Madrid. Bei Real Madrid leistet sich die Borussia einen mutlosen Auftritt. Doch die Konkurrenz hilft den Fohlen in die K.-o.-Runde.

Erst sanken die Profis von Borussia Mönchengladbach nach dem 0:2 (0:2) bei Real Madrid müde zu Boden, versammelten sich dann zum bangen TV-Gucken am Tablet und brachen schließlich in euphorischen Jubel aus. Erstmals seit 43 Jahren steht die Borussia wieder im Achtelfinale der europäischen Königsklasse, obwohl das Team von Trainer Marco Rose am Mittwoch bei Real Madrid verlor.

Durch die Schützenhilfe von Inter Mailand und Schachtjor Donezk, die zeitgleich 0:0 spielten, zog Gladbach bei seiner dritten Champions-League-Teilnahme als Zweiter der Gruppe B hinter Real erstmals in die K.-o.-Runde ein. Im Vorgängerwettbewerb Europapokal der Landesmeister hatte der fünfmalige deutsche Meister in den 1970er Jahren stets im Achtelfinale gestanden. „Wahnsinn, Wahnsinn“, jubelte Kapitän Lars Stindl bei DAZN. „Es war eigentlich unser schwächstes Spiel in der Vorrunde, und wir kommen trotzdem weiter. Das haben wir uns verdient mit unseren starken Leistungen zuvor. Herausragend.“

Trotz zweier Niederlagen: Gladbach in K.-o.-Runde

Diesmal war nach bislang starken Auftritten in der Vorrunde zumindest im letzten Gruppenspiel beim Königsklassen-Rekordsieger Glück dabei. Durch das Unentschieden der Gruppen-Kontrahenten in Mailand blieb Gladbach trotz der Niederlagen in der Vorwoche gegen Inter (2:3) und nun in Madrid mit acht Punkten nach sechs Spielen Zweiter hinter Real (10). Die Tore vom französischen Stürmer-Star Karim Benzema (9. Minute/32.) waren am Ende genauso zu verschmerzen wie ungewohnte Offensivschwächen. Nach zuvor 14 Pflichtspielen in Serie mit mindestens einem Tor ging die Elf vom Niederrhein diesmal leer aus.

Real Madrids Karim Benzema (M) kämpft um den Ball Raphael Varane (2.v.l.) und Sergio Ramos (r) gegen Mönchengladbachs Marcus Thuram (l).
Real Madrids Karim Benzema (M) kämpft um den Ball Raphael Varane (2.v.l.) und Sergio Ramos (r) gegen Mönchengladbachs Marcus Thuram (l). © dpa | Bernat Armangue

Trotzdem ist die Borussia am 14. Dezember in den Achtelfinal-Lostöpfen dabei und kann sich zudem über weitere Einnahmen in Höhe von 9,5 Millionen Euro zusätzlich zu den bislang verdienten rund 32 Millionen Euro freuen. Gerne hätten sich Rose und seine Spieler dies durch einen beherzten Auftritt beim 13-maligen "Henkelpott"-Gewinner verdient. Doch dafür waren die Gladbacher am Mittwoch zu nervös.

Rose hatte vor dem Anpfiff mit seiner Aufstellung noch Zeichen setzen wollen. In Kapitän Lars Stindl, Champions-League-Topscorer Alassane Plea, Marcus Thuram und Breel Embolo seine geballte Offensiv-Power aufgeboten und damit die Richtung vorgegeben. "Das ist das, was uns ausmacht. Wir wollen bei uns bleiben", sagte der Borussen-Coach vor dem Spiel dazu bei DAZN.

Stindls Fehlpass leitet Niederlage in Madrid ein

Zudem versprach er sich für die personell zuletzt gebeutelte Abwehr von Startelf-Rückkehrer Nico Elvedi Stabilität. Nach zehntägiger Verletzungspause stand der Schweizer Innenverteidiger im Vorrunden-Finale wieder in der Startelf, schien aber nicht wirklich fit und ließ etwa vor dem zweiten Treffer Benzemas die entscheidende Flanke von Rodrygo zu. Überhaupt waren die Gladbacher in entscheidenden Situationen zu passiv und zögerlich.

