Paris. Der Hamburger will gegen Stefanos Tsitsipas erstmals ins Finale der French Open einziehen und seinen ersten Grand-Slam-Titel schaffen.
Alexander Zverev hat sich viele Jahre für diese Momente gequält. Im Kraftraum, auf dem Trainingsplatz. Der beste deutsche Tennisspieler feierte eindrucksvolle Siege, erlitt aber auch schmerzliche Niederlagen, die ihn immer nur noch mehr anstachelten, für den großen Traum vom Grand-Slam-Titel zu kämpfen. Der ist in Paris bei den French Open erneut in greifbare Nähe gerückt.
„Ich bin zuversichtlich, ich bin glücklich“, sagte der 24-Jährige Hamburger, der bei den French Open am Freitag um den Einzug in sein zweites Major-Finale kämpft. Der Titel in Roland Garros würde ihm alles bedeuten. Doch schon der vorletzte Schritt gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas wird enorm schwer.
Becker glaubt, dass Finaleinzug nur über mentale Stärke geht
„Ich glaube, es ist eine Frage der Einstellung, des Willens, auch der richtigen Strategie, aber vor allem des Glaubens“, sagte Eurosport-Experte Boris Becker or dem Halbfinalmatch zwischen Zverev und Tsitsipas, der im ATP-Ranking als Fünfter einen Platz vor Zverev steht: „Derjenige, der mehr an die eigene Stärke glaubt, wird am Freitag gewinnen.“ Und am Sonntag gegen Paris-Rekordsieger Rafael Nadal oder den Weltranglistenersten Novak Djokovic antreten.
Zverev, den im Finale der US Open gegen den Österreicher Dominic Thiem nur zwei Punkte vom Titel trennten, könnte sich in die Geschichtsbücher seiner Sportart eintragen. Den bis dato einzigen und letzten deutschen Finalauftritt in Roland Garros der Nachkriegszeit hat er nicht mitbekommen. Er kam erst rund zehn Monate nach Michael Stichs Niederlage im Juni 1996 gegen den Russen Jewgeni Kafelnikow zur Welt.
Für Zverev ist es das dritte Grand-Slam-Halbfinale
Dass sich der Aufschlaghüne Zverev immer häufiger den Titelspielen nähert - er steht in Paris zum dritten Mal im Halbfinale eines Grand Slams - ist auf einen Reifeprozess zurückzuführen. Er hat erst mit zunehmender Erfahrung gelernt, den Druck vor Majorturnieren richtig zu kanalisieren. „Ich habe mir selbst Steine in den Weg gelegt. In gewisser Weise war ich nicht auf dem Niveau wie bei anderen Turnieren“, sagte Zverev: „Ich war sehr ungeduldig mit mir selbst.“
Bei den French Open gelingt ihm bislang der Spagat aus hoher sportlicher Erwartung und der nötigen mentalen Lockerheit. Sein Auftreten auf dem Platz macht Eindruck. „Er ist ein cooler Spieler, er zeigt nicht groß Emotionen nach außen, auch wenn er mal nicht so gut spielt. Er bleibt eigentlich immer gleich und das schüchtert ein“, sagte Becker, der auch Zverevs starke Physis hervorhob. Ein Paket, dass Tsitsipas aber ebenso vorweisen kann.
Tsitsipas hatte einen schweren Weg ins Halbfinale
Und der Grieche ist im Turnierverlauf auch schon stärker auf die Probe gestellt worden als sein norddeutscher Widersacher. Der 22-Jährige besiegte im Viertelfinale den Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew in drei Sätzen, zuvor hatte er schon die Nummer zwölf des Turniers, Pablo Carreno Busta, geschlagen. Zverev stand noch kein gesetzter Profi gegenüber.
Und noch etwas gilt es für den deutschen Topspieler zu beweisen. Bislang hat er alle neun Aufeinandertreffen mit Top-10-Spielern bei Grand-Slam-Turnieren verloren. „Dann wird es ja mal Zeit, dass er diese Bilanz verbessert“, sagte Becker - und sprach Zverev aus der Seele.