Hamburg. Hamburger Weltergewichtler bilanziert das vergangene Jahr und zieht Konsequenzen daraus. Was sich Formella für 2021 wünscht.

Es mag überraschend klingen, wenn ein Profiboxer, der die beiden größten Kämpfe seiner Karriere verloren hat, das Jahr 2020 dennoch als das erfolgreichste seines sportlichen Lebens einordnet. Aber zum einen ist Sebastian Formella ein gnadenlos positiv denkender Mensch. Und zum anderen hat der 33 Jahre alte Hamburger schlicht recht mit seiner Einschätzung.

„Für mich war 2020 kein verlorenes Jahr, im Gegenteil. Ich habe mich sportlich und menschlich extrem weiterentwickelt und Erfahrungen gesammelt, die ich ohne Corona nicht hätte machen können“, sagt der Weltergewichtler vom Hamburger EC-Stall, der zum ersten Mal seit seiner Niederlage Ende November gegen den Briten Conor Benn (24) öffentlich Bilanz zieht.

Porter-Kampf brachte Formella "unglaublich viel Respekt" ein

Ein Duell mit US-Superstar Shawn Porter (33), gegen den Formella am 22. August im Microsoft Theater in Los Angeles in den Ring stieg, wäre unter normalen Bedingungen unmöglich gewesen. Der mehrmalige Weltmeister zählt zur absoluten Weltspitze und bestreitet seine Ringduelle in der Regel in anderen Sphären. Doch weil in der Pandemie die großen Börsen nicht verdient und auch keine großen Arenen ausverkauft werden konnten, rückte ein Mann aus der zweiten Reihe wie Formella ins Blickfeld.

Zwar unterlag er Porter deutlich nach Punkten, aber dass er überhaupt die volle Distanz durchstand, hatte ihm in der weltweiten Boxszene kaum jemand zugetraut. „Ich habe unglaublich viel Respekt bekommen und mich durch diesen Kampf interessant gemacht“, sagt er.

Formella träumt von großem Kampf in den USA

 Nur drei Monate später, am 21. November, in der Londoner Wembley Arena, gegen Benn erneut in den Ring gestiegen zu sein, ordnet der Mann, der im Hauptberuf als Containerfahrer im Hamburger Hafen arbeitet, rückblickend als großen Fehler ein. „Ich habe komplett unterschätzt, dass ich nach dem Porter-Kampf körperlich und mental ausgelaugt war“, sagt er. „Trotzdem war auch das eine sehr wichtige Erfahrung.“

Und eine, die ihm für das neue Jahr helfen soll. Formella hat sich für einen Umbruch im Training entschieden, will im physischen Bereich härter arbeiten und seine Explosivkraft optimieren. „Ich will wissen, wo mein Leistungslimit liegt, denn ich glaube, dass ich es noch nicht erreicht habe“, sagt er. Sein Traum ist, noch eine Chance in Übersee zu erhalten – unter Normalbedingungen. „Ein großer Kampf in den USA, in einer ausverkauften Arena, mit meinen Fans im Rücken, das ist mein großer Wunsch für 2021“, sagt er.