Karim Benzema vom Real Madrid feiert seinen Treffer gegen Borussia Mönchengladbach.
Karim Benzema vom Real Madrid feiert seinen Treffer gegen Borussia Mönchengladbach. © dpa | Bernat Armangue

Kapitän Stindl leistete sich im Aufbau schon nach nicht einmal zehn Minuten einen folgenschweren Fehlpass, der zur viel zu einfachen Führung für Real durch Torjäger Benzema führte. "Wir brauchen eine Topleistung. Wir müssen Real beschäftigen und vor Aufgaben stellen", sagte Rose. Dies gelang nicht. Stattdessen versagten oft die Nerven, etwa als der zuletzt so treffsichere Plea einen Konter freistehend leichtfertig neben das Tor setzte (25.).

Reals Gruppensieg rettet Zidanes Job

Real indes war mit dem rückgekehrten Kapitän Sergio Ramos nicht mit dem Team zu vergleichen, das zuletzt so arg in der Kritik stand und sich in der Champions League unter Druck gebracht hatte. Der Rekordsieger der Königsklasse trat diesmal genauso auf, wie es der 34-malige spanische Meister vorher angekündigt hatte. "Für uns zählt nur der Sieg", hatte Real-Coach Zinédine Zidane gesagt, der beim erstmaligen Verpassen des Champions-League-Achtelfinals für Real wohl hätte um seinen Job bangen müssen.

Die ersatzgeschwächte Gladbacher Abwehr indes kam ihm und Real entgegen. Schon nach einer halben Stunde stand Benzema wieder viel zu frei beim Kopfball. Dies ließ sich der Torjäger nicht entgehen.

Nach dem Wechsel stellte Rose taktisch noch einmal um und brachte Valentino Lazaro und Denis Zakaria für Oscar Wendt und den enttäuschenden Embolo. Gladbach wurde stärker, blieb im Angriff aber glücklos. Dies war nach bangen Schlussminuten und dem Blick nach Mailand am Ende egal. Auch Real blieb durch den Sieg eine historische Schmach erspart. Dem Team von Trainer Zinédine Zidane hatte bei der 25. Champions-League-Teilnahme zum ersten Mal das Vorrunden-Aus gedroht.

Süle und Choupo-Moting schießen Bayern gegen Moskau zum Sieg

Bayerns Eric Maxim Choupo-Moting jubelt über sein Tor zum 2:0.
Bayerns Eric Maxim Choupo-Moting jubelt über sein Tor zum 2:0. © dpa | Sven Hoppe

Der FC Bayern München hat derweil auch sein letzten Gruppenspiel in der Champions League gewonnen. Der Titelverteidiger erkämpfte sich am Mittwochabend im Heimspiel gegen Lok Moskau ein 2:0 (0:0). Niklas Süle erzielte das 1:0 in der 63. Minute per Kopf im Anschluss an eine Ecke von Douglas Costa. Eric-Maxim Choupo-Moting traf in der 80. Minute zum 2:0. Der deutsche Rekordmeister hatte bereits zuvor als Gruppensieger festgestanden und sich für das Achtelfinale qualifiziert. Die Auslosung findet am Montag in Nyon in der Schweiz statt.

Für die Bayern war das Duell mit Lok ein besseres Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen; Trainer Hansi Flick ging es folgerichtig nicht mit der bestmöglichen Aufstellung an und brachte mit zunehmender Spieldauer weitere Reservisten. Abwehrchef David Alaba stand aus Gründen der Belastungssteuerung wie der leicht angeschlagene Toptorjäger Robert Lewandowski gar nicht erst im Kader.

Ihre Vertreter ließen es nicht an Engagement mangeln. Lok kam nur höchst selten aus der eigenen Hälfte heraus, bot in seiner dicht gestaffelten Abwehr aber lange nur sehr wenig Raum. Immer wieder blieben Münchner Torschüsse schon vor dem Ziel hängen. Bis zum ersten Schuss aufs Tor durch Costa dauerte es eine geschlagene halbe Stunde. Mit der Einwechslung von Serge Gnabry für Thomas Müller kam im zweiten Abschnitt zusätzlicher Schwung ins Spiel der Gastgeber.