Hamburg. Von Uhlenhorst nach Harvestehude: Gründe für den Neustart und welche die härteste Umstellung für die Hamburgerin war.

Die härteste Umstellung? Das sei gewesen, das hübsche Weinrot und Hellblau, das sie sieben Jahre lang beim Uhlenhorster HC getragen hat, gegen das signalfarbene Gelb im Gelb-Schwarz des Harvestehuder THC einzutauschen, sagt Marleen Müller.

Vor dem Stadtduell in der Feldhockey-Bundesliga der Damen, in dem an diesem Sonnabend Marleen Müllers Ex-Verein UHC bei ihrem neuen Club HTHC gastiert, ist also festzuhalten: Wenn die neue Kleiderordnung den größten Malus darstellt, muss der Seitenwechsel der 22-Jährigen eine Erfolgsgeschichte sein. „Ich bin glücklich, dass ich diese Entscheidung getroffen habe“, sagt die Mittelfeldspielerin.

Leicht ist der gebürtigen Lüneburgerin der Abschied indes nicht gefallen. „Ich hatte tolle, erfolgreiche Jahre und habe mich im UHC sehr wohl gefühlt“, sagt sie. Sogar ihren Ausbildungsplatz als Immobilienkauffrau hatte die angehende Fachwirtin über den Verein erhalten. Begründet lag der Wechsel darin, dass sie nach sechs Jahren im UHC noch immer nicht fest zum Stammpersonal zählte. „Ich wusste immer erst freitags, ob ich am Wochenende nominiert war. Das war psychischer Stress, der sich auf meine Leistungen ausgewirkt hat“, sagt sie.

Neue Rolle mit mehr Verantwortung

Das Angebot des HTHC, dort zur Führungsspielerin aufzusteigen, kam deshalb gerade recht. „Ich will gern mehr Verantwortung übernehmen und habe mich nach dieser neuen Rolle gesehnt“, sagt sie. Beim UHC hatte sie keine feste Position, „was mir einerseits geholfen hat, weil ich viele Erfahrungen sammeln konnte. Aber ich wollte jetzt mehr Sicherheit.“ Die bekommt sie beim neuen HTHC-Chefcoach Christian „Büdi“ Blunck, der sie in der Mittelfeldzentrale einsetzt. „Beim UHC hätte es noch mindestens zwei Jahre gedauert, bis ich das geschafft hätte“, gibt sie zu.

Natürlich ist vor dem ersten Bundesligaduell mit ihrer alten Liebe der Gedanke im Hinterkopf, mit einer starken Leistung beweisen zu wollen, zu was sie imstande sei. Dennoch gebe es keinerlei böses Blut. „Ich bin absolut im Reinen gegangen, jeder beim UHC hat meine Entscheidung respektiert und verstanden“, sagt sie. UHC-Cheftrainer Claas Henkel bestätigt das. „Mamüs Abgang ist sportlich und menschlich ein Verlust, aber wir konnten ihr die Rolle, die sie wollte, nicht bieten“, sagt er.

Freundliche Atmosphäre bei Testspielen

Marleen Müller ist trotz der freundschaftlichen Bande, die sie mit dem UHC verbinden, froh darüber, dass das erste Duell ein Heimspiel ist. „Und dass wir schon zwei Testspiele gegen den UHC hatten, bei denen die Atmosphäre freundlich war, hilft mir auch“, sagt sie. Aufgeregt werde sie dennoch sein. Dass der UHC Favorit ist, erkennt sie ohne Umschweife an. „Beim UHC sind Training und Spielsystem strukturierter, aber auch festgefahrener. Es wird mehr Wert auf Kontrolle und gemeinsames Athletiktraining gelegt, während beim HTHC alles etwas selbstständiger gehandhabt wird“, sagt sie.

Das Familiäre, das sie im UHC so geschätzt habe, sei jedoch auch im neuen Verein ein wichtiger Wert. Und dass sie von ihrer Wohnung nur noch 500 Meter zur Anlage fahren müsse, entspanne ihr Zeitmanagement deutlich. Marleen Müller fährt gut damit, das Positive zu betonen. Und an das Gelb wird sie sich auch gewöhnen.