Hamburg. Österreichs Hockeyherren treten zur Olympiaqualifikation in Mönchengladbach mit neun Bundesliga-Legionären an.
Wenn es stimmt, das alte Sprichwort, nach dem Hunde, die bellen, nicht beißen, dann müssen sich die deutschen Hockeyherren sehr warm anziehen am 2. und 3. November. In Mönchengladbach kämpfen sie in zwei Spielen gegen Österreich um die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio. Doch anstatt das in jeder Sportart so brisante Duell der Nachbarländer mit Sprüchen anzuheizen, geben sich Xaver Hasun und Michael Körper betont zugeknöpft. „Natürlich ist es ein besonderes Treffen. Aber große Reden bringen nichts. Wir müssen auf dem Platz zeigen, was uns diese Spiele bedeuten“, sagt Hasun.
Neun österreichische Auswahlspieler sind in der Bundesliga
Neun österreichische Auswahlspieler sind Bundesliga-Legionäre, alle neun spielen für Hamburger Clubs. Kapitän Hasun (26) und Rekordnationalspieler Körper (32), die bekanntesten von ihnen, sind wie Florian Steyrer (23) und Oliver Kern (20) für den Harvestehuder THC aktiv.
Beim Hamburger Polo Club spielen Leon Thörnblom (24), Bartosz Szmidt (25), Oliver Binder (23) und Franz Lindengrün (24), dazu kommt Bernhard Schmidt (26) vom Club an der Alster. Zudem steht mit Benjamin Stanzl (31), aktuell in den Niederlanden aktiv, ein weiterer Spieler mit HTHC-Vergangenheit im Aufgebot. „Es ist schon kurios, dass so viele von uns in Hamburg spielen. Aber wir haben hier Wurzeln geschlagen und fühlen uns in der Stadt einfach wohl“, sagt Eckenspezialist Körper, der seit 2010 für den HTHC angreift.
Österreichs Hockeyherren nahmen 1952 letztmals an Sommerspielen teil
1952 nahm Österreich letztmals an Sommerspielen teil, Deutschland fehlte seitdem nur 1980 bei den Boykottspielen in Moskau. Die Anspruchshaltung an den viermaligen Olympiasieger umriss der Sportinformationsdienst, der in einem Interview Bundestrainer Markus Weise die provokante Frage stellte, ob man gegen Österreich überhaupt ausscheiden könne.
Dass der Mann, der 2004 mit den Damen sowie 2008 und 2012 mit den Herren Olympiagold holte, in seiner Antwort „Kann man, werden wir aber nicht“ Respekt und Selbstbewusstsein gleichermaßen ausdrückte, haben die Österreicher sehr wohl registriert. „Die Deutschen werden wissen, dass wir alles in diese 120 Minuten reinhauen und mutig in die Spiele gehen werden, denn wir fahren nicht nach Mönchengladbach, um ihnen zum Olympiaticket zu gratulieren“, sagt Körper.
Beide Teams: Qualitativ beste Nationalmannschaft aller Zeiten
Mit ihrer Rolle als Außenseiter haben sie sich arrangiert. „Natürlich ist Deutschland Favorit. Aber darin liegt unsere Chance, denn der Druck ist beim Gegner. Die müssen sich für Olympia qualifizieren, wir können es“, sagt Hasun.
Tatsächlich wäre es fatal, die Rot-Weiß-Roten zu unterschätzen. Die Mannschaft ist seit zehn Jahren zusammen und entsprechend eingespielt, hat gute Einzelkönner und gilt als kampfstark. Ihr Potenzial zeigen sie seit Jahren in der Halle, wo bei der WM 2018 in Berlin im Finale der große Triumph über Deutschland gelang. „Natürlich kann man Halle und Feld nicht vergleichen. Aber wir haben das Gefühl, dass wir aktuell die qualitativ beste Nationalmannschaft aller Zeiten haben“, sagen beide.
Wenn Österreich gewinnt gibt es im HTHC-Clubhaus eine Woche lang Kaiserschmarrn
Als Weltranglisten-20. sind die Österreicher mittlerweile der erweiterten Weltklasse zuzurechnen. Der Qualitätssprung gelang dank einer deutlichen Verbesserung der Jugendarbeit und der Wechsel der Leistungsträger in europäische Topligen. „Wenn wir noch weiter nach vorn wollen, muss sich im nächsten Schritt unsere nationale Liga verbessern“, sagt Hasun.
Die Qualifikation für Tokio wäre dafür ein wichtiger Impuls – und die Erfüllung eines Traums, den alle Auswahlspieler träumen. „Wir glauben alle fest daran, dass wir es schaffen können“, sagt Hasun – und schiebt zum Abschluss doch noch eine kleine Frotzelei nach. „Wenn die Sensation tatsächlich gelingt, dann gibt es im HTHC-Clubhaus eine Woche lang nur Kaiserschmarrn.“ Es gibt schlimmere Drohungen…