Hamburg. Das erste Wochenende der Galopp-Derbywoche in Horn hatte zu wenig Zuschauer, viel guten Sport und optimistische Veranstalter.

Während beim Hella-Marathon am Sonntag bei weit über 30 Grad das Wasser knapp wurde und mehrere Läufer kollabierten, geizte man in Horn auf der Galopprennbahn nicht mit Flüssigkeit. Nach jedem Rennen wurden die Pferde mit gefüllten Wassereimern und Wasserschläuchen empfangen, durften ihren Durst stillen und wurden von den Besitzern oder Pflegern abgespritzt. Sie vertrugen die Kombination von Hitze und Höchstleistung offenbar besser als ihre menschlichen Sportkollegen.

Es ist Derbywoche in Hamburg. Eine ganz besondere sogar. Am 7. Juli, dem Schlusstag der diesjährigen Veranstaltung mit insgesamt sieben Renntagen, wird das 150. Deutsche Derby gestartet. Und einer freut sich ganz besonders auf das Jubiläum: Markus Klug (43), einer der erfolgreichsten Trainer der Branche, der insgesamt schon dreimal das wichtigste Rennen in Deutschland für das Gestüt Röttgen gewinnen konnte, davon zuletzt mit Windstoß und Weltstar sogar zweimal in Folge.

In diesem Jahr allerdings stapelt er tief. Seine besten Derbypferde Accon, Dschingis First und Moonlight Man, drei von fünf, mögen das durch die heißen Tage harte Geläuf nicht. „Leider sieht es ja nicht nach viel Regen aus“, sagte er mit Blick auf die Wettervorhersage. Es wird also wohl nichts mit dem erwünschten tiefen Boden für seine Schützlinge.

4300 Zuschauer am ersten Renntag

Dass es der Wettergott wie schon im vergangenen Jahr zumindest an diesem ersten Rennwochenende extrem gut meinte, war für die Veranstaltung kein Vorteil. Nachdem am Sonnabend 4300 Zuschauer gekommen waren, war auch der Sonntag nicht viel üppiger besucht. 4000 Besucher lautete die offizielle Zahl. Sie verloren sich auf dem weitläufigen Gelände. Die Gründe lagen auf der Hand: Entweder hatten die hohen Temperaturen und die Ankündigung eines Sahara-Windes den einen oder anderen Pferdefan von einem Besuch der Rennbahn abgeschreckt, oder aber die Konkurrenzveranstaltungen in der Stadt hatten, wie schon befürchtet, ihren Tribut gefordert.

Weltmeisterschaft der Beachvolleyballer am Rothenbaum, der Halbmarathon und dann noch Harley Days, viel mehr geht nicht an einem Sonntag. „Früher war das anders“, sagt Susanne Putensen, die verantwortlich ist für die Präparierung des Geläufs. „Da haben alle Beteiligten mit der Stadt zusammengesessen und überlegt, wie man die Fülle an Veranstaltungen sinnvoll entzerrt. Das ist offenbar nicht mehr der Fall. Sehr schade ist das“ So hielten sich Beifall und Begeisterung rein lautstärkemäßig in Grenzen, als mit leichter Verspätung nach 17 Uhr das wichtigste Rennen an diesem Sonntag gestartet wurde: der Große Hansa Preis, dotiert mit 70.000 Euro.

Scheich ist angereist, um seine Pferde laufen zu sehen

Sechs Galopper lieferten sich ein spannendes Finish. Am Ende gewann French King, geritten von dem französischen Jockey Olivier Peslier und sicherte Besitzer, Abdullah bin Khalifa Al Thani, die Siegprämiein Höhe von 40.000 Euro. Und: Der Scheich ist sogar nach Hamburg gereist, um seine Pferde laufen zu sehen. Bei der Siegerehrung hatte Peslier dann größte Mühe, die drei unterschiedlich großen Pferde-Pokale händisch zu meistern, die ihm für diesen Sieg überreicht wurden. Zweiter wurde Royal Youmzain, 2018 einer der Favoriten aufs Blaue Band und auch dieses Mal unter Jockey Eduardo Pedroza geschlagen. Klugs Pferd Colomano belegte Platz drei.

Zuvor hatte es eine Überraschung für den Mann gegeben, ohne den die Hamburger Derbywoche undenkbar wäre: Albert Darboven (83), seit Jahrzehnten Mäzen des Traditionsevents und erfolgreicher Kaffeeunternehmer, wurde mit der goldenen Ehrennadel des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Zwischen zwei Rennen hatten Helfer auf die Schnelle neben der Rennbahn eine Art roten Teppich verlegt, die Jockeys standen mit ihren Reitgerten Spalier, einige Damen mit Hut sowie die Hostessen der Siegerehrungen hübschten das Ganze auf, ehe Albert Darboven, ganz Grandseigneur mit Anzug und Hut, zur Ehrung schritt, die eine Überraschung für ihn sein sollte.

Michael Vesper, der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes und aktuelle Präsident des Direktoriums, hielt eine kleine Laudatio. Ehrengast war Wiliam Newnes, jener Jockey, der für Albert Darboven 1989 mit Pik As den Derbysieg holte und von ihm herzlich umarmt wurde. „Pik As war der König“, sagte Vesper. „Albert Darboven ist der Herzkönig des Rennsports.“ Erstmalig wurde jemand ausgezeichnet, der nicht Vorsitzender des Präsidiums des Dachverbands ist.

260.000 Euro Wettumsatz am Sonnabend

Das Resümee des ersten Rennwochenendes fiel durch Eugen-Andreas Wahler, den Vorsitzenden des Renn-Clubs, zurückhaltend aus. „Wir haben nichts anderes erwartet“, sagte er angesichts der mauen Zuschauerresonanz. „Das kann man nicht schönreden. Wer nicht bei den anderen Großveranstaltungen ist, badet wahrscheinlich in der Ostsee. Und wer nicht hier im Osten wohnt, der hatte angesichts der katastrophalen Verkehrslage auch noch Schwierigkeiten, überhaupt hierherzukommen.“

Ilona Vollmers, die Schatzmeisterin der Galopper, äußerte sich ähnlich. 260.000 Euro Wettumsatz am Sonnabend bei neun Rennen seien zwar eine gute Zahl gewesen und hätten nach ihren Berechnungen im Verhältnis zum Etat sogar einen Mini-Überschuss bedeutet. „Aber das werden wir heute wahrscheinlich nicht schaffen“, sagte sie. Weil aber positives Denken sozusagen Kerngeschäft der kriselnden Galopperszene ist, fand sie optimistische Worte für die neue Woche. „Es soll nicht mehr so heiß sein“, sagte sie. „Außerdem sind die Rennen gut besetzt. Ich hoffe, wir kommen mit unseren Kalkulationen hin.“

Dass jede Derbywoche ein finanzielles Vabanquespiel ist, ist Grundlage der Planungen in jedem Jahr. Das weiß auch der Präsident. „Die Stimmung bei allen Beteiligten ist gut, nebenbei wird viel Wichtiges besprochen“, sagte er. Und hofft auf einen Mut machenden Satz am heutigen Montag beim Senatsempfang. „Vielleicht sagt ja jemand etwas zur Zukunft.“ Dass und wie es weitergeht zum Beispiel. Helfen würde es.