Zuvor hatte bereits der ewige Konkurrent Real Madrid klargemacht, dass die neue Eliteliga nur auf “Stand-by“ sei.
Real Madrids Präsident Florentino Perez hat trotz des Chaos der vergangenen Tage weiter Hoffnung auf eine Super League. Das Projekt sei auf „Stand-by“, sagte der Boss des spanischen Rekordmeisters dem Radiosender "Cadena Ser". Die Pläne für eine neue Eliteliga existierten, „aber die Hälfte von ihnen ist gegangen, müde von dem, was sie in den vergangenen 24 Stunden gehört haben.“
Auf die Frage, ob es falsch sei zu denken, dass der Wettbewerb nun tot sei, antwortete Perez: „Auf jeden Fall. Wir arbeiten daran. Es wird etwas herauskommen, von dem die Welt denkt, dass es das Beste ist.“ Die Europäische Fußball-Union (Uefa) habe „eine Show hingelegt“, fügte er hinzu: „Sie haben es so aussehen lassen, als hätten wir eine Atombombe abgeworfen. Die Reichen verlieren jetzt eine Menge Geld.“
Zwölf Größen des internationalen Fußballs hatten in der Nacht zu Montag die Gründung einer von der Uefa unabhängigen und milliardenschweren Super League angekündigt. Nach der Absage von Atletico Madrid, Inter Mailand und des AC Mailand sowie der sechs englischen Klubs hatte Hauptinitiator und Juventus-Boss Andrea Agnelli erklärt, die Pläne seien verworfen worden.
Perez gab zu, dass Änderungen an dem Projekt vorgenommen werden müssten und schlug vor, dass sich vier Teams aus jedem Land qualifizieren könnten. „Ich bin traurig und enttäuscht. Wir haben drei Jahre lang daran gearbeitet und gegen die finanzielle Situation im spanischen Fußball gekämpft“, sagte Perez.
Einzig Real Madrid, Juventus Turin und der FC Barcelona verzichteten nach dem massiven Widerstand von Verbänden, Ligen und Fans bislang auf einen offiziellen Rückzug. Er habe noch nie eine solche Aggression gesehen, „vom Präsidenten der Uefa und einigen Präsidenten der nationalen Ligen“, sagte Perez: „Es schien orchestriert, es hat uns alle überrascht. Als hätten wir den Fußball getötet. Wir haben daran gearbeitet, wie man den Fußball retten kann.“
Das Abendblatt hält Sie im Newsblog zur Super League auf dem Laufenden.
- Europäische Clubvereinigung reicht Rebellenclubs die Hand
- Barcelona spricht sich weiter für Super League aus
- Uefa-Chef will Champions-League-Halbfinals planmäßig durchführen
- Protest: ManU-Fans stürmen Trainingsgelände
- Nach Super-League-Debakel: Juve-Chef vor dem Aus?
- VFB-Sportdirektor wundert sich über "bizarre 48 Stunden"
- Italienischer Verband verzichtet auf Bestrafung der "Rebellen-Vereine"
- Spielerberater Struth pestet gegen Fifa und Uefa
- Ex-HSV-Profi Babbel: "Uefa lacht sich kaputt"
- Nach Super-League-Aus: Inter-Präsident erhält Drohungen
- Fan-Organisation ruft zu noch lauteren Protesten auf
Europäische Clubvereinigung reicht Rebellenclubs die Hand
Die europäische Klubvereinigung ECA ist offen für eine Rückkehr der zwölf abtrünnigen Klubs nach dem Scheitern der Super League. „Es ist nicht so, dass der Fußball in Europa aus einem Lager hier und einem Lager dort besteht“, sagte Michael Gerlinger, neuer Vize-Vorsitzender der ECA und Direktor Recht beim Rekordmeister Bayern München, dem kicker.
Die ECA werde „ganz offen und transparent auf alle Personen und Vereine zugehen oder abwarten, ob sie auf uns zugehen“, sagte Gerlinger. Es gebe „keinen Riss zwischen den ECA-Klubs, auch wenn wir zwölf prominente Mitglieder verloren haben. Allerdings gehe ich davon aus, dass einige von denen zurückkommen“. Bisher habe sich keiner dieser zwölf Klubs gemeldet.
Von deren Plänen habe der Rest nichts mitbekommen. „Es war bedrohlich, ja“, sagte Gerlinger: „Die Vorstellung, die uns vermittelt wurde, war, dass die Vereinbarung einer erfolgreichen Kooperation mit der Uefa der sichere Meilenstein sei, eine Super League zu verhindern.“ In Bezug auf Einzelpersonen seien Dinge passiert, „die nicht positiv und auch nicht zu tolerieren sind“.
Gerlinger war am Mittwochabend zum neuen ECA-Vize ernannt worden. Paris St. Germains Klubchef Nasser al-Khelaifi wurde am Mittwoch zum neuen Vorsitzenden berufen und folgte auf den abtrünnigen Andrea Agnelli. Der Präsident von Juventus Turin gilt als einer der Hauptinitiatoren der Super League.
Rückzug? Barcelona spricht sich weiter für Super League aus
In der Frage der umstrittenen und vorerst offenbar gescheiterten Super League ziehen die beiden spanischen Fußball-Giganten und Erzrivalen Real Madrid und FC Barcelona weiter an einem Strang. Nach Real-Präsident Florentino Pérez sprach sich am Donnerstag auch Barcelona-Boss Joan Laporta energisch für die Einführung des neuen europäischen Wettbewerbs aus. „Die Super League ist nötig. Es ist absolut nötig, dass wir große Clubs, die einen beträchtlichen Teil der Ressourcen beitragen, auch ein Wort mitreden bei der Verteilung der Einnahmen“, sagte Laporta dem katalanischen Fernseh-Sender "TV3". Der Plan sei noch auf dem Tisch. „Er existiert“.
Man sei aber „offen für einen offenen Dialog mit der Uefa“, betonte der Chef des Clubs von Lionel Messi und Nationaltorwart Marc-André ter Stegen. Laporta äußerte sich optimistisch, dass man eine Einigung werde erreichen können, die alle Seiten zufriedenstellt. Man strebe weder die Abschaffung der nationalen Ligen noch der Kriterien des sportlichen Verdienstes an. „Aber wir brauchen mehr Ressourcen, damit dies (der Fußball) eine großartige Show bleibt“. Vor allem die „sehr hohen Gehälter“ der Spieler seien eine große Last für die Top-Clubs.
Spaniens Profi-Liga teilte unterdessen mit, es werde keine Sanktionen gegen die drei Super-League-Gründerclubs des Landes geben. Atlético Madrid war am Dienstag abgesprungen. „Wir erwägen keine Sanktionen. Alle wollen, dass nun Köpfe rollen, aber wir haben unsere Abläufe“, sagte Liga-Chef Javier Tebas. Die betroffenen Clubs seien „von den eigenen Fans schon genug bestraft“ worden. „Ihr Ruf ist beschädigt.“
Uefa-Chef will Champions-League-Halbfinalspiele wie geplant durchführen
Aleksander Ceferin sieht die Super-League-Gründer bei der Wiedereingliederung in die Europäische Fußball-Union (Uefa) in der Pflicht. „Tatsache ist, dass jeder Verein, der in unserem Wettbewerb mitspielen möchte, auf uns zukommen muss und wir die Dinge, die jetzt passiert sind, klären müssen“, sagte der Uefa-Präsident in der slowenischen Nachrichtensendung "24UR". Jeder werde „die Konsequenzen seines Handelns tragen müssen“.
Es sei schonmal eine sehr gute Entscheidung der englischen Clubs, „dass sie ihren Fehler zugegeben haben, dass sie verstehen, dass sie falsch lagen“. Das erwarte er von allen Gründungsmitgliedern der Super League.
