Hamburg. Deutschlands bester Tennisspieler könnte wieder am Rothenbaum spielen. Turnierdirektor Reichel ist optimistisch.

Als Peter-Michael Reichel am Dienstagmorgen in den Navigator seines Firmenwagens als Zielort Monte Carlo tippte, führte die spontane Dienstreise des Veranstalters des Herrentennisturniers am Rothenbaum in die Wahlheimat Alexander Zverevs. Der gebürtige Hamburger hatte Reichel am Wochenende signalisiert, dass sich über einen Start in Hamburg nun doch mit ihm verhandeln ließe.

Reichel (66) und seine Tochter Sandra (48), die Turnierdirektorin am Rothenbaum, hatten vor einem Monat wieder intensiveren Kontakt zu Zverev aufgenommen. Jetzt deutet vieles darauf hin, dass sich die Bemühungen lohnen könnten. „Wir arbeiten seit Wochen daran, Alexander nach Hause zu holen. Und wir hoffen, das Projekt bald positiv abzuschließen. Ich gehe optimistisch in die Gespräche“, sagte Peter-Michael Reichel dem Abendblatt.

Kommt Alexander Zverev zurück nach Hamburg?

Sagt Zverev zu, was auch eine Frage eines marktkonformen Startgeldes in mutmaßlich mittlerer sechsstelliger Höhe ist, würde das diesjährige Rothenbaum-Turnier, das am 20. Juli mit der Qualifikation beginnt, noch mal erheblich aufgewertet. Mit dem Österreicher Dominic Thiem (Nummer 4) und dem Italiener Fabio Fognini (9) hatten zuvor bereits zwei Weltklasseprofis mit den Reichels Verträge geschlossen. Ein Teilnehmerfeld mit drei Top-Ten-Spielern hatte es in Hamburg seit dem Verlust des Masters-Status 2008 nicht gegeben.

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Zverev (22) lehnte in den vergangenen zwei Jahren einen Aufschlag am Rothenbaum ab, weil er sich auf die nordamerikanische Hartplatzsaison vorbereiten wollte, die im August startet. Ein Sandplatzturnier würde daher nicht in seine Planungen passen. In der Woche nach Hamburg beginnt das Turnier in Washington, das Zverev zuletzt zweimal gewann. In diesem Jahr wird der Weltranglistenfünfte wegen Differenzen mit der dortigen Turnierdirektion wohl nicht in der US-Hauptstadt spielen.

Zverev spielte sein erstes Profimatch am Rothenbaum

Zverev hatte im Juli 2013 im Alter von 16 Jahren mit einer Wildcard am Rothenbaum das erste Profimatch seiner Karriere bestritten, verlor es in Runde eins gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Anschließend schloss der damalige Turnierdirektor Michael Stich mit Zverevs Manager Patricio Apey einen Fünfjahresvertrag, der dem Jungstar einen Platz im Hauptfeld garantierte.

2014 erreichte Zverev das Halbfinale, unterlag Spaniens Altmeister David Ferrer. Nach zwei Erstrundenniederlagen in den darauffolgenden Jahren zog Apey 2017 die Startzusage zurück. Begründung: Es habe nie eine bindende Vereinbarung gegeben, obwohl diese laut Stich per E-Mail existierte. Streitpunkt könnte aber auch ein angemessenes Startgeld gewesen sein, das Apey wohl vergeblich forderte.

Wäre die Rückkehr auf Sand sinnvoll für Zverev?

Die Frage, wie sinnvoll für Zverev eine Rückkehr auf Sand wäre, könnte für Diskussionen sorgen. Seinen einzigen Turniersieg in diesem Jahr hatte der ATP-Weltmeister beim Sandplatzturnier in Genf (Schweiz) unmittelbar vor den French Open in Paris gefeiert, wo er dann das Viertelfinale erreichte, dort aber gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic in drei Sätzen verlor.

Allerdings warnen manche Experten davor, dass Zverev in dieser Saison in der Hoffnung, über Spielpraxis in Topform zu kommen, zu viele Turniere gespielt habe. Daviscup-Teamchef Michael Kohlmann hatte nach dem Erstrunden-Aus am 1. Juli in Wimbledon gegen den Tschechen Jiri Vesely zu einer längeren Pause geraten: „Er sollte sich einen Trainingsblock gönnen, dann gut ausgeruht in die nordamerikanische Hartplatztour starten.“

Zverev: "Hamburg ist die Stadt, die für mich Heimat ist"

Andererseits hatte Zverev in den vergangenen Wochen in Interviews mit britischen Medien seine Verbundenheit zu seiner Geburtsstadt stets betont. „Hamburg ist die Stadt, die für mich Heimat ist. Dort fühle ich mich immer noch am wohlsten“, sagte der Wahl-Monegasse, der an Monte Carlo nicht nur die guten Trainingsbedingungen schätzt. Bei seinem Heimatturnier aufzuschlagen sei für ihn weiter eine Herzensangelegenheit, wegen des Termins und des Belags aber schwierig.

Kürzlich hatte er über einen Mittelsmann ein Gespräch mit Sportsenator Andy Grote (SPD) angeboten, um der Stadt seine Bereitschaft für einen dauerhaften Start am Rothenbaum zu übermitteln, sollte das Turnier künftig auf Hartplatz ausgetragen werden.

Zverev gab Apey die Schuld am Erstrunden-Aus in Wimbledon

Der Sinneswandel Zverevs, doch wieder einen Start auf Sand am Rothenbaum zu erwägen, dürfte auch darin begründet liegen, dass er sich im März von Apey getrennt hatte – trotz Vertrages bis 2023. Aktuell liegen beide Seiten in einem Rechtsstreit um Abfindungszahlungen in Millionenhöhe, der in Wimbledon derart eskalierte, dass Zverev die Schuld an seinem Erstrunden-Aus Apey zuwies. „Es ist abartig, was er tut, um mir zu schaden“, klagte er.

Tatsächlich hatte der Chilene für seinen Plan, Zverev zu einer globalen Marke aufzubauen, dessen Verbindungen zum deutschen Markt auf ein Minimum beschränkt, weil er deutsche Turniere nicht für wichtig befand. Nun, da Zverev aktuell ohne Management ist, könnte sich diese Sichtweise entscheidend geändert haben.

Eröffnungskonzert am Rothenbaum: Tennis meets Music am 21. Juli. Feiern Sie bei der Eröffnungsfeier der Hamburg European Open (20. bis 28. Juli) unsere Tennisstars und erleben Sie Max Giesinger und die Hamburger Goldkehlchen live. Tickets (30 und 20 Euro) gibt es unter hamburg-open.com/ticktes, in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, oder über die Hamburger-Abendblatt-Ticket-Hotline 040/30 30 98 98.

Impressionen aus Zverevs Karriere: