Hamburg. Nachfolger des Hamburgers Altenburg zieht drei Jahre nach seinem Amtsantritt Konsequenzen aus dem Fiasko bei Entscheidungsspielen.
Am Montag blicken die deutschen Hockey-Nationalteams gebannt nach Lausanne. Um 13 Uhr werden am Sitz des Weltverbands FIH die Paarungen für die Olympiaqualifikation ausgelost. Die deutschen Teams müssen sich am Wochenende 1. bis 3. November in Mönchengladbach in je zwei Spielen gegen einen in der Weltrangliste schlechter positionierten Gegner die Teilnahme an den Sommerspielen 2020 in Tokio erstreiten.
Während Xavier Reckinger (35) die Damen nach EM-Silber in Belgien vor zwei Wochen in Ruhe vorbereiten kann, dürften die kommenden Wochen für die Herren aufregend werden. Denn am Freitag gab der Deutsche Hockey-Bund (DHB) bekannt, den Vertrag mit Bundestrainer Stefan Kermas einvernehmlich aufgelöst zu haben.
Kermas selbst bot seinen Rücktritt an
Die Demission, die auf Betreiben des 40-Jährigen erfolgt, ist eine Reaktion auf das schwache Abschneiden des Teams in Entscheidungsspielen, seit Kermas die Verantwortung trägt. Nach Olympiabronze 2016 in Rio de Janeiro hatte der gebürtige Berliner den Hamburger Valentin Altenburg abgelöst. Seitdem verloren die deutschen Herren bei der EM 2017 Halbfinale und Spiel um Platz drei, bei der WM 2018 das Viertelfinale und in diesem Jahr bei der EM ebenfalls Halbfinale und Spiel um Platz drei. In der neu geschaffenen Pro League wurde im ersten Halbjahr 2019 zudem das Final-Four-Turnier verpasst.
DHB-Sportdirektor lobt Kermas noch einmal
"Da es bisher nicht gelungen ist, die von uns gesetzten Ziele umzusetzen, habe ich daraus meine Konsequenzen gezogen. Ich wünsche dem DHB und vor allem dem Team viel Erfolg für die Zukunft", sagte Kermas. DHB-Sportdirektor Heino Knuf bedankte sich bei Kermas für die geleistete Arbeit. „Wir haben Stefan unglaublich viel zu verdanken, er hat im Gespann mit Markus Weise alle internationalen Titel gewonnen, die es zu gewinnen gab.“ Gleichzeitig betonte er, dass Trainerentlassungen im erfolgreichsten olympischen Teamsport Deutschlands eine Seltenheit darstell-ten.
"Vielleicht schafft dieser Schritt aber den nötigen Impuls, der elf Monate vor den Sommerspielen in Tokio wichtig ist, um unserem Anspruch, ein Medaillenkandidat zu sein, zu genügen“, sagte er. Für Tokio hat der DHB mit dem Bundesinnenministerium die Zielsetzung vereinbart, zwei Medaillen zu holen. "Ebenso wie wir Stefans fachliche Expertise schätzen, glauben wir an das Potenzial dieser Spielergeneration“, sagte Knuf.
Kehrt Altenburg als Bundestrainer zurück?
Ein Nachfolger soll zeitnah präsentiert werden, Sportdirektor Knuf wollte entsprechende Gespräche aber aus Respekt vor Kermas nicht vor der gütlichen Einigung führen. Ein Kandidat ist sicherlich Altenburg (38), der die U-21-Junioren im Sommer zum EM-Titel führte und mit Bronze in Rio seine Eignung bereits nachweisen konnte.
Aus der Bundesliga kämen Rot-Weiß Kölns Cheftrainer André Henning (35) oder Christoph Bechmann (47) vom Harvestehuder THC für eine mittelfristige Lösung bis Tokio 2020 infrage, beide sind jedoch im Verband nicht besonders wohlgelitten. Denkbar wäre auch Kais al Saadi (42), früherer Trainer der Damen und Herren des Uhlenhorster HC, der allerdings aktuell nicht mehr im Hockey tätig ist, sondern als Personalreferent im Stahlhandel arbeitet.
Weise oder Mülders wären eine Toplösung
Durchaus möglich also, dass sich der DHB an zwei mehr als verdiente Ex-Bundestrainer erinnert. Markus Weise (56), der mit den Damen 2004 und den Herren 2008 und 2012 (mit Kermas als Co-Trainer) Olympiagold holte, hat seine Tätigkeit beim Deutschen Fußball-Bund beendet und wurde zuletzt als leitender Stützpunkttrainer in Hamburg gehandelt.
Jamilon Mülders (43), der mit den Damen 2016 Olympiabronze gewann und danach nach China wechselte, ist zurück in Deutschland und seit diesem Monat sportlicher Berater des Mannheimer HC. Beide wären für die DHB-Herren eine Toplösung.