Weiter auf dieser geschlossenen Liga zu beharren sei „eigentlich relativ lächerlich“. Unter anderem von Real Madrid fehlt bislang allerdings jegliches Einlenken. Konsequenzen für die laufende Champions League müssen die Königlichen wohl dennoch nicht befürchten.
„Das Entscheidende ist, dass die Saison bereits begonnen hat. Wenn wir das Halbfinale nicht spielen, hätten die TV-Sender eine Schadensersatzklage gegen uns erhoben“, betonte Ceferin. Es bestehe nur „eine relativ geringe Chance“, dass das Spiel am Dienstag gegen den FC Chelsea nicht stattfinden wird. „Aber in Zukunft wird es ein wenig anders sein“, führte der 53-Jährige aus.
Er habe nie wirklich Angst gehabt, dass die Super League tatsächlich zustande kommt. Für ihn sei es von vornherein eine „Phantomliga der Reichen“ gewesen, einige der Treiber hätten ihn mit ihren Lügen aber schwer enttäuscht. „Ich finde es eigentlich erschreckend, dass, wenn man enorm reich ist, einem der Gewinn so viel bedeutet, dass kein einziger Wert mehr für einen gilt“, sagte der Slowene.
Den größten Beitrag zum Zerfall der Super League haben aus seiner Sicht die Fans geleistet. „Die Fans sind sehr zahlreich, sie lieben ihren Verein ungemein, und wenn die Fans wütend werden, ist das eine Art Revolution. Und das kann sich kein Land leisten“, sagte Ceferin.
Protest: ManU-Fans stürmen Trainingsgelände
Aus Protest gegen Clubboss Joel Glazer und die Pläne zur Teilnahme an der umstrittenen Super League haben Fans von Manchester United am Donnerstagvormittag das Trainingsgelände des englischen Rekordmeisters gestürmt. Auf Transparenten („Wir entscheiden, wo ihr spielt“, „Raus mit den Glazers“) machten sie ihrem Unmut Luft, versperrten den Eingang und postierten sich schließlich auch auf dem Rasen. Zu Kontakten mit Spielern kam es nicht.
Manchester United, seit 2003 im Besitz der Glazer-Familie, hatte sich zunächst am vergangenen Montag wie fünf weitere Premier-League-Klubs (Manchester City, FC Liverpool, FC Chelsea, Tottenham Hotspur und FC Arsenal) der geplanten Super League im europäischen Fußball angeschlossen. Zwei Tage später und nach zahlreichen Protesten zogen alle englischen Klubs ihre Bereitschaft zur Teilnahme wieder zurück.
Nach Super-League-Debakel: Juve-Chef vor dem Aus?
Juventus-Turin-Präsident Andrea Agnelli drohen nach dem gescheiterten Plan einer europäischen Super League offenbar Konsequenzen beim italienischen Fußball-Rekordmeister. Nach dem Rücktritt vom ECA-Vorsitz könnte der 45 Jahre alte Unternehmer auch die Führung des Renommierclubs verlieren.
Laut "Tuttosport" droht Agnelli die Gefahr, durch seinen Vetter Alessandro Nasi, Vizepräsident der Agnelli-Holding Exor, ersetzt zu werden. Auch die Sportmanagerin Evelina Christillin wird mit einem Führungsposten bei Juventus in Verbindung gebracht. Sie soll die Beziehungen zu den anderen italienischen Klubs neu aufbauen.
Agnelli sei laut "Gazzetta dello Sport" arg unter Druck geraten, auch weil die Juve-Aktie an der Mailänder Börse nach dem gescheiterten Super-League-Plan um 12 Prozent eingebrochen war. Der Konsumentenschutzverband Codacons droht außerdem bei der Börsenaufsicht mit einer Sammelklage gegen Juventus wegen des Verdachts der Marktmanipulation.
