Hamburg. NRV-Clubmanager Klaus Lahme über die Herausforderung, professionelles und erfolgreiches Segeln zu ermöglichen.

Nicht nur gewinnen können sie beim Norddeutschen Regatta Verein (NRV). Ende der vergangenen Woche kamen 80 Partner und Freunde des NRV Olympic Teams im Clubhaus zusammen, um die sieben Olympiateilnehmer gebührend zu feiern.

Sportsenator Andy Grote stellte die herausragende Bedeutung des NRV Olympic Teams für den Hamburger Spitzensport heraus. Im Abendblatt zieht Clubmanager Klaus Lahme (52) eine positive Bilanz, benennt aber auch die Herausforderungen bis zu den Spielen in Paris.

Hamburger Abendblatt: Herr Lahme, sind Sie noch in Feierlaune?

Klaus Lahme: Das Olympic Team gibt es seit 20 Jahren. Aber dass von zehn Seglerinnen und Seglern, die nach Tokio fahren, sieben vom NRV kommen, das gab es noch nie. Insofern haben wir einen Höhepunkt erreicht ...

... geschmückt mit Silber und Bronze für
Tina Lutz und Susann Beucke im 49erFX sowie Erik Heil und Thomas Plößel im 49er.

Lahme: Ein außergewöhnliches Ergebnis. Eigentlich hatten wir Laser-Weltmeister Philipp Buhl als Medaillenkandidaten Nummer eins gesetzt, der mit Platz fünf aber auch alles andere als enttäuscht hat. Und wären Luise Wanser und Anastasiya Winkel in der 470er-Klasse nicht unglücklich in zwei Rennen disqualifiziert worden, hätten auch sie eine Medaille gewinnen können.

Trotzdem belegten sie einen starken sechsten Platz. Und das, obwohl das Duo aus der Förderung gefallen war. War das im Nachhinein eine Genugtuung für Sie?

Lahme: Nachdem sie nicht im deutschen Kader mittrainieren durften, mussten wir alle Geldtaschen im Verein auf links drehen. Unsere Förderung ist ja eigentlich nur komplementär zu den Mitteln gedacht, die schon vorhanden sind. Insofern: Klar, die Freude über ihre Leistung war natürlich groß bei uns.

Steht das Team für Paris 2024 schon?

Lahme: Ein Großteil des Olympic Teams macht weiter, tatsächlich geht der Blick bei uns längst wieder nach vorne. Nach den Spielen ist vor den Spielen. Im November steht die nächste Laser-Weltmeisterschaft an, Anfang/Mitte 2023 beginnen die Qualifikationen für Olympia, da bliebt nicht viel Zeit. In Frankreich gibt es zudem vier neue Surfdisziplinen.

Sie sind also weiter auf Wachstumskurs.

Lahme: Wachsen können wir nicht mehr bei 16 Mitgliedern im Olympic Team in unterschiedlichen Bootsklassen, das ist ziemlich ausgereizt. Zudem ist das Niveau sehr hoch: Man muss, um dabei sein zu dürfen, eine realistische Chance haben, an Olympischen Spielen teilnehmen zu können.

Ist die Finanzierung der Paris-Kampagne bereits gesichert?

Lahme: Wir stehen jedes Jahr vor der riesigen Herausforderung, die nötigen Fördermittel einzusammeln. Unser größter Sponsor seit 15 Jahren ist Salzbrenner Würstchen. Aber: 80 Prozent des Topfs setzen sich aus Spenden von Mitgliedern zusammen. Angesichts einer Fördersumme in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrages eine stattliche Summe. Aber es sind eben Spenden auf freiwilliger Basis, um die Sie kämpfen müssen.

Ist das Werben um Geldmittel in der Pandemie schwieriger geworden?

Lahme: Ja, schon. Wir hatten Probleme, an die Mitglieder heranzukommen in der Phase, in der das Clubhaus geschlossen war oder sich gerade ältere Mitglieder nur sehr zurückhaltend bewegt haben.

Segeln war die erfolgreichste Sportart für Hamburg bei Olympia. Hat Ihnen das eine erhöhte Aufmerksamkeit gebracht?

Lahme: Ach, wissen Sie, meine Erfahrung ist, dass während Olympischen Spielen Sportarten wie Segeln oder Hockey in den Fokus rücken, was aber eine Halbwertszeit von nichts hat, wenn eine Woche später wieder die Fußball-Bundesliga beginnt. Wenn Sie vier Wochen später jemanden fragen, wer eine Schwimm- oder Segelmedaille gewonnen hat, dann weiß das schon keiner mehr. Das verschwindet alles unter dem riesigen Schatten Fußball.

Würden Sie sich auch mehr Unterstützung in Hamburg wünschen?

Lahme: Was die Stadt betrifft: Sportsenator Andy Grote ist ja Schirmherr des Olympic Teams und regelmäßiger Gast bei uns. Die Initiative Active City unterstützt uns bei verschiedenen Projekten, angefangen beim Helga-Cup. Insofern sind wir an der Stelle sehr zufrieden, was die Aufmerksamkeit und die finanziellen Hilfen betrifft.