Straßburg. Straßburg wertet Spielsperre und Geldstrafe gegen Fußballer Deniz Naki auf Grundlage eines Facebook-Posts als Menschenrechtsverletzung.

Die Türkei hat mit einer Spielsperre und einer Geldstrafe für den deutsch-türkischen Fußball-Profi Deniz Naki wegen eines Facebook-Posts dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zufolge gegen Nakis Rechte verstoßen.

Die türkischen Behörden hätten nicht gezeigt, dass die angeführten Gründe für die Strafe angemessen und ausreichend seien, teilte das Gericht am Dienstag in Straßburg mit.

Türkei muss an Deniz Naki zahlen

Wegen Verstößen gegen Nakis Meinungsfreiheit und sein Recht auf ein faires Verfahren muss die Türkei ihm und seinem Club Amed Sportif Faaliyetler zusammen etwa 14.000 Euro zahlen.

Auch in zwei weiteren Fällen stellte der Gerichtshof bei Strafen des Türkischen Fußballverbandes (TFF) wegen öffentlicher Aussagen Menschenrechtsverstöße fest. (48909/14, 48924/16, 54540/16)

Naki wurde ideologische Propaganda vorgeworfen

Der Disziplinarrat des Verbands hatte Naki Anfang 2016 vorgeworfen, mit einem Post auf Facebook ideologische Propaganda betrieben und zu Gewalt angestiftet zu haben.

Der in Düren aufgewachsene frühere Spieler des FC St. Pauli und des SC Paderborn wurde für zwölf Spiele gesperrt und erhielt eine Geldstrafe von etwa 6000 Euro. Der Schiedsausschuss des TFF bestätigte die Strafe.

Dem Menschenrechtsgericht zufolge gibt es wegen struktureller Mängel aber berechtigte Gründe, die Unabhängigkeit dieser Institution anzuzweifeln.

Fall Naki: Weitere Strafen nicht Teil des Urteils

Im Januar 2018 sperrte die TFF Naki lebenslang und verhängte eine weitere Geldstrafe. Diese Entscheidung war aber nicht Teil des Urteils des Menschenrechtsgerichts vom Dienstag.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat. Gemeinsam setzen sich die von der Europäischen Union unabhängigen Organe für den Schutz der Menschenrechte in den 47 Mitgliedstaaten ein.

Nakis Auto wurde auf Autobahn beschossen

Naki erfuhr nach den Strafen des türkischen Verbands zum einen Unterstützung auch durch den FC St. Pauli und dessen Fanszene, zum anderen aber auch Gewalt: Im Januar wurde das Auto des kurdischstämmigen Fußballers auf der A4 bei Düren beschossen. Im April 2019 wurden die Ermittlungen zu diesem Vorfall allerdings eingestellt.