Hamburg. Die Feldsaison 2019/20 wird aber nicht abgebrochen. Vereine entscheiden über Szenario für eine Fortsetzung im Herbst.
Tobias Hauke brachte es auf den Punkt. „Aus Sportlersicht tut es natürlich sehr weh, monatelang keine Wettkämpfe bestreiten zu dürfen. Aber diese Entscheidung ist die einzig vernünftige, damit wir unserer Verantwortung für die Gesellschaft gerecht werden“, sagte der Hockey-Nationalspieler vom Harvestehuder THC. Die Entscheidung, die der 32-Jährige meinte, war am Montagvormittag den Teilnehmern der Feldhockey-Bundesligen – bei Damen und Herren jeweils zwölf Erst- und 20 Zweitligisten – mitgeteilt worden.
„Die Taskforce Bundesliga, bestehend aus Vertretern des Deutschen Hockey-Bundes, der Bundesliga-Vereinsvertreter-Versammlung und der Hockeyliga, hat beschlossen, dem DHB die Empfehlung auszusprechen, den Spielbetrieb der Feld-Bundesligen bis zum Ende der Sommerpause auszusetzen. Der DHB ist der Empfehlung gefolgt“, hieß es in dem Schreiben. Vorangegangen war am vergangenen Freitag eine Videokonferenz, in der sich ein 50:50 geteiltes Stimmungsbild ergeben hatte. Um Planungssicherheit zu bieten, entschieden Task Force und Verband nun, nicht die für 30. April avisierten nächsten Lockerungen der Coronaregeln durch die Bundesregierung abzuwarten. Zudem wurde beschlossen, die aktuellen Tabellenstände keinesfalls als abschließende Wertung der Saison einzufrieren.
Verschiedene Szenarien
Innerhalb dieser Woche sollen Szenarien erarbeitet werden, wie der Spielbetrieb im Spätsommer weitergeführt werden könnte. Denkbar wäre, die Rückrunde der Saison 2019/20 im Herbst auszutragen und im Frühjahr 2021 Play-offs anzuschließen. Ebenso möglich ist aber, die aktuelle Spielzeit für beendet zu erklären und stattdessen direkt mit der Saison 2020/21 zu starten. Ob es dann Auf- und Absteiger gäbe, obliegt ebenso der Entscheidung der Vereine wie die Frage, welche Vertreter in den Europapokal-Wettbewerben antreten würden.
Der Europaverband EHF hat dafür den nationalen Verbänden einen Freibrief erteilt. „Über alle Szenarien werden wir die Vereine vollumfänglich informieren und abstimmen lassen, wenn wir die Details erarbeitet haben“, sagte Bernd Schuckmann, Mitglied der Task Force und im DHB für die Erstellung der Spielpläne zuständig. Fraglich ist, ob Vereinswechsel wie der von Nationaltorhüter Victor Aly (25), der von RW Köln zu seinem Stammverein Großflottbeker THGC zurückkehren will, in der Sommerpause zulässig sind, sofern die laufende Saison fortgesetzt werden sollte. „Darüber muss der Spielordnungsausschuss befinden“, sagte Schuckmann.
Cheftrainer von Alsters Damen ist optimistisch
Unter den Trainern der Hamburger Erstligaclubs – Harvestehuder THC, Uhlenhorster HC, Club an der Alster, Großflottbek bei Damen und Herren, Hamburger Polo Club nur bei den Herren – ist die Zustimmung zu den Entscheidungen groß. Was daraus für den Trainingsbetrieb folgt und welchen Einfluss eine fast einjährige Wettkampfpause – der letzte Feldhockey-Spieltag fand im Oktober statt – auf ihre Mannschaften haben wird, konnten die Coaches nur mutmaßen.
„Ich glaube, dass die Mädels nicht lange brauchen, um wieder wettkampffähig zu werden. Ob es fünf Monate Pause sind, wie im Winter üblich, oder zwölf, macht keinen großen Unterschied“, sagte Jens George, Cheftrainer bei Alsters Damen. Sein UHC-Pendant Claas Henkel sagte: „Wir werden, sobald es erlaubt ist, ins Balltraining in Kleingruppen zurückkehren, aber sicher nicht in voller Intensität den Sommer durchtrainieren. Wir sind jetzt alle gefragt, neue, kreative Lösungen zu finden.“
Finanzielle Einbußen müssen die Clubs nicht fürchten
Fest steht: Finanzielle Einbußen durch die monatelange Abstinenz müssen die Clubs nicht fürchten. „Es gibt zwar vereinzelt Vereine, die ihre Sponsoringverträge mit Spielen verknüpft haben. Aber da wir im Hockey keine TV-Gelder kassieren, keine Gehälter zahlen, zudem nun auch Reisekosten sparen, ist der wirtschaftliche Faktor dieser Entscheidung nicht gravierend“, sagte UHC-Präsident Horst Müller-Wieland.