durch Qatar Airways, seit Monaten ein Reizthema im Club, eskaliert. Nachdem Präsident Herbert Hainer eine Wortmeldung nicht mehr zugelassen und die JHV nach über fünf Stunden um kurz nach Mitternacht beendet hatte, flippten einige der rund 800 anwesenden Fans aus. Es gab laute „Hainer raus“-Rufe, dazu Sprechchöre: „Wir sind Bayern und ihr nicht“ und „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt“.
FC Bayern: Katar-Spontanantrag abgelehnt
Zuvor hatte der FC Bayern einen Spontanantrag, der eine Abstimmung der Mitglieder über das Katar-Sponsoring herbeiführen sollte, nicht zugelassen. Der Club verwies auf ein Urteil des Landgerichts München I vom Donnerstag, wonach „die Mitgliederversammlung für den bezeichneten Beratungs- und Beschlussgegenstand laut Vereinssatzung nicht zuständig ist“.
Der angeblich mit 20 Millionen Euro dotierte Vertrag der Münchner mit dem Emirat Katar, WM-Gastgeber 2022, läuft noch bis 2023. Ein neuer Abschluss sollte verhindert werden. Katar stehe für massive Menschenrechtsverletzungen, zudem gebe es schwere Vorwürfe von Korruption im Sport, heißt es von Seiten der Anhänger.
Katar: Bayern-Präsident Hainer beschwört Dialog
Hainer, der bei der Debatte eine „niederträchtige“ Tonlage beklagte, hatte zuvor noch einmal den Standpunkt des Rekordmeisters deutlich gemacht. „Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass Dialog der beste Weg ist, Menschen zusammen zu bringen“, sagte er. Zudem habe sich der Verein „bei Weitem noch nicht entschieden mit Katar weiterzumachen“. Aber natürlich erfülle man den Vertrag.
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Vorstandschef Oliver Kahn sprach von „sehr klare Kriterien an solche Partnerschaften. Es gibt Compliance-Anforderungen wie mit jedem Partner. Wir schauen uns das genau an“, sagte er. Er sehe aber „immer Dinge, die man verbessern und weiterentwickeln kann. Wir nehmen das alles mit“. Grundsätzlich sei aber auch für ihn Dialog „besser als ausgrenzen und ausschließen“.
Bayern-Boss Kahn wettert gegen Oligarchen
Kahn machte auf der Versammlung zudem einmal mehr mobil gegen die von Investoren, Staaten und Oligarchen unterstützten Clubs im europäischen Fußball. „Wir kämpfen an vorderster Front dafür, dass nicht unbegrenzt Geld in die Clubs gepumpt wird. Es müssen bei Verstößen endlich effektive und harte Strafen verhängt werden“, forderte der Bayern-Boss.
Man erlebe derzeit „den fundamentalsten Wandel im Fußball“, so Kahn weiter. Investorenclubs würden „ganz schnell mal in die tiefen Taschen ihrer Investoren greifen“. Diese seien längst dabei, den Fußball „mit voller Kraft und voller Power zu ihren Gunsten zu verändern“. Das gelte es „mit aller Macht“ zu verhindern.
Kahn: Bayern werden "in ganz Europa bewundert"
Der FC Bayern, „die Top-Adresse in Europas Fußball“, entwickle deshalb weiterhin „eine Strategie, aus eigener Kraft vorne zu bleiben. Die große Leistung des Vereins ist: Wir sind finanziell unabhängig und gesund, das ist ein absoluter Wert. Für diesen FC-Bayern-Weg werden wir in ganz Europa bewundert“, betonte Kahn. Den Einstieg einer Investorengruppe oder eines Multimilliardärs schloss der frühere Weltklassetorwart einmal mehr aus.
Kahn forderte aber weiter große Anstrengungen im Klub, um an der Spitze zu bleiben: „Es gibt keinen Grund, nachlässig und überheblich zu werten. Erfolge in der Vergangenheit sind keine Garantie für Erfolge in Zukunft.“