Florianopolis. Die deutschen Tennis-Damen gehen auch ohne ihre Spitzenkräfte als Favorit in die Fed-Cup-Partie in Brasilien. Beim Debüt von Kapitän Rainer Schüttler ist die neue Endrunde in Budapest das Ziel. Die deutsche Damentennis-Chefin sieht den geänderten Modus kritisch.
Für den Normalverbraucher sind es Traumreisen, für das deutsche Damentennis-Team ist es der pure Stress. Nach den Australian Open in Melbourne ist die DTB-Auswahl im Fed Cup nun in Brasiliens Küstenstadt Florianopolis gefordert.
Obwohl der neue Kapitän Rainer Schüttler auf die Spitzenkräfte Angelique Kerber und Julia Görges verzichten muss, sollte die Qualifikation für die Endrunden-Premiere im April in Budapest eigentlich gelingen. Denn auch den Gastgeberinnen fehlt am 7. und 8. Februar (16.00 Uhr und 14.30 Uhr/jeweils Sportdeutschland.tv) ihre Nummer eins.
Weil Kerber ihre Oberschenkelprobleme auskuriert und Görges sich auf die Turniere in Dubai und Doha in der zweiten Februar-Hälfte konzentrieren möchte, fehlt das Duo schon im dritten Jahr nacheinander in der ersten Runde. Richten sollen es auch dank ihrer Erfahrung die 31-jährige Laura Siegemund und die ein Jahr ältere Tatjana Maria sowie Anna-Lena Friedsam und Antonia Lottner.
Schüttler sieht sein Quartett als "kompaktes und motiviertes Team" und mochte sich auch nicht mehr lange mit Irritationen um die Absage von Görges aufhalten. Sie hatte zuletzt in Melbourne eine klare Aussage vermieden, während Schüttler nach eigenen Angaben längst informiert war. Weil bei Brasilien wegen einer Dopingsperre die schlaggewaltige Linkshänderin Beatriz Haddad Maia ausfällt, führt in Gabriela Cé die Nummer 225 der Weltrangliste das Team an. Im ersten Einzel am Freitag trifft Siegemund auf die Weltranglisten-359. Teliana Pereira, danach spielt Maria gegen Cé.
Schüttler warnte davor, die Partie auf die leichte Schulter zu nehmen. In Brasilien zu spielen sei allein schon wegen der Fans immer eine Herausforderung. "Es ist grenzwertig, was die Fans in Brasilien machen. Sie werden ihre Mannschaft extrem anfeuern, darauf müssen wir uns einstellen", sagte Schüttler bei "spox.com". Noch in Melbourne hatte er seine Auswahl bei einem Abendessen darauf eingestimmt.
Die deutsche Damentennis-Chefin Barbara Rittner erinnerte zudem an die Umstellung von Hartplatz in Australien auf Sand in Brasilien sowie die erneute Zeitumstellung. "Da muss man sich bei den Spielerinnen, die das auf sich nehmen, jetzt schon bedanken. Gerade zu Beginn des Jahres sind das Riesenstrapazen", sagte Rittner.
Gemessen daran liegt das nächste Fed-Cup-Ziel Budapest - von Deutschland aus gesehen - um die Ecke. Wie seit vorigem Jahr im Davis Cup gibt es nun auch im Mannschaftswettbewerb der Damen eine Endrunde. Dabei sind vom 14. bis 19. April die acht Qualifikanten, Gastgeber Ungarn, Cupverteidiger Frankreich, Vorjahresfinalist Australien sowie dank einer Wildcard Tschechien, das seit 2011 sechsmal die Trophäe holte.
Durch den neuen Modus gibt es frühestens im kommenden Jahr wieder ein Fed-Cup-Heimspiel, sehr zum Bedauern von Rittner, die sowohl den frühen Termin als auch die Endrunde an sich kritisch sieht. Die langjährige Teamchefin erinnerte an die Premiere der Davis-Cup- Endrunde im vorigen November in Madrid. Dort habe es viele leere Ränge gegeben, wenn nicht gerade Spanien gespielt habe. "Ähnliches befürchte ich in Ungarn. Wenn es so kommt, dann wird sich der Weltverband etwas überlegen müssen", sagte Rittner. Den Schritt dorthin müssen die DTB-Damen erst einmal schaffen. Der Deutsche Tennis Bund verlost jedenfalls schon zwei Tickets für Budapest.