Hamburg. Sylvia Pille-Steppat wurde nicht für die Paralympics in Tokio nominiert. Aber sie kämpft weiter für ihren Lebenstraum.
Es ist ihre letzte Chance, den Lebenstraum zu retten, für den sie über sechs Jahre hart gearbeitet hat. Dafür muss sie heute in Italien Leistung bringen. Denn was undenkbar schien, ist geschehen: Para-Ruderin Sylvia Pille-Steppat (53) wurde vom Deutschen Ruderverband (DRV) nicht für die Paralympics in Tokio (24. August bis 5. September) nominiert, sondern Manuela Diening (28) aus Münster. „Dabei habe ich das Boot für den DRV für Tokio qualifiziert“, sagt die Hamburger Architektin. Das war im September 2019 mit Platz fünf bei der WM in Linz. Im Oktober 2020 wurde sie EM-Dritte.
Diening hat erst im Herbst 2019 mit dem Rudern begonnen und sich schnell verbessert. Plötzlich war da also eine weitere Einer-Ruderin. Der DRV bestand auf einem Ausscheidungsrennen gegen Diening Ende April in Köln, kein großes Ding. Denn die Bestzeit der Hamburgerin war damals 35 Sekunden schneller.
Bei der Para-Regatta am Lago di Varese wird Pille-Steppat antreten
Aber dann machte der Rücken zu. „Sylvia musste das erste von drei geplanten Rennen nach 1000 Metern in Führung liegend aufgeben“, sagt Werner Glowik, der Vorsitzende des Hamburger Verbandes, „zu den beiden ausstehenden Rennen konnte sie nicht mehr antreten.“ Bundestrainer Jochen Weber nominierte Diening. „Wir haben sofort Widerspruch beim DRV eingelegt“, sagt Glowik, „wir sind aber grandios gescheitert.“
Jetzt wollen die Hamburger die Argumentation aufs Wasser verlegen. Bei der Para-Regatta von Freitag bis Sonntag im italienischen Gavirate am Lago di Varese wird Pille-Steppat zweimal gegen ihre Kontrahentin antreten. „Sollte sie da deutlich gewinnen, wird unsere Argumentation Feuer aufnehmen“, kündigte Glowik an. „Wir würden unser Argument sportlich vertiefen und würden uns parallel auch an den Deutschen Behindertensport-Verband wenden.“ Der nimmt die Nominierungen für Tokio vor.