Hamburg. Der Daviscup-Chef glaubt an ein Combeback des Hamburgers und empfiehlt Boris Becker als Coach.
Michael Kohlmann stand vor dem Mittagsbüfett, zu dem der Deutsche Tennis Bund (DTB) am Donnerstag seine Bundestrainer und einige Pressevertreter in seinen Verbandssitz am Rothenbaum geladen hatte. Im linken Topf fand der Daviscup-Teamchef Kürbissuppe, im rechten ebenfalls. „Dann fällt wenigstens die Auswahl nicht so schwer“, scherzte ein Nebenmann in der Schlange. Kohlmann lachte; mit verschlanktem Angebot kennt sich der 45-Jährige schließlich aus. Bei der Daviscup-Endrunde in Madrid Ende November hatte er auf seinen Topmann Alexander Zverev verzichten müssen. Der 22 Jahre alte Hamburger hält das neue Format des traditionsreichen Teamwettkampfs, bei dem 18 Mannschaften innerhalb einer Woche in einer Endrunde an einem Ort den Champion ermitteln, anstatt K.-o.-Duelle mit Hin- und Rückspielen auszutragen, für derart übel, dass er frühzeitig seinen Verzicht erklärt hatte.
Dennoch glaubt Kohlmann, den Weltranglistensiebten schon 2020 nicht nur für das Erstrundenduell mit Weißrussland (6./7. März), dessen Austragungsort noch nicht feststeht, sondern auch für die Endrunde in sein Aufgebot zurückholen zu können. „Sascha hat immer gesagt, dass er den Daviscup gewinnen möchte. Er hat in diesem Jahr gesehen, dass wir mit ihm im neuen Format die Chance gehabt hätten, das zu schaffen. Deshalb haben wir die Hoffnung nicht verloren, dass er spielt“, sagte er. Hilfreich könnte bei diesem Ansinnen der neue Cheftrainer werden, den Zverev aktuell sucht. Als heißer Kandidat wird Boris Becker (52) gehandelt, im DTB als Head of Men’s Tennis aktiv. Rund um den neu geschaffenen ATP Cup und die Australian Open im Januar sollen die Gespräche intensiviert werden. „Wenn beide es wollen, glaube ich, dass es sehr gut funktionieren würde“, sagte Kohlmann.
Sein Pendant im Fedcup-Team der deutschen Damen hatte es nicht nach Hamburg geschafft. Rainer Schüttler (43) ist als Nachfolger von Jens Gerlach (46), der die Betreuung der Weltranglisten-28. Julia Görges (31/Bad Oldesloe) übernommen hat, erst seit wenigen Wochen im Amt. Vor dem Erstrunden-Gastspiel in Florianopolis gegen Brasilien (7./8. Februar) wird seine wichtigste Aufgabe die Suche nach einem neuen Doppel sein. Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld (34/Nordhorn) gab am Donnerstag ihr Karriereende bekannt. „Wir müssen hoffen, dass die anderen Spielerinnen der aktuellen Generation noch ein paar Jahre durchhalten, denn dass wir danach eine Lücke haben, ist kein Geheimnis“, sagte Barbara Rittner, Head of Women’s Tennis im DTB.
Bewegung gibt es 2020 vor allem im Kalender der Damentour WTA. Nachdem Bad Homburg und Berlin an zwei aufeinanderfolgenden Wochen in die Rasentour vor Wimbledon einscheren, scheint die Chance, in Hamburg zusätzlich zum Herrenevent im Juli ein Damenturnier zu integrieren, zumindest kurzfristig zu schwinden.
Wie das Abendblatt erfuhr, hat Rothenbaum-Turnierdirektorin Sandra Reichel die Lizenz für das WTA-Event in Nürnberg an einen nationalen Bewerber verkauft. Weder der DTB noch Reichel wollten sich aktuell zur Zukunft des Nürnberger Turniers äußern. Mittelfristig könnte Hamburg darauf bauen, dass eine andere Lizenz zur Auswahl steht.