Agnelli zeigte sich indes unbekümmert. Nach dem Rücktritt vom Chefposten bei der europäischen Klubvereinigung ECA werde er jetzt mehr Zeit haben, sich ganz Juve zu widmen, sagte er italienischen Medien. Dabei wird er sich mit dem großen Schuldenberg seines Clubs auseinandersetzen müssen.
Laut "Corriere dello Sport" könnte Juves Eigentümer Exor einem internationalen Investmentfonds 20 Prozent des Juve-Kapitals verkaufen. Damit könnte der Klub von Superstar Cristiano Ronaldo eine wichtige Finanzspritze erhalten.
VfB-Sportdirektor wundert sich über "bizarre 48 Stunden"
Sportdirektor Sven Mislintat vom VfB Stuttgart war nach dem schnellen Aus der geplanten Super League erleichtert. „Das waren extrem bizarre 48 Stunden. Es hat sich komisch angefühlt im Magen, man hat sich gefragt: Was machen die mit unserem Fußball?“, sagte Mislintat bei "Sky". Im Weltfußball gebe es einige Personen, „die das Gefühl für das Spiel verloren haben und sich selbst nicht mehr fühlen“.
Mislintat sei froh, „dass das eigentlich schon wieder Geschichte ist“. Besonders lobte er die Reaktion seines früheren Weggefährten Jürgen Klopp. „Ich bin sehr froh, dass es diese Reaktionen gab, angefangen mit Kloppo“, betonte Mislintat: „Ich habe ihm gesagt, dass ich Respekt habe, dass er sich so klar und deutlich geäußert hat.“
Mislintat arbeitete als Chefscout von Borussia Dortmund mehrere Jahre mit dem jetzigen Liverpool-Teammanager und früheren BVB-Trainer Klopp zusammen. Die Pläne einer Super League, von zwölf europäischen Topklubs ins Leben gerufen, waren nach nur zwei Tagen angesichts der großen Fan-Widerstände wieder vom Tisch.
Italienischer Verband verzichtet auf Bestrafung der "Rebellen-Vereine
Der italienische Fußball-Verband FIGC will Rekordmeister Juventus Turin, Inter Mailand und den AC Mailand wegen deren Plänen zur Gründung einer europäischen Super League nicht bestrafen. „Es wird zu keinem Prozess, keiner Verurteilung oder zu Rache-Aktionen kommen“, sagte Verbandschef Gabriele Gravina laut Gazzetta dello Sport.
„Wir haben streng die Werte und die Regeln des Fußballs verteidigt. Jetzt ist alles zur Normalität zurückgekehrt, doch die Situation, die wir erlebt haben, ist ein Alarmsignal. Sie regt uns zum Nachdenken über die Tatsache an, dass etwas nicht funktioniert. Doch es darf nicht zu Strafen kommen. Man kann nicht eine Idee bestrafen, die sich nicht konkretisiert hat“, betonte der Verbandspräsident.
Gravina rief dazu auf, die Regeln der weltweiten Fußballfamilie zu respektieren. „Entweder man ist in der Fußballwelt mit seinen Regeln oder man tritt aus. Wer zu dieser Welt gehört, muss sowohl ihre Regeln als auch ihre Werte akzeptieren“, äußerte Gravina.
Nach heftiger Kritik von Verbänden, Fans und Medien waren die Super-League-Pläne auf Eis gelegt worden, einzig Real Madrid, Juventus Turin und der FC Barcelona verzichteten trotz des massiven Widerstands bislang auf einen offiziellen Rückzug. Ursprünglich hatten zwölf europäische Renommierclubs die Superliga in der Nacht zum Montag aus der Taufe gehoben.
Spielerberater Struth pestet gegen Fifa und Uefa
er Kölner Spielerberater Volker Struth (54), zu dessen Klienten in seiner Agentur Sports360 unter anderem der 2014er-Weltmeister Toni Kroos (Real Madrid) zählt, hat der Fifa und Uefa „Heuchelei“ vorgeworfen.
