Hamburg. Der Brite ist beim Hamburger Rugby-Club als Kapitän und Assistenzcoach in die Führung eingebunden. Eine Position bevorzugt er aber.
Im Leben das tun zu können, was einem am meisten Freude bereitet, ist ein Privileg. Insofern darf man Josh Harvey zweifelsohne einen glücklichen Menschen nennen. Schließlich hat der 29-Jährige in seinem Sport sogar die Möglichkeit, zwischen zwei Dingen zu wählen, die er liebt. Zum einen ist er beim Rugbyteam des Hamburger RC neben dem Platz als Assistent von Cheftrainer Gareth Jackson ins Coaching eingebunden.
Zum anderen spielt er auf dem Platz als Zweite-Reihe-Stürmer nicht nur eine wichtige Rolle in der Offensive, sondern ist seit dem berufsbedingten Rückzug von Lars Dreessen auch Kapitän des Bundesligafünften, der an diesem Sonnabend (14 Uhr, Rugbyarena Saarlandstraße) im letzten Spiel vor der Winterpause den Tabellenzweiten Hannover 78 empfängt.
Rugby: Josh Harvey bevorzugt Funktion als Spieler
Auf die Frage, welche seiner Funktionen er bevorzuge, muss Josh Harvey nicht lange überlegen. „Ich bin froh über jede Minute, die ich spielen kann“, sagt er – und diese Antwort hat einen ernsten Hintergrund. Nachdem der Brite von 2014 bis 2016 in Australien gelebt hatte, setzte ihn eine schwere Rückenverletzung für zwei Jahre außer Gefecht. Es war die Phase, in der er seine erste Deutschland-Erfahrung sammelte, und anstatt zu spielen, übernahm er zunächst beim SC Frankfurt 1880 das Jugendtraining und nach seinem Wechsel zu den Berlin Grizzlies sogar für einige Monate das Amt des Headcoaches im Bundesligateam der Hauptstädter.
Josh Harvey, geboren in der südenglischen Heimat seines Vaters und aufgewachsen im schottischen Biggar, aus dem seine Mutter stammt, begann als Elfjähriger durch Zufall mit dem Rugby. „Ich war nie ein wirklich guter Sportler, aber ich war, als wir nach Biggar zogen, der Größte und Kräftigste in der Klasse. Das genügte, um für das Rugbyteam interessant zu sein“, sagt er. Die Liebe zum Sport entflammte, als er mit 15 als Einziger eines Trios aus seinem Club in die Regionalauswahl berufen wurde. „Der Trainer hatte mich eigentlich nur mitgeschickt, um mich nicht auszuschließen. Und plötzlich war ich Auswahlspieler. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass Rugby mein Ding ist“, sagt er.
Josh Harvey: „Ich trage gern Verantwortung"
Es folgten Stationen in Schottland, England, Australien und Deutschland. Anschließend ging Harvey, der in Dundee Sportwissenschaften studiert hatte, nach Glasgow zurück, um seinen Master in Physiotherapie zu machen, und bewarb sich nach dem Abschluss im August 2020 auf eine Stellenanzeige des HRC als Assistenztrainer. Nun auch Kapitän der Mannschaft zu sein, erfüllt ihn mit Stolz. „Ich trage gern Verantwortung und sehe mich in der Pflicht, als Vorbild voranzugehen“, sagt er. Das von Cheftrainer Jackson ausgegebene Saisonziel, um den Titel mitzuspielen, sei zwar sehr ambitioniert, weil der Neuaufbau der Mannschaft nach der langen Corona-Pause Zeit brauche. „Aber wir haben das Talent im Team, um die Top vier zu erreichen, und sind auf einem guten Weg“, sagt er.
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Einem Weg, den er gern länger begleiten würde. Mit seiner Freundin lebt Harvey, der einzig seine Liebe zu frittiertem Essen als typisch schottische Eigenschaft herausstreichen würde, in Stadtparknähe. Hamburg sei „die schönste Stadt, in der ich bislang gelebt habe“. Gesehen hat er dank seines Hobbys Reisen schon viele Städte. Der nächste Trip bringt ihn als Physiotherapeut in zwei Wochen nach Dubai, wo er die deutschen U-19-Junioren betreut. Rugby ist also auch hauptberuflich sein Leben, und Josh Harvey ist froh darüber.