Hamburg. St. Paulis Ex-Geschäftsführer Andreas Rettig fordert gleiche Zuschauerquoten für alle Clubs – und hat neue Ideen beim Thema TV-Gelder.

Das Ziel ist klar: Wenn am 18. September die Bundesliga und 2. Bundesliga in die neue Saison starten, sollen zumindest wieder einige Zuschauer zugelassen werden. Im entsprechenden Leitfaden der Deutschen Fußball Liga (DFL) sind zwar einige Modelle dazu skizziert, letztlich aber soll es den einzelnen Clubs obliegen, sich von den örtlichen Behörden einen konkreten Plan absegnen zu lassen. Dass es dabei zu unterschiedlichen Quoten kommen wird, wie viele Plätze belegt werden dürfen, liegt auch angesichts uneinheitlicher Werte von Coronavirus-Infektionen nahe.

Andreas Rettig war vom 1. September 2015 bis 30. September 2019 kaufmännischer Geschäftsführer des FC St. Pauli.
Andreas Rettig war vom 1. September 2015 bis 30. September 2019 kaufmännischer Geschäftsführer des FC St. Pauli. © HA | Mark Sandten

Andreas Rettig, bis September 2019 Geschäftsführer beim FC St. Pauli, plädiert jetzt aber dafür, einen Flickenteppich unbedingt zu vermeiden. "Ich halte es für nachvollziehbar, wenn die einzelnen Bundesländer aufgrund des unterschiedlichen Corona-Infektionsgeschehens auch unterschiedliche Restriktionen und Lockerungen verfügen. Die Bundesländer stehen auch nicht in einem direkten Wettbewerb miteinander. Das ist bei den Fußball-Proficlubs aber völlig anders. Deshalb müssen, unabhängig von den unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern, für alle Proficlubs gleiche Bedingungen herrschen", sagte Rettig am Sonntag im Gespräch mit dem Abendblatt.

Und weiter: „Die Integrität des Wettbewerbs und damit gleiche Voraussetzungen für alle steht auch in der Satzung der DFL. So wie die Größe der Werbelogos auf den Trikots einheitlich ist, so müssen jetzt auch für alle gleiche Bedingungen bei der Belegung der Stadien herrschen.“

Rettig: Liga muss sich nach Schwächstem richten

Um dies zu realisieren, kann es laut Rettig nur eine Lösung geben. "Notwendig ist, dass sich die gesamte Liga nach dem Schwächsten richtet, also dem Club, der prozentual am wenigsten Zuschauer ins Stadion lassen darf. Hier ist die DFL gefordert“, sagte Rettig. Es dürfe nicht sein, dass ein Club sein Stadion wieder komplett füllen und ein anderer nur ein Viertel der Plätze belegen darf.

Gleichzeitig plädiert Rettig dafür, dass die Clubs die Stadien auch dann wieder für Fans öffnen, wenn die Ticketeinnahmen die organisatorischen Kosten nicht decken. "Solidarität ist keine Einbahnstraße. Wenn zuletzt die Fans und Partner den Vereinen entgegengekommen sind, indem sie auf Rückzahlungen verzichtet haben, so sollten die Clubs es jetzt nicht von der Wirtschaftlichkeit abhängig machen. Es ist meines Erachtens das falsche Signal, in dieser Situation den Break Even als Kriterium heranzuziehen", sagte er und hält es für richtig, langjährige Dauerkarteninhaber bei der Verteilung der Karten zu bevorzugen.

TV-Gelder: Rettig macht neuen Vorschlag

Rettig brachte im Gespräch zudem ein weiteres Kriterium bei der künftigen Verteilung der TV-Gelder ins Spiel. "Das gesellschaftliche Engagement des jeweiligen Vereins sollte berücksichtigt werden. Wenn also ein Club in eine Solaranlage investiert, sich zur Fairtrade-Produktion bekennt oder einen Verantwortlichen für CSR (Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung, d. Red.) fest angestellt hat, sollte er finanziell belohnt werden und keinen Nachteil gegenüber denen haben, die dieses Geld nur in ihre Mannschaft stecken", sagte er.