Moralisch sei er zwar total gegen eine Super League, „insbesondere gegen eine geschlossene Liga, für die sich kein Verein qualifizieren kann“, sagte Struth dem Kölner Express, aber: „Dass ausgerechnet Uefa und Fifa die kommerziellen Interessen hinter dieser Liga verurteilt haben, das ist doch pure Heuchelei.“
Die Europäische Fußball-Union habe „alle Wettbewerbe in der Vergangenheit künstlich aufgebläht, steht für Konstrukte wie Nations League oder Conference League“. Der Weltverband Fifa vergebe „eine WM nach Katar. Und nun spielen sich diese Verbände als Retter der Fußball-Kultur auf? Das ist doch lachhaft“, so der Spielerberater, zu den dessen Schützlingen auch unter anderem auch Niklas Süle (Bayern München) oder Dayot Upamecano sowie Trainer Julian Nagelsmann (beide RB Leipzig) zählen.
Zur Motivation der zwölf europäischen Topklubs, die ursprünglich die Super League in der Nacht zum Montag aus der Taufe gehoben hatten, meinte Struth: „Die Gründe für diesen Entschluss kenne ich nicht, ich sehe nur das Resultat, dass sich aber aktuell täglich wieder verändert, weil die Fans zum Glück auf die Barrikaden gegangen sind.“
Er könne sich vorstellen, „dass die Vereine eine elitärere Champions League wollen. Dass Real Madrid nicht gerne in der Vorrunde gegen Midtjylland oder Krasnodar spielt, kann ich irgendwie sogar verstehen. Aber wenn dieses Format eines Tages kommen sollte, dann bitte auch mit Wettbewerbscharakter. Dann muss auch die Chance bestehen, sich für diesen Kreis über die nationalen Ligen zu qualifizieren“, so der Sports360-Boss.
Die Art und Weise, wie die Superliga „in einem Alleingang der Vereine forciert werden sollte, mit einer gehörigen Portion von Egoismus, ist mehr als befremdlich und schockiert mich. Das war eine Bombe, die da in der Fußball-Welt eingeschlagen ist“, betonte Struth.
Ex-HSV-Profi Babbel: "Uefa lacht sich kaputt"
Nach Ansicht des früheren Nationalspielers Markus Babbel kommt die Europäische Fußball-Union (Uefa) nach dem krachenden Scheitern der Super League in der Öffentlichkeit viel zu gut weg. „Die Uefa lacht sich kaputt, die Champions League 2024 ist auf gut Deutsch auch ein Scheißdreck hoch zehn. Das kann doch auch niemand ernst nehmen, weil es nur um noch mehr Spiele und damit noch mehr Geld geht“, sagte der 48-Jährige im Interview mit "SPOX" und "Goal".
Aus seiner Sicht sei die Reform, die vor allem den Top-Vereinen zugutekommt, „ein Desaster, aber immerhin haben die Mannschaften dabei noch die Chance, sich sportlich zu qualifizieren“, erklärte der Europameister von 1996 und stimmte damit in den Chor derer ein, die eine Super League abgelehnt hatten.
Besonders schockierte den früheren Profi des FC Liverpool, dass die Reds zu den zwölf Gründungsmitgliedern der Super League gehörten, die am Dienstag und Mittwoch nach massiven Fan-Widerständen in sich zusammenfiel. „Ich hätte bei vielen Vereinen damit gerechnet. Aber dass ausgerechnet der FC Liverpool dazu bereit ist, hat mich sehr irritiert. Als ich im Anschluss mitbekam, dass weder Jürgen Klopp noch die Mannschaft in die Pläne eingeweiht worden war, habe ich gewusst: Okay, da waren wieder ein paar Herren am Start, die mit der Geschichte dieses Klubs und der Geschichte der Fans nichts am Hut haben“, sagte Babbel.
