Kontiolahti. Der Große Martin Fourcade hat mit einem grandiosen Sieg seine einmalige Karriere beendet. Sein Widersacher Johannes Thingnes Bö schnappt ihm denkbar knapp den Gesamtsieg weg. Bei den Damen wiederholt die Italienerin Dorothea Wierer auch ihren Gesamterfolg.

Nach dem 79. Weltcupsieg seiner eindrucksvollen Karriere genoss Frankreichs Biathlon-Superstar Martin Fourcade die Champagner-Dusche und die Gratulationen seiner Kontrahenten.

Selbst mit dem russischen Ex-Doper Alexander Loginow, den Fourcade als großer Lautsprecher im Anti-Doping-Kampf immer offen anging, reichte er sich die Hand. Mit einem fantastischen Erfolg in der Verfolgung beim Weltcup-Finale im finnischen Kontiolahti setzte der Ausnahmekönner das nahezu perfekte Ende unter seine Karriere.

"Es ist ein spezieller Tag für mich", sagte Fourcade mit Tränen in den Augen: "Es sind Tränen der Freude und des Stolzes." Ganz sicher hatte er sich ein anderes Finale gewünscht kommende Woche vor zehntausenden Fans in Oslo. Aber wegen der Coronakrise fiel das ersatzlos aus - und in Kontiolahti fehlten für die große Fourcade-Bühne die Zuschauer.

Im Jagdrennen zeigte Fourcade noch mal seine ganze Klasse, verpasste aber dennoch denkbar knapp seinen historischen achten Gesamtsieg. Den schnappte ihm sein norwegischer Widersacher Johannes Thingnes Bö weg, der nach Rang vier in der Endabrechnung ganze zwei Punkte vor Fourcade lag und damit seinen Vorjahreserfolg wiederholte. "Ich bin stolz auf meine Reise und hätte sie nicht besser beenden können", sagte Fourcade, der seine Rücktritts-Entscheidung nach dem WM-Staffel-Gold von Antholz traf.

Als Fünfter sorgte Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer mit zwei Fehlern für das beste deutsche Ergebnis. Benedikt Doll (29) wurde 19. Damit beenden die Deutschen die Saison mit sechs Einzelpodiums im Weltcup, den einzigen Saisonsieg fuhr Doll ein. "Arnd hat das gut gemacht, aber jetzt die Pause ist dringend notwendig. Dinge, die es weiter zu verbessern gilt, haben wir auf dem Schirm", sagte Bundestrainer Mark Kirchner in der ARD. Seine Schützlinge waren in dieser Saison vor allem am Schießstand nicht immer in Bestform.

Nach dem Doppelsieg im Sprint durch Denise Herrmann und Franziska Preuß ging bei schwierigen Windbedingungen diesmal nichts. Durch je vier Fehler im zweiten Liegendschießen fiel das Duo weit zurück - Preuß wurde am Ende nach fünf Fehlern Neunte, Herrmann musste sich nach acht Strafrunden mit Rang 16 zufrieden geben. Dennoch beendete sie die Saison im Gesamtweltcup, den sich wie im Vorjahr die Italienerin Dorothea Wierer sicherte, auf einem starken dritten Rang. Zudem sicherte sich die 31-jährige Sächsin die Kleine Kristallkugel in der Sprintwertung. Für das Damen-Team stehen nach der vorzeitig beendeten Saison damit drei Saisonsiege durch Herrmann und drei weitere Einzelpodestplätze im Weltcup zu Buche - dazu kommen drei WM-Silbermedaillen durch Herrmann, Vanessa Hinz und die Staffel.

Ihren ersten Weltcupsieg sicherte sich die Französin Julia Simon, Finnlands Ikone Kaisa Mäkäräinen, die wie Fourcade ihre Karriere beendete, wurde in ihrem letzten Rennen Vierte.

Der Knackpunkt bei Herrmann und Preuß war das zweite Liegendschießen, wo beide vier Mal in die Strafrunde mussten. "Das war richtig kacke", sagte die 26-jährige Preuß in der ARD: "Ich wusste gar nicht mehr, wo ich hindrehen musste. Schade, dass es mich heute erwischt hat."

Nach dem Rennen in Kontiolahti, wo wegen der Coronavirus-Pandemie keine Fans zugelassen waren, endet die Saison vorzeitig. Die beiden Mixed-Staffeln am Sonntag wurden ebenso ersatzlos gestrichen wie das eigentliche Weltcup-Finale kommende Woche in Oslo.