Hamburg. Turnierdirektor Dirk Glittenberg spricht über die Zulassung der Fans bei den Porsche European Open und Zukunftspläne.
Dirk Glittenberg (52) hat 1997 in Düsseldorf die Agentur U.COM gegründet, die vor allem im Golf und Tennis tätig ist. Sie betreut Spieler wie die Hamburgerin Esther Henseleit und veranstaltet große Events. Erstmals in diesem Jahr ist U.COM als Veranstalter für die Durchführung der Porsche European Open vom 5. bis 7. Juni verantwortlich.
Der geschäftsführende Gesellschafter Glittenberg ist dabei auf den Green Eagle Golf Courses in Winsen als Turnierdirektor tätig – und musste in den vergangenen Tagen Schwerstarbeit leisten, um die Durchführung des Turniers gewährleisten und den Zutritt von Fans ermöglichen zu können.
Hamburger Abendblatt: Herr Glittenberg, das Turnier musste wegen der Corona-Regeln um zwei Tage auf Sonnabend nach hinten geschoben auf drei Tage verkürzt werden. Ihren Einstand haben Sie sich sicherlich etwas einfacher vorgestellt, oder?
Dirk Glittenberg: Na ja - wir wussten natürlich, dass es in der Pandemie Probleme geben könnte. Wir haben es dennoch geschafft, ein sehr gutes Spielerfeld zusammenzustellen, und waren auch in guten Gesprächen über die Erlaubnis für Zuschauer auf der Anlage. Da haben wir unterschiedliche Konzepte vorgelegt. Freitag vor einer Woche kam dann aber die Nachricht, dass Großbritannien als Virus-Variantengebiet gilt. Das hatte vieles wieder über den Haufen geworfen. Wir haben dann sehr intensiv mit der European Tour über die Konsequenzen geredet. Tatsächlich drohte auch eine Absage. Aber das wollte niemand. Eine erneute Absage wie 2020 wäre wirklich ein Trauerspiel gewesen.
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Die große aktuelle Herausforderung lag ja darin, dass Spieler, die in Großbritannien waren, zehn Tage außerhalb von UK sein müssen, bevor sie in Deutschland einreisen.
Glittenberg: Wir mussten ganz, ganz intensiv kämpfen. Es war viel Rechnerei dabei. Einige Spieler sind diese Woche bei einem Turnier in Dänemark und kommen direkt von dort. Die ganze European Tour ist auch in einer Art Bubble. Die Logistik ist nicht einfach. Schließlich kommt auch der Fernseh-Übertragungswagen neben Spielern und Caddies aus Großbritannien. Und eine TV-Produktion für den weltweiten Markt ist alternativlos. Am Ende haben wir es mit der Verschiebung um zwei Tage geschafft.
Inwieweit hat sich das Spielerfeld durch die notwendige Verschiebung verändert?
Glittenberg: Nur fünf der ursprünglich gemeldeten Spieler können leider nicht teilnehmen. Die Topspieler wie Titelverteidiger Paul Casey aus Großbritannien, der schwedische Majorsieger Henrik Stenson oder der deutsche Topspieler Martin Kaymer sind aber am Start. Hätten wir das Spielerfeld verkleinert, um wie ursprünglich gedacht am Donnerstag zu starten, dann hätte das Turnier an Wert verloren, es hätte keine Punkte für den Ryder Cup, die europäische Jahreswertung und die Qualifikation für die US-Open gegeben. Das wollten wir auf keinen Fall.
Immerhin sind jetzt bis zu 2000 Zuschauer täglich in Winsen erlaubt.
Glittenberg: Das ist die gute Nachricht. Der Landkreis Harburg hat uns in Abstimmung mit der niedersächsischen Landesregierung in Hannover zu einem Modellprojekt erklärt. Die Zuschauer benötigen einen höchstens 24 Stunden alten negativen Antigen-Test und müssen stets Masken tragen. Wir sind trotzdem an zwei Tagen jetzt schon fast ausverkauft. Tickets gibt es noch auf unserer Internetseite (www.porscheeuropean-open.com, die Red.). Wir haben eine Open-Air-Lounge am 18. Grün gebaut, wo Dreisternekoch Thomas Bühner lokale Spezialitäten zubereitet. Wir freuen uns sehr darauf, dass es wirklich losgehen kann.
Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit mit der European Tour, die 2019 noch selbst Veranstalter war?
Glittenberg: Wir arbeiten in verschiedenen Bereichen ja schon jahrelang mit der Tour zusammen. Ich habe im Januar 2020 dort angerufen und unser Interesse angemeldet, wenn sie mal nicht mehr selbst veranstalten wollen. Das ist im vergangenen Jahr passiert, auch durch die Pandemie hat die Tour ihre Veranstaltungsabteilung verkleinert. Wir sind dann gerne in die Bresche gesprungen und haben auch mit Sponsor Porsche einen neuen Dreijahresvertrag unterzeichnet. Dieses Jahr ist die erste Ausgabe davon. Wir wollen aber gerne länger dabei bleiben.
Auch mit dem Standort Winsen?
Glittenberg: Unbedingt. Für Porsche ist Norddeutschland mit Hamburg ein sehr wichtiger Markt. Ich persönlich mag auch die gewisse Gelassenheit der Menschen im Norden. Das passt alles sehr gut. Die Zusammenarbeit mit den Green Eagle Golf Courses und Eigentümer Michael Blesch und Ralf Lühmann ist auch wunderbar, die Erfahrungen bisher sind sehr positiv. Die Leute hier sind sehr krisengeprüft. Im tiefsten Winter wurde der Porsche Nordkurs sogar noch einmal umgebaut. Das ist jetzt ein sensationeller Golfplatz, wie es ihn sonst in Deutschland nicht gibt.
Das macht große Lust darauf zu sehen, was möglich ist, wenn die Anlage wieder voll mit Zuschauern sein darf.
Glittenberg: O ja. Jetzt schon gibt es wunderbare Naturtribünen entlang der Fairways und um die Löcher. Und die Eigentümer haben ja weitere große Pläne. Sie träumen davon, in Winsen den Ryder Cup 2031 auszurichten. Dafür wollen sie einen ganz neuen Westkurs bauen, der alle Voraussetzungen erfüllt. Dabei geht es auch um Dinge wie Glasfaserleitungen überall, damit die TV-Signale sicher ankommen. Um ganz viel Raum für Zuschauer und so weiter. In Winsen geht das, der Platz ist da, das Gelände weitläufig genug. Man hat hier viel vor in den nächsten zehn Jahren – und wir möchten diesen Weg gerne mitgehen.