Sinsheim. Drei Tage nach dem Triumph im Uefa-Supercup kassieren die Münchner in der Bundesliga die erste Niederlage seit Dezember.
Bayern München hat ein Fußballspiel verloren – und wie! Die Supercup-Strapazen in Kombination mit einem Defensiv-Desaster haben den Rekordmeister zum ersten Mal seit fast zehn Monaten in die Knie gezwungen. Der „Quadruple“-Gewinner unterlag am zweiten Bundesliga-Spieltag 1:4 (1:2) bei der TSG Hoffenheim und verlor die Tabellenführung an die Kraichgauer.
Ermin Bicakcic (16.), Munas Dabbur (24.) und Andrej Kramaric (77./90.+2., Foulelfmeter) waren für Hoffenheim erfolgreich. Nur Joshua Kimmich (36.) traf für die Münchner, die erst am Donnerstag in Budapest den europäischen Supercup nach Verlängerung gegen den FC Sevilla geholt hatten (2:1).
Für Hoffenheims neuen Trainer Sebastian Hoeneß, den Neffen von Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß, war die Überraschung am Sonntag ein besonderer Triumph. "Es ist genau so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann", sagte er bei Sky. "Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Bayern am Donnerstag 120 Minuten gehen mussten." Vergangene Saison hatte Hoeneß die zweite Bayern-Mannschaft zur Meisterschaft in der 3. Liga geführt.
Bayern kassieren bei Hoffenheim erste Niederlage nach 32 Spielen
Es war die erste Pflichtspiel-Niederlage des Meisters seit dem 1:2 bei Borussia Mönchengladbach am 7. Dezember 2019. Seitdem hatten die Bayern 32 Partien in Folge nicht verloren, in den zurückliegenden 23 Begegnungen waren die Münchner immer als Sieger vom Platz gegangen. Das Programm für den FC Bayern bleibt heftig – bereits am Mittwoch steht der nationale Supercup gegen Borussia Dortmund an.
Bayern-Trainer Hansi Flick verzichtete bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte zunächst auf Stürmerstar Robert Lewandowski. Anstelle des Polen, der zunächst auf der Reservebank saß, lief der Niederländer Joshua Zirkzee von Beginn an auf.
„Robert ist leicht angeschlagen, und Joshua hat eine sehr gute Entwicklung genommen“, sagte Flick vor dem Anpfiff bei Sky. Im Vergleich zum Supercup-Sieg änderte der Coach seine Aufstellung auf insgesamt vier Positionen. Der Franzose Kingsley Coman stand nach abgelaufener Corona-Quarantäne als Ersatzspieler zur Verfügung.
Pavard leistet sich Aussetzer
Vor 6030 zugelassenen Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena bestimmten die Gäste, die Ende Februar das von Zuschauer-Beleidigungen gegen den Hoffenheimer Mehrheitseigner Dietmar Hopp überschattete Spiel in Sinsheim 6:0 gewonnen hatten, zunächst wie erwartet das Geschehen. Die Hoffenheimer, deren neuer Trainer Sebastian Hoeneß sich vor dem Duell mit seinem Ex-Club viel vorgenommen hatte, lauerten auf Konter.
In der 11. Minute hatten die Bayern Glück. Schiedsrichter Benjamin Brand (Unterspiesheim) interpretierte ein Handspiel des Münchner Innenverteidigers Jérôme Boateng im eigenen Strafraum als nicht strafbar.
Kurz darauf war es mit dem Glück der Münchner aber vorbei. Nach einer Ecke von Dennis Geiger traf Bicakcic per Kopf. Wenig später nutzte Dabbur den Aussetzer des französischen Weltmeisters Benjamin Pavard und baute den Hoffenheimer Vorsprung aus.
Hoffenheim über Kimmichs Tor erbost
Als Reaktion auf den 0:2-Rückstand riskierten die Bayern frühzeitig sehr viel und entblößten die Abwehr. Den Kraichgauern boten sich so gute Konterchancen. Den Treffer markierte allerdings Kimmich – was den Unmut der Hoffenheimer hervorrief, da Verteidiger Bicakcic zu dieser Zeit verletzt am Boden lag und kurz darauf raus musste.
Auch danach ging es hoch her. Einen Schuss des kroatischen Vizeweltmeisters Kramaric konnte der Münchner Nationaltorwart Manuel Neuer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nur mit Glück an die Latte lenken.
Kramaric schraubt sein Torekonto auf fünf
Zu Beginn des zweiten Durchgangs war es Dabbur, der innerhalb weniger Sekunden zwei Großchancen liegen ließ (51.). Auf der Gegenseite konnte Zirkzee nicht vollstrecken (57.). Wenige Sekunden später wurde er durch Lewandowski ersetzt. Zudem kam Leon Goretzka für den ganz schwachen Pavard.
Obwohl die Bayern auf den Ausgleich drängten, war den Münchnern die Müdigkeit anzumerken. Völlig ungewohnt fehlte die Durchschlagkraft in der Offensive, die entscheidenden Pässe kamen oft nicht an. Top-Torjäger Kramaric machte mit seinem vierten und fünften Saisontor den Deckel drauf – den Schlusspunkt setzte er nach einem von Neuer verschuldeten Foulelfmeter.