Berlin. Ex-HSV-Coach Bruno Labbadia hat mit Hertha nach drei Siegen aus vier Spielen Europa fest im Blick – und plant die Zukunft.
Seine Vision vom Fußball impfte Bruno Labbadia seiner Mannschaft schneller als erwartet ein, seine Vision für die Zukunft von Hertha BSC verkündete er nach dem erlösenden Abschied aus dem Abstiegskampf ganz offensiv. „Klar ist: Wir wollen nach oben“, sagte Hertha-Trainer Labbadia im Sport1-Doppelpass: „Natürlich haben wir große Ziele, wir wissen aber auch, dass da zehn andere hinwollen.“
Dass in Berlin wieder offen von einer besseren sportlichen Zukunft gesprochen wird, liegt am Erreichen des kurzfristigen Ziels. Den (fast) sicheren Klassenerhalt hat Labbadia bei seinem neuen Arbeitgeber im Eiltempo erreicht. Das 2:0 (1:0) gegen den FC Augsburg war der dritte Sieg im vierten Spiel unter seiner Leitung, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt fünf Spieltage vor Saisonende komfortable elf Punkte.
Und mehr noch: Den Berlinern winkt am Ende einer Chaos-Spielzeit plötzlich das große Happy-End. Was vor Monaten undenkbar war, ist fünf Spieltage vor Saisonende ganz real: Die Hertha, unter Labbadias Vorgängern Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri lange ein Abstiegskandidat, träumt wieder vom internationalen Geschäft. „Es sind nur vier Punkte, es ist möglich“, sagte Torhüter Rune Jarstein bei Sky.
Labbadia haucht Hertha neues Leben ein
Zum großen Teil ist dies der Verdienst Labbadias. Der 54-Jährige hat die verunsicherte Mannschaft stabilisiert und ihr eine Spielidee vermittelt. Die Defensive um das Duo Dedryck Boyata und Jordan Torunarigha ist gefestigt, verlorene Bälle werden wie gegen Augsburg im Kollektiv zurückerobert, offensiv kommt Hertha zu mehr Torabschlüssen.
Am Sonnabend trafen Javairo Dilrosun (23.) und Krzysztof Piatek (90.+3) für die Hertha, der in der zweiten Halbzeit der Kräfteverschleiß der Englischen Woche allerdings anzumerken war.
Labbadia lobt eigene Entwicklung
Zehn von zwölf möglichen Punkten (11:2 Tore) holte Hertha BSC unter Labbadia. Nach Spitzenreiter Bayern München ist Labbadias Hertha damit die beste Mannschaft seit der Corona-Zwangspause. „Ich glaube, ich bin heute der beste Trainer, der ich je war“, sagte der frühere HSV-Coach Labbadia bei Sky.
Nicht als Vergleich mit anderen Trainern, sondern als Bewertung der eigenen Entwicklung wollte der frühere Torjäger diese Aussage verstanden wissen. Er habe Erfahrung gesammelt, „ich möchte mich jeden Tag weiterentwickeln. Ich hoffe, dass ich in zwei oder drei Jahren ein noch besserer Trainer bin. Das ist mein Ziel“, sagte er.
Investor lässt Hertha träumen
Diese Entwicklung soll auch die Mannschaft nehmen, ab Sommer auch mit frischem Personal. Dank des Rückhalts von Investor Lars Windhorst wird Hertha BSC die finanziellen Folgen der Corona-Krise besser verkraften als viele Mitbewerber.
Windhorst sei eine „wichtige Person“ geworden, die sportlich aber keinen Einfluss nehme. Wegweisend für die Zukunft wird die kommende Transferperiode, „das wird alles beeinflussen, was demnächst passiert bei der Hertha“, sagte Labbadia: „Das geht alles hauptsächlich über den Tisch von Michael Preetz und von mir.“