Ausdrücklich lobte der ehemalige Bundesligatrainer (VfB Stuttgart, Hertha BSC, TSG Hoffenheim) die ablehnende Haltung der beiden deutschen Top-Klubs. „Für ihre Absage an die Super League muss man den Bayern und dem BVB ein großes Kompliment aussprechen. Das wäre ein riesiges Desaster geworden.“ Das deutsche System müsse „generell gelobt“ werden: „Der Wahnsinn, der weltweit bezüglich Ablösen und Gehälter stattfindet, hält sich hier noch in Grenzen.“
Nach Super-League-Aus: Inter-Präsident erhält Drohungen
Nach dem Scheitern der Pläne für eine Super League beklagt Inter Mailands Geschäftsführer Giuseppe Marotta massive Anfeindungen. Er sei von „anonymen und öffentlichen Drohungen“ überhäuft worden, sagte Marotta bei Sky Sport: „Ich bin kein Judas und kein Verräter. Ich liebe diesen Sport und werde stets in seinem Interesse arbeiten.“
Inter gehört zu den zwölf Größen des internationalen Fußballs, die in der Nacht zu Montag die Gründung einer milliardenschweren Super League angekündigt hatten. Nur wenig später zogen sich neben den Nerazzurri auch die sechs englischen Klubs sowie Atletico Madrid und der AC Mailand offiziell aus dem Projekt zurück.
Trotz der Absage für die Eliteliga ist für Marotta das System der nationalen Ligen veraltet. Deshalb und aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise müssten neue Wege zum Erhalt des Fußballs gefunden werden. „Mit Gehältern, die 65 bis 70 Prozent der Umsätze verschlingen, kann kein Unternehmen überleben“, sagte der 64-Jährige.
Einen Rücktritt nach dem Chaos der vergangenen Tage schloss Marotta zunächst zwar aus, „wenn die Mehrheit der Klubs jedoch nicht will, dass ich weitermache, werde ich zurücktreten“, sagte er: „Ich habe bisher stets im Dienst des Fußballs gehandelt.“
Fan-Organisation ruft zu noch lauteren Protesten auf
Fan-Organisationen haben nach dem Scheitern der Super League einen massiven Richtungswechsel im Fußball gefordert. „Wir rufen alle Fußballfans auf: Die Zeit für einen noch konsequenteren und lauteren Widerstand ist gekommen. Die Ereignisse der letzten Tage haben gezeigt, was möglich ist“, schreiben neun Bündnisse und Initiativen am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme, darunter „ProFans“, „Unser Fußball“, „Unsere Kurve“ und „Zukunft Profifußball“.
„Lasst Euch nicht blenden! Fifa, Uefa und die Nationalverbände sind nicht die Heilsbringer des Fußballs, die ihn vor dem Untergang gerettet haben. Vielmehr haben eben diese Verbände die Monopolstellung sogenannter Top-Clubs ermöglicht“, heißt es weiter. Die Organisationen forderten alle Verbände auf, umgehend „auf die großen Worte Taten folgen zu lassen. Dies reicht von der Zurücknahme der beschlossenen Champions-League-Reform hin zu einer gleichmäßigeren Verteilung gemeinsamer Einnahmen“.
Die geplante Super League mit zwölf Spitzenteams aus England, Italien und Spanien als Gründungsmitglieder kommt nach heftigem Widerstand und massiver Kritik zumindest vorerst nicht zustande. Die Verbände, so warnten die Fan-Organisationen, „werden uns ab sofort alle weiteren faulen Kompromisse mit sogenannten Top-Clubs als Rettung des Fußballs verkaufen. Das Motto wird sein: Schluckt diese Pille, denn sonst gründen sie dieses Mal wirklich eine Super League“.
Sie fordern erneut, das Financial Fairplay-Reglement konsequent anzuwenden, die Einnahmen aus den Uefa-Wettbewerben gleichmäßiger zu verteilen und die Faninteressen bei allen Entscheidungen verbindlich zu berücksichtigen.