Mönchengladbach. Die Borussia hält weiter Kurs auf die Champions League – und wird politisch gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA.
Bei seiner Zwei-Tore-Gala setzte Matchwinner Marcus Thuram nicht nur sportlich eindrucksvolle Zeichen. Für seinen obligatorischen Jubel mit der Eckfahne schnappte sich der Franzose nach dem Schlusspfiff das Trikot des Bundesliga-Debütanten Mamadou Doucoure. Der Senegalese hatte beim souveränen 4:1 (2:0) gegen Union Berlin endlich sein erstes Pflichtspiel für Borussia Mönchengladbach gefeiert – nach fast vier Jahren und zahlreichen schweren Verletzungen.
„Das ist ein hochemotionales Erlebnis für uns alle“, sagte Sportdirektor Max Eberl bei Sky. Als der 22-Jährige in der 90. Minute eingewechselt wurde, applaudierten alle Gladbacher Spieler und Funktionäre im leeren Stadion.
Thuram mit Zeichen für George Floyd
Schon nach dem vorentscheidenden 2:0 hatte Thuram eine Botschaft gesandt. Wie der frühere NFL-Star-Quarterback Colin Kaepernick sank der Franzose auf ein Knie und demonstrierte damit gegen die Polizeigewalt und den Rassismus in den USA. Kaepernick war zur Symbolfigur der Proteste geworden.
Polizeigewalt in den USA:
„Er hat es mit dem Jubel auf den Punkt gebracht und ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt", lobte Gladbach-Trainer Marco Rose seinen Schützling. "Diesen Gedanken tragen wir alle bei der Borussia mit – das unterstützen wir.“
Thuram folgte damit dem Schalker Weston McKennie. Im Sonntagabendspiel zog auch der Dortmunder Jadon Sancho nach. „Justice for George“ hatte der US-Nationalspieler am Sonnabend im Spiel gegen Werder Bremen (0:1) auf einen Trauerflor an seinem Arm geschrieben, Gerechtigkeit für den durch Polizeigewalt gestorbenen Afroamerikaner George Floyd.
Max Eberl verteilt Sonderlob
Mit seinem zweiten Tor (59.) beseitigte Thuram nach dem Anschlusstreffer von Sebastian Andersson (50.) die letzten Zweifel am Gladbacher Sieg, mit dem der Altmeister Kurs auf die Champions League hielt. Zumindest für einen Tag verbesserten sich Thuram und Co. auf Platz drei.
„Wir haben uns da oben festgebissen“, stellte Eberl zufrieden fest: „Das ist Ausdruck unserer Qualität, Ausdruck unserer Leistung. Momentan spielen wir eine sehr, sehr gute Rolle.“
Die überragenden Stürmer Thuram und Alassane Plea, der ein Tor selbst erzielte (81.) und zwei weitere vorbereitete, bekamen ein Sonderlob: „Sie können Fußball spielen, haben Kaltschnäuzigkeit – das haben sie heute wieder an den Tag gelegt“, sagte Eberl.
Gladbach dominiert gegen Union
Die Führung hatte Florian Neuhaus erzielt (17.) – mit einem besonderen Treffer, dem 3000. Tor in der Gladbacher Bundesliga-Geschichte. „Das ist eine schöne Zahl, es freut mich, so ein besonderes Tor für den Verein erzielt zu haben“, sagte der 23-Jährige.
Die Fohlen revanchierten sich damit auch für die Hinspielniederlage beim Aufsteiger (0:2). Die Berliner liegen nach dem sechsten Spiel in Folge ohne Sieg weiter vier Punkte vor dem Relegationsplatz.
Die Gastgeber fanden immer wieder Lücken in der Fünferkette der Eisernen und bestimmte fast durchgängig das Geschehen. Nach dem Wirbel um den vom Spielbetrieb suspendierten Sebastian Polter taten sich die Gäste in der Offensive schwer. Durch einen Kopfball von Marvin Friedrich (29.) verbuchte Union im ersten Durchgang nur eine Chance.
Thuram mit seinem zehnten Saisontor
Die Gäste starteten deutlich mutiger in die zweite Halbzeit und belohnten sich schnell durch den Kopfballtreffer von Andersson. Die Begegnung war nun offener. Rami Bensebaini verpasste per Freistoß den dritten Treffer der Gastgeber knapp (56.). Dieser gelang Thuram, erneut hatte Plea vorbereitet. Es war der zehnte Saisontreffer des Franzosen.
Pech hatte der Berliner Julian Ryerson, der fünf Minuten nach seiner Einwechslung nach einem Foul von Neuhaus schon wieder verletzt vom Platz humpelte (65.).